1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Nachhaltigkeit im Kopf

Svenja Üing 6. April 2009

Wie bewegt man die Menschen weltweit zu nachhaltigem Handeln? Darum ging es bei der UNESCO-Bildungskonferenz in Bonn. Mit auf der Agenda: die Frage der Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung und Management an Hochschulen.

https://p.dw.com/p/HRIl
Die Petronas Twin Towers in Kula Lumpur. Einmal mit Strom und einmal ohne.
Licht aus - So einfach ist Nachhaltigkeit!Bild: AP

Die Idee ist im Prinzip simpel: Warum nicht einfach zwischen Weihnachten und Silvester in allen Universitätsgebäuden die Heizung ein paar Grad runterschalten und damit Energie und somit bares Geld sparen? Die Leuphana Universität in Lüneburg hat das ausprobiert und damit Heizkosten "im fünfstelligen Eurobereich gespart", erzählt Maik Adomßent vom Institut für Umweltkommunikation der Uni Lüneburg. Lernen können die Studierenden bei Bedarf dennoch in den Gebäuden. Sie müssen lediglich ein kleines Heizgerät für ihren Arbeitsplatz anfordern.

Umweltschonend Geld sparen

Präsentation von einem Projekt aus Kuwait während der UNESCO-Konferenz
Mehr soziale Verantwortung - dann hört die Erdkugel auch mit dem Weinen aufBild: DW / Samarkaram

Die Idee für die umweltfreundliche Sparmaßnahme hatte die hauseigene Umweltkoordinatorin der Uni Lüneburg, eine Hochschule, die sich das Thema Nachhaltigkeit seit den 1990ern auf die Fahnen schreibt. Vorangetrieben werden die Konzepte für mehr ökologische, ökonomische und soziale Verantwortung in Hochschulmanagement und Lehre insbesondere vom Institut für Umweltkommunikation, an dem Maik Adomßent tätig ist, und vom UNESCO-Lehrstuhl für Umweltbildung. Um nachhaltige Entwicklung in der Breite der Lehre zu etablieren, gibt es hier seit zwei Jahren zudem ein spezielles Bachelorprogramm, bei dem alle Studienanfänger das Modul "Verantwortung in der Gesellschaft" belegen müssen.

Das Bachelorstudienmodell der Uni Lüneburg würde die Deutsche UNESCO-Kommission mit Sitz in Bonn gerne bundesweit sehen. Denn die Studierenden von heute sind die Entscheidungsträger von morgen, sagt Alexander Leicht, Leiter des Sekretariats der UN-Bildungsdekade. Deshalb stand die Frage nach der Nachhaltigkeit an Hochschulen mit auf der Agenda der UNESCO-Konferenz "Bildung für nachhaltige Entwicklung" im Bonner World Conference Center. 700 geladene Gäste aus 150 Ländern, darunter auch etwa 50 Bildungsminister, haben dort drei Tage lang beraten, wie das Bewusstsein der Menschen rund um den Globus für Themen wie Wasserversorgung, Klimawandel und AIDS-Prävention geschärft werden kann.

Nachhaltig Lernen

An deutschen Hochschulen gibt es heute rund 300 Studienmöglichkeiten im Bereich nachhaltige Entwicklung. Darunter einzelne Fächer oder Studienmodule, aber auch komplette Studiengänge. Doch systematisch ist das Thema Nachhaltigkeit an den Hochschulen hierzulande noch nicht verankert, kritisiert Gerhard de Haan, Zukunftsforscher an der FU Berlin und Vorsitzender des Nationalkomitees der UN-Dekade für nachhaltige Entwicklung, die noch bis 2014 läuft. Die wichtigen Nachhaltigkeitsthemen würden heute in den außeruniversitären Instituten erforscht. Die Hochschulen selbst arbeiteten dafür noch immer zu wenig interdisziplinär, sagt Gerhard de Haan.

Nachhaltigkeit im Chemielabor

Die Technische Universität Braunschweig macht vor, wie man dennoch auch in einzelnen Fächern nachhaltig lehren und lernen kann. So verwenden die Studierenden der Fächer Chemie, Biologie, Physik, Pharmazie und Medizin in anorganischen Chemiekursen vor allem nicht-giftige und nachhaltige Substanzen wie Zucker oder Stärke für ihre Versuche. Damit Dozenten und Studierende weltweit diese Versuche "nachkochen" können, veröffentlicht die TU Braunschweig ihr Wissen über "Nachhaltigkeit im organischen Praktikum" im Internet. In Englisch, Deutsch und Italienisch stehen die Texte derzeit online. In Kürze sollen viele andere Sprachen hinzukommen, darunter Arabisch, Portugiesisch und Kisuaheli, sagt Susanne Stach-Pieper vom International Office der Universität Lüneburg. "Wir wollen mit dieser Plattform erreichen, dass auch Studierenden in Entwicklungsländern mit einfachen Laborgeräten und wenig Geld die Versuche selbstständig durchführen können."