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NATO-Kommandeure fordern mehr Truppen

24. August 2009

Die Präsidentschaftswahl in Afghanistan sollte eigentlich helfen, die Lage im Land zu stabilisieren. Doch noch bevor ein Ergebnis vorliegt, mehren sich die Stimmen, die mehr ausländische Truppen fordern.

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US-Soldaten (Foto: AP)
Immer noch zu wenig: US-Soldaten in AfghanistanBild: AP

Die Sicherheitslage in Afghanistan ist sehr ernst und verschlechtert sich nach Einschätzung von US-Generalstabchef Admiral Mike Mullen immer mehr. Er habe schon seit langen darauf hingewiesen, dass die Taliban ihre Taktik verbessert hätten und ihre Strategien ausgeklügelter geworden seien, sagte Mullen am Sonntag (23.08.2009) in mehreren Fernsehinterviews. Es bestehe die Gefahr, dass die Radikalislamisten wieder die Macht ergriffen, „und ich glaube nicht, dass diese Bedrohung verschwindet“.

Mullens Äußerungen sorgten für Aufsehen, weil sie kurz nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Afghanistan erfolgten, die von den USA als wichtiger Schritt zur Stärkung des Vertrauens der Bevölkerung in die Regierung bezeichnet worden ist.

Truppenaufstockung reicht nicht


US-Generalstabschef Mullen (Foto: dpa)
US-Generalstabschef MullenBild: picture-alliance/ dpa

Unterdessen forderten NATO-Befehlshaber in Afghanistan von US-Präsident Barack Obama mehr Soldaten und Ausrüstung für den Kampf gegen die erstarkten Taliban. Besonders im Osten des Landes nahe der Grenze zu Pakistan seien Verstärkungen nötig, sagte der Kommandeur der östlichen Streitkräfte, US-General Curtis Scarparotti, dem US-Gesandten Richard Holbrooke. Vor allem das Netzwerk um den Taliban-Führer Jalaluddin Haqqani habe seine Einflusszone in mehreren Regionen in der Grenzregion ausgebaut.

Der Befehlshaber der italienischen Truppen, General Rosario Castellano, erklärte, auch die Grenze zum Iran sei sehr durchlässig und ein Waffenschmuggel mit dem vorhandenen Personal nicht zu unterbinden. Gerade einmal 170 afghanische Soldaten müssten eine fast 1000 Kilometer lange Grenze kontrollieren. Andere Militärs berichten von einer steigenden Zahl von usbekischen Kämpfern in der Reihen der Taliban. Holbrooke hatte in den vergangenen Tagen alle vier Regional-Kommandaturen in Afghanistan besucht.

Werden die USA kriegsmüde?

US-Präsident Obama im Kongress (Foto:AP)
Im US-Kongress sinkt die Unterstützung für Obamas Afghanistan-PolitikBild: AP

Derweil sinkt sowohl in der US-Bevölkerung als auch im Kongress in Washington die Unterstützung für den Einsatz in Afghanistan. Nach jüngsten Umfragen der Washington-Post und des Fernsehsenders ABC News hält inzwischen eine Mehrheit der US-Bürger den Krieg nicht mehr des Kämpfens wert.

Mit Spannung wird deshalb der Lagebericht des US-Oberbefehlshabers in Afghanistan, Stanley McChrystal erwartet, der innerhalb der nächsten 14 Tage vorgelegt werden soll. Noch ist unklar, ob auch er eine Truppenaufstockung fordert. Zur Zeit sind rund 57.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert. Nach Obamas bisherigem Plan soll ihre Zahl bis Jahresende auf etwa 68.000 steigen.

SPD vor Afghanistan-Kehrtwende?

Bundesaußenminister und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier deutete unterdessen erstmals ein Ende des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan an. "Wir sind nicht kopflos rein, wir werden auch nicht kopflos rausgehen, aber mit dem neuen afghanischen Präsidenten müssen wir besprechen, wie lange der Aufenthalt sein soll und wann er möglicherweise zu Ende kommt", sagte Steinmeier in der ARD. Ein Datum für einen möglichen Truppenabzug nannte er aber nicht. (gmf/mm/ap/afp/dpa/rtr)

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