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Kunst

Nachhaltiges Design

10. Juni 2010

Sie mögen formschöne Produkte und wollen gleichzeitig die Umwelt schonen? Kein Problem - eine Ausstellung über grünes Design aus Berlin und Skandinavien zeigt, wie's geht.

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Modell der Kraken-Boje (Foto: BerliNordik)
Modell der Kraken-BojeBild: BerliNordik

Die Boje erinnert ein bisschen an einen Besen, allerdings mit einem kurzen Stiel, schlicht geformt wie ein in die Länge gezogenes Meeresschneckenhaus. Die Borsten gleichen Tentakeln einer Krake und sind aus einem weichen, weißen Material. Dieses Designstück des Norwegers Adrian Paulsen adressiert die Verschmutzung der Meere. "Ich habe eine Boje entwickelt, die mit einem Farbcode nicht nur signalisiert, wann ein gewisses Verschmutzungslevel erreicht ist, sondern auch darauf reagieren kann, indem sie gleich einen Teil der Aufräumarbeiten erledigt", erklärt Paulsen.

Diese Aufräumarbeiten kann die Boje dank ihrer Tentakel bewerkstelligen, die unter der Wasseroberfläche schwimmen und mit einer neuartigen Nano-Technologie beschichtet. Im Prinzip funktioniert dieser Teil der Boje wie ein Schwamm, nur dass nicht Wasser, sondern Schmutz aufsaugt wird. Der Teil, der oberhalb der Wasserfläche schwimmt, leuchtet in verschiedenen Farben von blau bis orange, je nachdem wie stark die Verschmutzung ist.

Die Bojen von Adrian Paulsen in verschiedenen Farben im Wasser (Foto: BerliNordik)
Die Bojen von Adrian Paulsen: Die Farben zeigen das Ausmaß der Wasserverschmutzung anBild: BerliNordik

Umweltkatastrophe als Ideengeber

Die Idee dazu hatte der 23-jährige Adrian Paulsen letzten Sommer. Vor der norwegischen Küste sank damals ein Öltanker, der unter anderem auch einen der beliebtesten Strände verseuchte. "Ich war einen Tag nach dem Unglück da und habe gleich darauf überlegt: Was kann ich mit meinen Kenntnissen dazu beitragen, um unsere Meere zu reinigen?"

Erst letzte Woche hat der Norweger mit dem Bojen-Projekt seinen Abschluss in "Industrial Design" in Oslo gemacht. Das Design und vor allem die Idee dahinter überzeugte nicht nur seine Professoren, sondern auch das Team von "BerliNordik". Paulsen gehört zu den zehn Designern, die anlässlich des Internationalen Design Festivals in Berlin in einer eigenen Ausstellung vorgestellt werden.

Seife aus Frittenfett

Adrian Paulsen aus Oslo(Foto: BerliNordik)
Adrian Paulsen aus OsloBild: BerliNordik

"Das Thema Nachhaltigkeit verfolgt uns heutzutage in allen Lebenslagen", sagt Kirsten Jurchen, Initiatorin von "BerliNordik". "Und eben auch im Produktdesign. Wir wollen zeigen, dass Design auch wirklich etwas bewirken kann." Neben Paulsens Boje sind im "Internationalen Design Zentrum" neun weitere wegweisende und zum Nachdenken anregende Produkte zu sehen. Darunter auch eine wohlriechende Seife der schwedischen Designer "Apokalps Labotek", die aus altem Fritierfett von Imbissständen besteht, oder auch die Lampe "Malva" des Berliner Designbüros "ett la benn", hergestellt aus Zellulose und Viskose. Der Clou: Will man die Lampe nicht mehr haben, kann man sie ganz leicht entsorgen. In Wasser eingetaucht, löst sie sich einfach auf.

Die Vernetzung der Berliner Kreativszene mit skandinavischen Designern, die hinter "BerliNordik" steht, liegt auf der Hand, sagt Kirsten Jurchen. Die Länder liegen nicht nur geografisch nah beieinander. "In Deutschland gibt es eine gewisse Affinität zu skandinavischem Design und sei es nur durch den Einkauf bei IKEA. Und andersherum hat Berlin eine unheimliche Sogwirkung auf die Skandinavier." So soll Berlin nach Helsinki die zweitgrößte "finnische Stadt" weltweit sein - so viele Finnen wohnen hier.

Fahrrad, dazu zu einem Teil aus Holz besteht (Foto: BerliNordic)
Bild: BerliNordik

Fahrrad auf dem Holzweg

Diese Vernetzung von deutschem und skandinavischem Design findet auch der deutsche Designer Arndt Menke ziemlich spannend. Er hat dank "BerliNordik" bereits einige interessante Kollegen aus Nordeuropa kennengelernt, mit denen er in Kontakt bleiben will. Sein Designstück in der Ausstellung: ein Fahrrad, das zu einem Teil aus dem regenerativen, ökologischen Material Holz besteht. Wie auch bei seinem norwegischen Kollegen Paulsen eine Abschlussarbeit, in seinem Fall im Fach Produktdesign an der Universität der Künste in Berlin.

Und noch eins haben die Produkte gemeinsam: Beide sind Prototypen. Eine Produktion und damit der Verkauf der Ideen ist bislang noch nicht geplant. Doch die beiden Designer haben einen langen Atem und glauben an ihr grünes Design. "Das Problem mit diesen Produkten ist", so Arndt Menke, "dass sie zunächst einmal sehr teuer in der Entwicklung und Produktion sind. Auf der anderen Seite ist es aber für mich auch der Versuch, ein rundum perfektes Designprodukt zu kreieren. Das ist für mich das Spannende daran."

Autorin: Nadine Wojcik

Redaktion: Petra Lambeck