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Welche Sportarten die Menschen in den einzelnen Staaten begeistern

Cathrin Brackmann22. Mai 2009

Der Sport hat heute viele Funktionen: in der Freizeit oder im Wettkampf, zur Völkerverständigung, aber der Sport kann auch eine Möglichkeit sein, um sich mit seiner Nation oder seiner Region besonders zu identifizieren.

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Als Nationalsportart gilt eine Sportart mit der sich viele Menschen eines Staates oder einer Region besonders identifizieren könnenBild: picture-alliance/dpa

Nationalsportart – unter diesem Begriff findet man im Lexikon folgende Beschreibung: Als Nationalsport wird eine Sportart bezeichnet, die von einem Staat oder einer bestimmten Region als besonders wichtig und typisch erachtet wird. Das ist ziemlich kurz und ziemlich wenig. Dr. Thomas Horky ist Sportwissenschaftler und hat sich mit Nationalsportarten auseinandergesetzt. Und er weist darauf hin, dass es keine wirkliche Definition gibt. Allerdings kann man schon sagen, dass sich Nationalsportarten über die nationale oder regionale Identität in den jeweiligen Ländern definieren. Dabei ist nicht automatisch die populärste Sportart eines Landes auch gleichzeitig Nationalsportart. In Deutschland allerdings ist der Fußball alles: Volkssportart, Mediensportart und Nationalsportart.

Erfinder des Fußballs

Das gleiche gilt für Großbritannien, dass als Mutterland des Fußballs bezeichnet wird. 1848 verfassten Studenten der Universität Cambridge die ersten Fußballregeln. 1857 wurde der erste Fußballklub der Welt, der Sheffield F.C. gegründet. Und seit 1863 gibt es in London die Football Association (FA): ihr umfangreiches Regelwerk hat die Entwicklung des gesamten Fußballs beeinflusst. Und echte englische Fußballfans des FC Liverpool geben zu, dass sie eher nackt über die Londoner Oxfordstreet laufen würden, als jemals einen anderen Verein zu unterstützen.

Erfolgreiche Wasserballer

Während allerdings die Engländer international in ihrer Nationalsportart nicht sonderlich erfolgreich agieren - der Gewinn der bisher einzigen WM liegt schon 43 Jahre zurück und für die letzte EM waren sie gar nicht erst qualifiziert - können die Ungarn gleich auf 9 olympische Goldmedaillen in ihrer Nationalsportart Wasserball blicken. Rund um diese Sportart scheint alles zu funktionieren: gute Mannschaften, vorbildliche Nachwuchsförderung und begeisterte Fans. Nur mit der finanziellen Unterstützung hapert es. Dennoch sind die Ungarn zuversichtlich, dass sie auch 2012 wieder olympisches Gold holen können.

Kein Sport nur für ältere Herren

Wenn es eine Sportart gibt, die mit Frankreich so assoziiert wird wie der Eifelturm und Café au lait, dann ist es ganz sicher Petanque. Besser bekannt ist es unter dem Namen Boule, was Kugel bedeutet. Quellen belegen, dass die Franzosen bereits im 13. Jahrhundert mit Holzkugeln auf eine kleine Zielkugel warfen. Heute wird Pétanque, das seinen Ursprung in der Provence hat, mit Metallkugeln gespielt. Professionell lizenziert praktizieren fast 400.000 Franzosen den Sport, als Freizeitbeschäftigung Millionen. Inzwischen kommen auch nach und nach immer mehr Frauen zum Petanque und der Sport wird nicht nur von der Regierung unterstützt, er wird auch international in insgesamt 83 Ländern weltweit gespielt.

Internationale Weltspitze

Was für die Franzosen Petanque, dass ist für die Tschechen Eishockey. Die tschechische Nationalmannschaft kann es auf internationaler Ebene mit den ganz großen Teams aus Kanada und Russland aufnehmen. Dennoch hapert es auch in Tschechien an der Nachwuchsförderung und ehemalige Nationalspieler und -trainer befürchten schon, dass das tschechische Eishockey in zehn Jahren in die Zweitklassigkeit abrutschen könnte, wenn kein Umdenken geschieht.

Keine Goldmädchen mehr

Das ist in Bulgarien bereits geschehen. Dort gilt die rhytmische Sportgymnastik als Nationalsportart. Und während der 80iger und 90iger Jahre waren die Bulgaren führend in dieser Disziplin. Bei den letzten olympischen Spielen in Peking allerdings reichte es nur noch für einen 10. Platz in der Einzelwertung und einen 5. Platz bei der Gruppenübung. Ehemalige Sportler bemängeln die fehlende Unterstützung für den durchaus vorhandenen Nachwuchs. Außerdem sind viele der renommierten Trainer inzwischen in andere Länder gegangen, wo es mehr Geld zu verdienen gibt.

Wir wünschen viel Spaß beim Zuhören.