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Namensstreit zwischen Skopje und Athen schwelt weiter

15. September 2005

Vor zehn Jahren haben Mazedonien und Griechenland ein Interims-Abkommen unterzeichnet, das zwar zur Normalisierung der Beziehungen führte, aber den Namensstreit ausgeklammerte. Auch heute ist noch keine Lösung in Sicht.

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Der mazedonische Premier Vlado Buckovski will Verhandlungen mit GriechenlandBild: dpa

Seit der Unabhängigkeitserklärung Mazedoniens von 1991 streiten sich die Regierungen in Skopje und Athen um den Namen des Landes. Deshalb wurde es auch 1993 nicht unter dem in der Verfassung verankerten Namen "Republik Mazedonien" in die Vereinten Nationen aufgenommen, sondern unter der provisorischen Bezeichnung "Ehemalige Jugoslawische Teilrepublik Mazedonien" (FYROM).

112 Staaten erkennen "Mazedonien" an

Als Polen vor wenigen Tagen als 112. Staat die Republik Mazedonien unter diesem offiziellen Namen anerkannte, gab es wieder einmal Proteste aus Griechenland. So war es auch, als im Herbst 2004 die USA diesen Schritt unternahmen und damit das Signal gaben, dass der Streit endlich beigelegt werden soll.

Griechenland beansprucht den Namen Mazedonien als Teil seines historischen Erbes: Eine nördliche Provinz trägt diesen Namen. Hier wurde Alexander der Große geboren, der über ein großes Reich herrschte. Wenn nun das nördliche Nachbarland den Namen "Republik Mazedonien" trüge, so die Befürchtung in Athen, könne es vielleicht einmal territoriale Ansprüche auf die griechische Provinz geltend machen.

Mazedonische Zugeständnisse

Mazedonien Flagge
Mazedonische Flagge

Mazedonien änderte Teile der Verfassung und reduzierte die ursprünglich 16 Strahlen des antiken Sonnensterns in der Nationalflagge - ein Symbol der Dynastie des Vaters von Alexander dem Großen - auf acht. Daraufhin kam es am 13. September 1995 zu einem Interims-Abkommen zwischen beiden Staaten. Darin verpflichtete sich die mazedonische Seite dazu, sich nicht für die Rechte der mazedonischen Minderheit in Griechenland einzusetzen und die mazedonischen Ortsnamen in Nordgriechenland nicht mehr zu verwenden. Die Namensfrage selbst wurde jedoch ausgeklammert. Dieser Streitpunkt wird seit einiger Zeit bei den Vereinten Nationen in New York verhandelt. In den letzten zehn Jahren haben sich die Beziehungen entspannt: Heute sind Griechenland und Mazedonien wichtige Wirtschaftspartner.

Neue Lösungsvorschläge

Seit April dieses Jahres liegt in New York auch ein neuer Namensvorschlag auf dem Verhandlungstisch: "Republik-Mazedonien-Skopje". Während sich Griechenland dafür ausgesprochen hat, wurde in Mazedonien der Vorschlag zurückhaltend aufgenommen. Ein mazedonischer Gegenvorschlag sieht vor, dass der Name "Republik Mazedonien" allgemein in der internationalen Kommunikation genutzt werden soll, Griechenland aber intern und bilateral eine andere Bezeichnung verwenden kann, die gemeinsam mit Mazedonien vereinbart wird. Der mazedonische Premierminister Vlado Buckovski versichert aber: "Wir akzeptieren weiterhin, dass die Gespräche in New York intensiver geführt werden. Wir sind bereit, verstärkt zu verhandeln und suchen die Partnerschaft mit Griechenland, weil das Land unser wichtigster Nachbar ist."

"Republik Mazedonien" setzt sich durch

International findet sich seit geraumer Zeit statt des provisorischen Namenskürzels "FYROM" immer häufiger der Name "Mazedonien". Zahlreiche Länder verwenden die Bezeichnung "Republik Mazedonien" bereits offiziell. Griechenland hat bisher jedoch verhindert, dass dieser Name auch von der EU und der NATO akzeptiert wird. Zeitweise hat es auch offen gedroht, eine EU-Mitgliedschaft Mazedoniens wegen des Namensstreits blockieren zu wollen.

Aber in der EU mehren sich die Sympathien für die Haltung Skopjes. Auch die deutsche EU-Abgeordnete Uta Zapf setzt sich dafür ein, Mazedonien unter dem selbst gewählten Namen anzuerkennen: "Wenn sie ganz genau hingucken, gibt es eine schleichende Gewöhnung, nicht mehr diesen unsäglichen Namen FYROM zu gebrauchen. Also ist es wirklich nur noch eine Frage, dass man mal einen internationalen Vorstoß macht, um dort öffentlich dafür zu werben. Das ist das, was ich von meiner Regierung erwarte."

Elena Simonovska
DW-RADIO/Mazedonisch, 13.9.2005, Fokus Ost-Südost