1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Nationalelf Jahresbilanz

16. November 2011

Bei der EM 2012 will die deutsche Nationalmannschaft nicht nur ins Finale einziehen, sondern dort auch triumphieren. Ein Titel soll endlich wieder her. Die Bilanz des Jahres 2011 ist verheißungsvoll.

https://p.dw.com/p/139g3
Die deutschen Nationalspieler Bastian Schweinsteiger (l.), Mesut Özil und Thomas Müller (r.) bejubeln einen Treffer. (dpa)
Jubel auch bei der EM 2012?Bild: picture-alliance/dpa

Mit den Test-Länderspielen gegen EM-Gastgeber Ukraine (3:3) und Vize-Weltmeister Niederlande (3:0) hat die deutsche Nationalmannschaft ihr äußerst erfolgreiches Fußball-Jahr 2011 abgeschlossen. Die beeindruckende Bilanz: In 13 Spielen gab es neun Siege, drei Unentschieden und nur eine Niederlage. Zudem beendete die deutsche Auswahl die Qualifikation für die EURO 2012 in Polen und der Ukraine mit zehn Siegen in zehn Spielen - das gab es noch nie in der Historie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Selbst als es in der Qualifikationsgruppe um nichts mehr ging, feierte das Team von Bundestrainer Joachim Löw noch 3:1-Erfolge in der Türkei und gegen Belgien. "Man hat gesehen, dass die Mannschaft nach wie vor hungrig ist. Sie will jedes Spiel gewinnen", stellte Löw fest. So auch die Partie in Hamburg gegen Erzrivale Niederlande. Beim souveränen 3:0 gelang auch ohne die Topspieler Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger ein zauberhafter Jahresabschluß.

Letzter Triumph 1996

Bundestrainer Joachim Löw (r.), Co-Trainer Hans-Dieter Flick und Torwartrainer Andreas Köpke (l.). (Foto: dapd)
Das erfolgreiche Löw-TeamBild: dapd

Riesengroß ist die Euphorie um das junge deutsche Nationalteam. Nicht wenige Experten vergleichen es schon mit der Klasse der Weltmeister von 1990 oder der Europameister von 1972. "Es ist die beste deutsche Nationalmannschaft seit langem. Und zwar, weil sie auch einen neuen, offensiven Spielstil hat. Der FC Barcelona hat diesen neuen Fußball vorgegeben", schwärmte Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer. Doch letztendlich wird auch diese Mannschaft nur an einem gemessen: an einem großen Titel. Der letzte Triumph liegt schon 15 Jahre zurück. Der heutige DFB-Teammanager Oliver Bierhoff machte ihn 1996 mit seinem Golden Goal im EM-Finale von in London beim 2:1 in der Verlängerung gegen Tschechien perfekt.

Danach gab es das verlorene WM-Endspiel 2002 gegen Brasilien (0:2), dritte Plätze bei den WM-Turnieren 2006 und 2010 sowie das 0:1 im EM-Finale 2008 gegen Spanien. Doch solche Platzierungen reichen nicht mehr: "Es wird Zeit, dass Deutschland mal Europameister wird", sagte Real-Madrid-Profi Mesut Özil. "Wir waren zuletzt immer im Halbfinale oder Finale. Am Ende haben wir dann versagt. Doch jetzt bin ich positiver Dinge, weil wir eine sehr junge Mannschaft haben, die erfolgshungrig ist", erklärte Özil.

Vor allem spielerisch hat die Nationalmannschaft einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. "Unser Vorteil ist, dass wir jetzt viele Alternativen im Kader haben. Wir haben eine breitere Basis, und es gibt mehr Konkurrenz", sagte Löw, der auf zahlreiche Talente zurückgreifen kann. "Die hervorragende Arbeit, die die Vereine in den Leistungszentren leisten, hat sich ausgezahlt. Die jungen Spieler sind viel besser ausgebildet." Doch Löw mahnte auch zur Vorsicht: "Selbstzufriedenheit oder gar Größenwahn sind nicht angebracht.

Bis auf die Abwehr alles Top

In den letzten beiden Partien des Jahres gegen die Ukraine und die Niederlande waren noch einmal Experimente angesagt: Der Bundestrainer nutzte die Spiele,um mit Blick auf die EM 2012 vor allem taktisch Varianten auszuprobieren. So gab es in Kiew im Mittelfeld den ersten gemeinsamen Auftritt der Jungstars Mesut Özil und Mario Götze. Die beiden Supertechniker kamen aber gemeinsam nicht richtig zur Entfaltung. Gegen die Niederlande hingegen agierte Özil wieder überragend als Regisseur, während Hoffnungsträger Götze als Einwechselspieler keine Akzente setzen konnte.

