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Nach Peking 2008 ist vor London 2012

Andreas Ziemons18. Dezember 2008

In Peking war Deutschland Fünfter der Nationenwertung. Doch wurden erneut weniger Medaillen geholt, als bei den Spielen zuvor. 2012 in London soll die Bilanz wieder besser werden. Die Weichen sind bereits gestellt.

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Siegerehrung Kanu-Vierer der Damen
Jubelnde deutsche Goldmedaillengewinner: Solche Bilder soll es in Zukunft wieder öfter gebenBild: AP

41-mal gab es in Peking Edelmetall für die deutsche Mannschaft. Doch 16 Gold-, 10 Silber- und 15 Bronzemedaillen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der deutsche Sport stetig weniger Erfolge feiert. Der Deutsche Olympische Sportbund, DOSB, hat am Ende des Olympiajahres in einem 230-seitigen Bericht Bilanz gezogen. "Der olympische Leistungssport in Deutschland läuft Gefahr, den Anschluss an die Entwicklung im Weltsport zu verlieren", heißt es dort.

Zwar schnitt die deutsche Olympiamannschaft in Peking in der Nationenwertung – die sich nach der Anzahl der Goldmedaillen richtet – besser ab als 2004, doch fällt die Bilanz von DOSB-Generaldirektor Michael Vesper eher ernüchternd aus. "Wenn ich an die Leichtathletik denke mit einer Bronzemedaille, ans Schwimmen und Rudern, dann ist das schon sehr enttäuschend", sagt er und wird fast ein wenig sarkastisch: "Beim Boxen war die gute Nachricht, dass alle gesund nach Hause gekommen sind, aber sie hatten auch alle nur einen Kampf zu bestehen.“

210 Millionen Euro für den Sport

Positiv bewertet Vesper dagegen, dass der Verband die Konsequenzen für die Förderung der olympischen Sportarten schon vor Peking gezogen hat. Die Fördersystematik sei umgestellt worden auf ein modernes Instrument, die Zielvereinbarungen. "Es werden konkrete Ziele festgelegt – in der Tat auch Medaillenziele - auf dem Weg nach London", erklärt Vesper. Anhand des Einhaltens dieser Teilziele werde dann die Förderung definiert, um Anreize zu geben, besser zu werden.

Portrait Detlef Parr
Detlef Parr sitzt im Sportausschuss des BundestagesBild: picture-alliance/ dpa

Rund 210 Millionen Euro gehen aus dem Bundeshaushalt an den Sport. Wem das Geld zu Gute kommt entscheidet der Sport in Form des DOSB dann selbst. Das ist viel Geld, allerdings muss es auch unter vielen Fachverbänden aufgeteilt werden. Andere Länder investieren dagegen nur in wenige Sportarten, in denen sie dann fast all ihre Medaillen holen.

"Korea konzentriert sich auf fünf Sportarten, Großbritannien auf fünf Sportarten, Japan ebenso", analysiert Detlef Parr. Er ist Mitglied des Sportausschusses im Bundestag. "Alle diese Mitkonkurrenten konzentrieren sich auf fünf bis sechs Sportarten. Bei uns in Deutschland die Latte bei elf.“ Zu viele, um dauerhaft konkurrenzfähig zu sein? Der DOSB lehnt eine Konzentration auf nur wenige Sportarten ab. Zu wichtig seien sogenannte Basissportarten wie Turnen und Leichtathletik.

Beruf oder Sport?

Neben den Finanzen bereitet auch die berufliche Situation der Sportler Sorgen. Oft müssen sich die Athleten zwischen Beruf und Sport entscheiden. Gerade für Studenten, immerhin ein Drittel der Olympiamannschaft, soll die Förderung besser werden. "Wir fördern unsere Spitzenathleten an den Hochschulen zu wenig", bemängelt Parr. "Sie sind immer noch der Willkür von Professoren ausgesetzt, die die Athleten zu Prüfungen aus dem Training herausholen."

Daher werden nun Verträge mit sogenannten Partnerhochschulen des Sports geschlossen, auf denen Studierende sich neben dem Studium auch ganz ihrem Sport widmen können. Konkrete Kriterien was eine solche Hochschule leisten muss, fehlen aber bisher.

Motivationsschub durch "eigene" Spiele

Portrait Michael Vesper
Michael Vesper, Generaldirektor des DOSB

An einer weiteren Lösung für eine dauerhafte Verbesserung der deutschen Medaillenbilanz arbeiten der DOSB und sein Generaldirektor Michael Vesper auch schon. "Das beste Programm für eine Förderung von Spitzen- und Breitensport weltweit ist, dass die olympischen Spiele im eigenen Land stattfinden", sagt Vesper. "Und deswegen ist für uns die Bewerbung für die olympischen Spiele 2018 in München ungeheuer wichtig." Sie könne ein Konjunkturprogramm für den Sport werden. Für London 2012 käme das zwar zu spät, für eine rosige Zukunft des olympischen Sports in Deutschland aber nicht.