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Mächtiger Hurrikan hält auf Bermuda zu

13. Oktober 2016

Während nach dem Hurrikan "Matthew" die Hilfe für das verwüstete Haiti nur langsam anläuft, droht schon die nächste Katastrophe: Ein neuer Wirbelsturm bewegt sich auf die britischen Bermudainseln zu.

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Blick von der Internationalen Raumstation ISS auf einen Hurrikan über dem Atlantik
Blick von der Internationalen Raumstation ISS auf einen Hurrikan über dem AtlantikBild: Reuters/NASA/Alexander Gerst

An diesem Donnerstag wird der starke Hurrikan "Nicole" voraussichtlich das britische Überseegebiet Bermuda treffen oder streifen, wie das US-Hurrikan-Zentrum mitteilte. Auf den Inseln bereiteten sich Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte auf die Ankunft des Sturms der Kategorie 4 vor. "'Nicole' ist eine ernsthafte Bedrohung für Bermuda", sagte Sicherheitsminister Jeff Baron der Zeitung "Royal Gazette". "Es ist sehr wichtig, dass die Bewohner ihre Häuser sichern und sich vorbereiten."

Geschäfte, Büros und Schulen sollten bis mindestens Freitag geschlossen bleiben. Airlines sagten ihre Flüge nach Bermuda ab, der Bus- und Fährverkehr wurde eingestellt. "Niedrig liegende Gebiete könnten überschwemmt werden", sagte die Direktorin des Wetterdienstes, Kimberly Zuill.

Das Elend von der Drohne aus gesehen

In Haiti zeigt sich eine Woche nach dem schweren Hurrikan "Matthew" das ganze Ausmaß der Zerstörung. 1,4 Millionen Menschen in dem bitterarmen Karibikstaat brauchen dringend Hilfe. Auch die Zahl der Todesopfer stieg weiter. Nach Angaben des Zivilschutzes kamen 473 Menschen in dem Wirbelsturm ums Leben. In verschiedenen Medien war von deutlich höheren Opferzahlen die Rede. Rettungskräfte vor Ort sagten, die Zahl der Todesopfer werde voraussichtlich noch steigen.

"Die Verteilung der Hilfsgüter läuft nur langsam an", sagte Holly Frew von der Hilfsorganisation Care der Deutschen Presse-Agentur. In der Stadt Jérémie sei fast jedes Haus zerstört, die Menschen hätten nichts zu essen. "Die Hilfsgüter erreichen uns nach und nach, aber die Verteilung ist eine riesige logistische Herausforderung." Die US-Hilfsagentur USAID flog 480 Tonnen Hilfsgüter in die Region, aus Frankreich trafen zwei Transportflugzeuge mit Rettungskräften und Material in Haiti ein.

Zerstörungen in der Stadt Jérémie im Südwesten Haitis
Zerstörungen in der Stadt Jérémie im Südwesten HaitisBild: picture-alliance/dpa/UN/Logan Abassi

Zwei Lastwagen des Welternährungsprogramms (WFP) und anderer Hilfsorganisationen erreichten die besonders betroffenen Städte Port-Salut und Roche-à-Bateau, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Ladung reichte allerdings nicht aus, um die tausenden Bedürftigen zu versorgen.

Aufgrund der starken Beschädigung der Infrastruktur in der besonders stark betroffenen Region im Südwesten gelangen Lebensmittel, Wasser und Hygieneartikel nur langsam zu den Menschen. "Es gibt hier Dörfer, die lassen sich nur per Helikopter oder Boot erreichen", sagte Alexander Mauz vom Arbeiter-Samariter-Bund am Mittwoch nach einem Besuch im Süden. "Die Menschen sind verzweifelt. Sie haben ihre Häuser und ihre Ernte verloren. Auch eine Woche nach dem Sturm ist bei ihnen noch keine Hilfe angekommen."

Cholera-Patienten im Krankenhaus von Port-a-Piment
Cholera-Patienten im Krankenhaus von Port-a-PimentBild: Reuters/A.M. Casares

Den Rettungskräften bereitete vor allem die Cholera-Gefahr Sorgen. "Allein im Department Grand'Anse gibt es bereits 279 Fälle", sagte Care-Mitarbeiterin Frew. "Mindestens zehn Menschen sind schon gestorben."

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schickte eine Million Impfdosen gegen Cholera in das Katastrophengebiet. Allerdings müssten noch weitere Schritte gegen die Ausbreitung der Seuche unternommen werden, teilte die WHO mit. "Das Wichtigste ist, die Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen und die Abwasserentsorgung zu verbessern", sagte WHO-Cholera-Experte Dominique Legros.

Latrinen zerstört, Friedhöfe überschwemmt

"Das Wasser ist hochgradig kontaminiert, weil Latrinen zerstört und sogar ganze Friedhöfe überschwemmt wurden", sagte der Leiter von Caritas International, Oliver Müller. Die Durchfallerkrankung Cholera wird vor allem durch verschmutztes Trinkwasser ausgelöst.

Bei einer Cholera-Epidemie nach dem schweren Erdbeben 2010 waren mehr als 8500 Menschen an der Seuche gestorben. Wahrscheinlich hatten nepalesische UN-Blauhelmsoldaten die Krankheit nach Haiti eingeschleppt. Von den Folgen des Erdbebens, bei dem 250.000 Menschen ums Leben kamen, hat sich Haiti bis heute nicht erholt.

stu/se (afp, dpa)