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Brücke eingestürzt

2. August 2007

Im US-Bundesstaat Minneapolis ist mitten im abendlichen Berufsverkehr eine achtspurige Highway-Brücke über dem Mississippi eingestürzt. Die Ursache des Unglücks war zunächst unklar.

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Die eingestürzte Brücke, Quelle: AP
Die eingestürzte BrückeBild: AP

Nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke über den Mississippi in der US-Metropole Minneapolis werden mehr als 30 Todesopfer befürchtet. Die Behörden bestätigten bisher zwar nur vier Tote. Aber nach Polizeiangaben dürfte die Zahl der Opfer noch deutlich ansteigen. 20 Menschen waren am Donnerstag (2.8.07) noch vermisst; Familienangehörige versammelten sich am Flussufer in der Hoffnung auf ein Wunder. Mehr als 60 Verletzte wurden zur Behandlung in Krankenhäuser gebracht.

Bis zu hundert Fahrzeuge stürzten in den Fluss, Quelle: AP
Bis zu hundert Fahrzeuge stürzten in den FlussBild: AP

Die Brücke verband die Städte Minneapolis und St. Paul und brach am Mittwoch kurz nach 18 Uhr Ortszeit plötzlich in drei Abschnitten über dem Fluss zusammen. Bis zu hundert Fahrzeuge stürzten nach ersten Schätzungen in den Fluss oder wurden zwischen Beton und Metall eingekeilt. Andere blieben auf den einstürzenden Betonbahnen stehen, darunter auch ein Schulbus mit 60 Kindern. Mehrere Augenzeugen schilderten, es sehe aus "wie nach einem Erdbeben".

Unklar war zunächst, was die 40 Jahre alte Brücke zum Einsturz brachte, die den Mississippi in einer Höhe von 20 Metern überspannte. Der Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, betonte jedoch, die Brücke sei zuletzt im vergangenen Jahr inspiziert und dabei seien keine größeren Schäden an der Struktur festgestellt worden.

Ein Viertel der Brücken in schlechtem Zustand

In einem Bericht des Verkehrsministeriums von 2001 hieß es, die Brücke müsse in der näheren Zukunft nicht mit "abnutzungsbedingten Rissen" rechnen und müsse nicht vorzeitig ersetzt werden. Allerdings wies der Bericht auf die Korrosion der Stahlträger hin. Die Brücke sei nach den Regeln von 1961 gebaut worden, die überholt seien. Die US-Vereinigung der Bauingenieure warnte 2003, rund ein Viertel der Brücken im Land seien in ihrer Bauweise überholt und in einem schlechten Zustand. Zur Zeit des Zusammensturzes waren aber Bauarbeiten im Gange.

In einer ersten Reaktion schloss die US-Regierung einen Terroranschlag aus. Alle Zeichen deuteten auf "Probleme während der Bauarbeiten oder mit der Konzeption der Brücke hin", erklärte das Heimatschutzministerium.

"So unwirklich"

CNN zeigte dramatische Bilder von umgestürzten und zerquetschten Fahrzeugen, von Menschen, die sich verzweifelt auf dem eingestürzten Beton hielten, während Rettungsleute sie zu bergen versuchten. Aus dem geborstenen Beton stieg Rauch auf. Ein Schlepper brach in der Mitte auseinander und ging in Flammen auf. Auf einem der eingebrochenen Teilstücke, an die Brückenabsperrung gequetscht, stand auch der braungelbe Schulbus einer Kirchengruppe. Laut dem Roten Kreuz überlebten alle 60 Kinder das Unglück, zehn von ihnen mussten jedoch ins Krankenhaus gebracht werden

Die Brücke im Jahr 2005, Quelle: AP
Die Brücke im Jahr 2005Bild: AP

Der Augenzeuge Ramon Houge fuhr gerade selbst auf der Brücke, als der Boden vor ihm plötzlich nachgab. Er habe noch gesehen, wie Fahrzeuge in das braune Flusswasser stürzten. "Es wirkte so unwirklich", berichtete er der Lokalzeitung "Star Tribune". Noch sichtlich unter Schock erzählte ein anderer Mann CNN, wie er den Sturz in mehrere Meter Tiefe überlebte.

Zentraler Transportweg blockiert

Wegen der Reparaturarbeiten an der Brücke war zum Zeitpunkt des Unglücks in beiden Richtungen nur eine Fahrspur für den Verkehr freigegeben. Möglicherweise wurde dadurch eine noch größere Tragödie verhindert. In einigen Berichten hieß es, die Bauarbeiter hätten mit einem Presslufthammer gearbeitet, als die gigantische Konstruktion einbrach.

Der Einsturz stoppte einen zentralen Transportweg für Getreide im Wert von Milliarden von Dollar über den Mississippi. Ein Sprecher der US-Küstenwache sagte am späten Mittwochabend, die Wasserstraße sei auf acht Kilometern in beiden Richtungen vom Ort des Unglücks im Bundesstaat Minnesota aus gesperrt worden. (stu)