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Nahost: Über Grenzen, Feindseligkeiten und Vorurteile hinweg

Nicole Kuhn12. August 2003

Deutsche, israelische, palästinensische und jordanische Wissenschaftler haben sich zusammengetan, um das Wasserproblem in Nahost anzugehen.

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An dem Konfliktthema Wasser reiben sich seit Jahrzehnten die politischen Parteien der Region: Israelis, Jordanier und Palästinenser. Denn: Trinkwasser ist knapp. Während die Israelis Golfplätze bewässern und Gärten anlegen, sitzen viele Palästinenser auf dem Trockenen.

Zumindest von wissenschaftlicher Seite wurden die Differenzen überwunden: Seit 1997 arbeiten in einen Projekt deutsche, israelische, jordanische und palästinensische Forscher daran, das Wasserproblem zu lösen. Doch zunächst musste sich die Gruppe zusammenraufen, wie Heinz Hötzl, der Koordinator des Projektes erzählt: "In der Vergangenheit gab es sehr stark konkurrierende Interessen. Zum Beispiel durften die Palästinenser seit 1967 in ihren Gebieten kein zusätzliches Trinkwasser erschließen, während für israelische Siedlungsgebiete neue Brunnen gebaut wurden. Mit solchen Dingen haben wir uns natürlich am Anfang beschäftigt. Dann haben wir uns relativ schnell darauf geeinigt, dass wir von der wissenschaftlichen Seite zeigen müssen, wie Wasser sinnvoll genutzt werden kann und dass wir uns darauf konzentrieren müssen."

Die wissenschaftliche Seite

Ein großes Probleme ist der hohe Verbrauch von Wasser: Dadurch, dass das Wasser so stark genutzt wird und viel verdunstet, droht das Wasser zu versalzen. Versalzenes Wasser ist zum Trinken und zum Bewässern der Felder aber unbrauchbar. Zudem sinkt das Grundwasser durch starken Verbrauch immer mehr ab, ohne dass neues hinzukommt. So suchen die Forscher nun nach anderen Wasserquellen: An einigen Stellen vermischt sich im Untergrund trinkbares Süßwasser mit Salzwasser. Dieses Süßwasser wollen die Wissenschaftler nun abfangen, bevor es sich vermischt, und nach oben pumpen.

Bei der Arbeit ist die Politik in den Hintergrund getreten - Freundschaften sind entstanden. Heinz Hötzl erinnert sich: "Mich hat es zum Beispiel sehr gefreut, dass, als die Israelis bestimmte Regionen besetzt hatten, meine israelischen Partner die palästinensischen Kollegen zum Teil wöchentlich angerufen haben, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen und sich für sie auch direkt eingesetzt haben."

Arbeit mit Hindernissen

Auf der einen Seite läuft das Projekt so gut, dass das deutsche Forschungsministerium bereits die zweite Phase des "German-Israeli-Jordanian-Palestinian Joint Research Program" finanziert hat. Auf der anderen Seite kämpfen die Wissenschaftler mit Schwierigkeiten, die durch die politische Situation entstehen. Das Forschungsgebiet der Gruppe liegt zum Teil im Westjordanland und damit im Konfliktgebiet. Somit mussten Untersuchungen verschoben und Treffen nach Deutschland verlegt werden. Dadurch, dass die Wissenschaftler nicht immer Zugang zu ihren Messstationen hatten, sind Geräte ausgefallen und Daten verloren gegangen. Büros, die in besetzten Gebieten lagen, wurden zum Teil ganz zerstört.

Vorbild für den Frieden

Die Leute in der Region reagieren zum Teil recht skeptisch darauf, dass ihre Landsleute mit der vermeintlichen Gegenseite zusammenarbeiten. Heinz Hötzl sieht darin trotzdem ein Vorbild für den Frieden: "Mit gemeinsamen Projekten können wir zeigen, dass es ein friedliches Nebeneinander geben kann, dass man sich anfreunden kann, trotz den Dingen, die in der Vergangenheit passiert sind und dass Zusammenarbeit eine Notwendigkeit für die Region ist."