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Muslim darf Schützenkönig bleiben

Stefan Dege7. August 2014

Das Dorf Werl-Sönnern darf seinen muslimischen Schützenkönig behalten. Der Dachverband hatte ihn zunächst abgelehnt, erklärte sich aber nach scharfer Kritik zu einem Kompromiss bereit. Mehr als eine Provinz-Posse?

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Muslimischer Schützenkönig Mithat Gedik (Foto: Foto: Klaus Tomicek/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Werl-Sönnern liegt irgendwo zwischen Dortmund und Paderborn. Die dortige Schützenbruderschaft St. Georg erhielt in den vergangenen Wochen mehr Aufmerksamkeit als sonst. Kirchenmänner und Politiker bezogen Stellung. Presseleute fragten beim Vereinsvorstand nach, die Anti-Diskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung schaltete sich ein. Und sogar die britische "BBC" interessierte sich für den Fall.

Und das kam so: Schützenkönig des Dorfes ist Mithat Gedik. Beim Schützenfest Mitte Juli wurde er feierlich gekrönt. Die Leute mögen ihn in Sönnern, wo er seit Jahren lebt. Er ist mit einer katholischen Frau verheiratet, hat vier Kinder und hilft an den Wochenenden bei der Freiwilligen Feuerwehr. "Er ist ein Musterbeispiel an Integration", schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Aber er ist nun mal - Moslem.

Dachverband lehnt muslimischen Schützenkönig ab

So wurde Mithat Gedik unverhofft zum Zankapfel. Denn der Bund Deutscher Historischer Schützenbruderschaften - der Dachverband (BHDS), dem auch die Sönnerner Schützen angehören - wollte einen muslimischen Schützenkönig nicht akzeptieren. Die Schützenbruderschaften seien schließlich christliche Vereinigungen. Das stehe auch in der Satzung der St. Georg Bruderschaft von Sönnern. Das könne man nicht von über Nacht ändern, so Rolf Nieborg, der Sprecher des BHDS.

Muslimischer Schützenkönig Mithat Gedik (l.) mit seiner Ehefrau (Foto: Klaus Tomicek/dpa)
Mithat Gedik mit Ehefrau Melanie: Seine Schützkette darf er behalten, an überörtlichen Turnieren aber nicht teilnehmenBild: picture-alliance/dpa

Kritiker warfen dem Dachverband daraufhin Diskriminierung vor. Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Guntram Schneider etwa sprach von einem "Stück aus dem Tollhaus", das von "Provinzialität" zeuge. Ein gefundenes Fressen für die Medien: Journalisten landauf, landab hatten ihre Geschichte.

Verband: "Recht auf christliche Identität"

Der BHDS weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. Man möchte sich nicht als "intolerant" oder gar "integrationsfeindlich" abstempeln lassen. Vielmehr pocht der Verband auf sein "Recht auf christliche Identität". "Würden Nichtchristen in unseren katholischen Bruderschaften Mitglieder werden, bedeutete dies letztendlich, das Recht auf eigene Identität und Bindung zur katholischen Kirche aufzugeben", schreiben die Verbandsoberen in einer Erklärung.

Immerhin scheint jetzt ein Kompromiss gefunden: Schützenkönig Mithat Gedik muss seine Königskette, Zeugnis seiner Regentschaft, doch nicht abgeben. Aus "Respekt gegenüber dem Schützenbruder Mithat Gedik" werde man "ausnahmsweise keine Einwände gegen seine Königswürde in seiner Bruderschaft" erheben, erklärte der Verbandsvorstand. Allerdings darf Gedik nicht an überörtlichen Turnieren teilnehmen. Beim Bezirksschützenfest Ende August wird der Schützenkönig aus Sönnern somit fehlen.