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Muslimbrüder für Scharia in Ägypten

5. April 2012

Zunächst überraschten sie damit, nun doch einen eigenen Kandidaten für die Präsidentenwahl ins Rennen zu schicken: Jetzt treten die Muslimbrüder in Ägypten auch offen für die Durchsetzung des islamischen Rechts ein.

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Newly released deputy chairman of the Muslim Brotherhood Khairat al-Shater attends a pro-democracy rally at Tahrir Square in Cairo in this March 4, 2011 file photo. The Muslim Brotherhood's Freedom and Justice Party (FJP) named Shater, a deputy to the Brotherhood's leader and an accomplished businessman in Egypt, as its presidential candidate on March 31, 2012 for May's vote, its official Facebook page said. REUTERS/Mohamed Abd El-Ghany/Files (EGYPT - Tags: CIVIL UNREST POLITICS PROFILE ELECTIONS) - eingestellt von gri
Präsidentschaftskandidat der Muslimbrüder in Ägypten: Chairat al-SchaterBild: rtr

"Erstes und letztes Ziel" sei die Einführung der Scharia, erklärte der Präsidentschaftskandidat der ägyptischen Muslimbrüder, Chairat al-Schater, bei einer Veranstaltung der Religiösen Vereinigung für Rechte und Reformen. Er habe dabei zudem angekündigt, "eine Gruppe von Intellektuellen" zu gründen, um nach seiner Wahl zum Staatsoberhaupt das Parlament bei der Umsetzung des islamischen Rechts zu unterstützen, teilte die Organisation im Internet mit. Repräsentanten von Al-Schaters "Partei für Gerechtigkeit und Freiheit" (FJP) - auch im Ausland - mühten sich aber zu beteuern, dass nicht an die Errrichtung eines "Gottesstaats" gedacht sei.

Zunächst hatten die Muslimbrüder wiederholt erklärt, überhaupt keinen eigenen Bewerber für die Präsidentenwahl Ende Mai aufzustellen. Sie waren zu dem herrschenden Militärrat zunehmend auf Distanz gegangen. Mit der Nominierung Al-Schaters und dessen programmatischen Erklärungen wachsen die Befürchtungen säkularer Kräfte, dass die Islamisten in Ägypten die gesamte Macht im Staate übernehmen könnten. Die Muslimbruderschaft kontrolliert bereits das Parlament und das Gremium zur Ausarbeitung der neuen Verfassung.

Unterstützung auch von Salafisten?

Dem 61jährigen Geschäftsmann und Ingenieur werden beste Chancen eingeräumt, die Nachfolge des 2011 gestürzten Präsidenten Husni Mubarak anzutreten. Er gilt als erzkonservativ und volksnah. Wie viele der Muslimbrüder hatte auch Al-Schater in den vergangenen Jahren mehrmals im Gefängnis gesessen. Er kam kurz nach dem Sturz Mubaraks frei und spielte anschließend eine zentrale Rolle in der Wirtschaftspolitik. Ägyptische Medien berichteten, in der radikalen Partei der Salafisten gebe es inzwischen Diskussionen darüber, ob man nicht Al-Schater unterstützen solle. Nach Informationen der Agentur Associated Press wirbt dieser intensiv um ultrakonservative muslimische Geistliche, in dem er ihnen wesentlichen Einfluss und Mitspracherechte verspreche.

epa02614306 Egyptian senior member of the Muslim Brotherhood Khairat al-Shater (C) greets supporters as he joins tens of thousands of Egyptians gathered in Tahrir square, Cairo, Egypt, 04 March 2011. Protests continued in Cairo despite announcment by the Egyptian Armed Forces on 03 March appointing Sharaf to replace the controversial Ahmed Shafiq. Demonstrators are waiting for the rest of their demands to be met, including the release of all political prisoners and the lifting of the state of emergency. EPA/MOHAMED OMAR
Chairat al-Schater: Das künftige Staatsoberhaupt Ägyptens und Nachfolger Mubaraks?Bild: picture-alliance/dpa

Mit den jüngsten Erklärungen Al-Schaters scheinen sich auch die Einschätzungen des deutschen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert teilweise überholt zu haben. Der CDU-Politiker hatte nach einem Ägypten-Besuch noch am Mittwoch berichtet, Vertreter der Muslimbrüderschaft hätten ihm versichert, "keineswegs" einen religiösen Staat errichten zu wollen, sondern "im Gegenteil eine säkulare Verfassung" beschließen zu wollen. Es gebe keinen Grund zur Sorge, so Lammert.

SC/sti (rtr,afp,kna)