Bundestrainer Joachim Löw (r.) beobachtet Mario Götze und Mesut Özil nach deren Auswechslung in Kiew. (Foto: dapd) Foto: Oliver Lang/dapd
Vor allem auf Özils (l.) und Götzes (M.) Ballkünste ruhen die Hoffnungen des BundestrainersBild: dapd

Zu sehen war in Kiew erstmals auch die Dreierabwehrkette, die allerdings vor allem für Verwirrung in den eigenen Reihen sorgte. "Ich habe die Dreierkette deswegen getestet, um den Ernstfall zu proben", erklärte der Bundestrainer. Falls man bei der EM-Endrunde im kommenden Sommer in einem Spiel durch einen Platzverweis in Unterzahl geraten würde, müsse es einen Plan B geben, erläuterte Löw. Weiterhin Sorgen bereitet aber auch die Vierer-Abwehrreihe. So blieb der WM-Dritte beim Spiel gegen die Niederlande zwar endlich einmal wieder ohne Gegentreffer, dennoch scheint hier Löw noch keine Stammformation gefunden zu haben. "Attraktives Spiel und Offensivkraft sind mir wichtig. Doch auch die gesamte Defensivarbeit muss stimmen. Da ist noch einige Feinarbeit zu leisten", betonte Löw.

Im Tor absolvierte Ron-Robert Zieler vom Bundesligisten Hannover 96 sein Debüt im DFB-Trikot. Der junge Torwart war zugleich ein Jubilar. Als 50. Profi kam Zieler zu seinem ersten Länderspiel unter Löw. Es dürfte trotz der drei Gegentore nicht sein letztes gewesen sein. Hinter der deutschen Nummer 1, Manuel Neuer vom FC Bayern München, und dem Bremer Tim Wiese darf sich Ziegler berechtigte Hoffnungen auf ein EM-Ticket machen.

Deutschland nicht gesetzt

Deutschlands Spieler Holger Badstuber (hintere Reihe v.l.), Mario Gomez, Dennis Aogo, Mats Hummels. Sami Khedira, Toni Kroos, Jerome Boateng, Christian Traesch (vordere Reihe v.l.), Torwart Ron-Robert Zieler, Mario Goetze und Mesut Oezil posieren zum Gruppenfoto in Kiew. (Foto: dapd)
Ganz sicher nicht die Startelf für die Europameisterschaft 2012Bild: dapd

Für das EM-Jahr 2012 kündigte der Bundestrainer seinen Kandidaten einen harten Kampf um die 23 Endrunden-Tickets an: "Wir haben einen großen Kreis von etwa 30 Spielern, die unsere Ansprüche und Vorstellungen erfüllen. Deshalb wird es einige Härtefälle geben." Zu Löws absoluten Stützen im Team gehören Torhüter Neuer, Kapitän Lahm und der "emotionale Leader" Schweinsteiger sowie Özil. Daneben habe das DFB-Team auch in Toni Kroos, Sami Khedira, Thomas Müller oder Simon Rolfes Spieler, "die in der Lage sind, Akzente zu setzen", betonte Löw. Und im Sturm gebe es ein "Luxusproblem", meinte zuletzt Franz Beckenbauer angesichts der Klasse von Miroslav Klose und Mario Gomez.

Die Berufung des Kaders wird Löw im Mai des kommenden Jahres vornehmen. Zuvor hat er noch einen Test am 29. Februar 2012 in Bremen gegen Frankreich. Zwei weitere Testspiele gegen noch nicht benannte Gegner wird die DFB-Auswahl im Mai bestreiten. Obwohl Deutschland zu den Topfavoriten bei der EURO 2012 in Polen und der Ukraine zählt, ist der WM-Dritte bei der Auslosung der Vorrundengruppen am 2. Dezember in Kiew nicht im Topf der besten vier Teams. Das sind neben den beiden Gastgebern noch Welt- und Europameister Spanien und Vizeweltmeister Niederlande. Daher droht eine schwere Gruppe - etwa mit Titelverteidiger Spanien, Schweden und Frankreich. "Natürlich wünscht man sich eine gute Gruppenauslosung", sagte Teammanager Bierhoff, "aber wir machen uns relativ frei von Wünschen. Wir können jeden schlagen."

Autor: Arnulf Boettcher
Redaktion: Wolfgang van Kann

Wahrscheinlich im EM-Kader: Manuel Neuer, Tim Wiese, Philipp Lahm, Holger Badstuber, Jerome Boateng, Per Mertesacker, Mats Hummels, Sami Khedira, Toni Kroos, Bastian Schweinsteiger, Mario Götze, Mesut Özil, Thomas Müller, Lukas Podolski, Andre Schürrle, Mario Gomez, Miroslav Klose.

Noch unsicher: Rene Adler, Ron-Robert Zieler, Benedikt Höwedes, Dennis Aogo, Marcel Schmelzer, Christian Träsch, Sven Bender, Lars Bender, Ilkay Gündogan, Simon Rolfes, Kevin Großkreutz, Marco Reus, Lewis Holtby, Cacau.