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NATO stoppt Truppenabzug aus Afghanistan

1. Dezember 2015

In den vergangenen Monaten hat sich die Sicherheitslage massiv verschärft. Die einheimischen Kräfte bekommen die Situation trotz jahrelanger Ausbildung nicht in den Griff. Auch die IS-Terrormiliz erstarkt am Hindukusch.

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US-Soldaten in Kundus (Archivfoto vom Oktober 2015: AFP)
US-Soldaten in Kundus (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/W. Kohsar

14 Jahre ist die NATO nun schon in Afghanistan präsent und ein Ende des Einsatzes ist nicht in Sicht. Die Außenminister der Allianz beschlossen in Brüssel, auch im kommenden Jahr etwa 12.000 Soldaten in der Hauptstadt Kabul und in den Regionen zu belassen. Davon entfallen nach den Worten von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg 7000 Mann auf die USA und 5000 auf die Bündnis-Partner. Deutschland weitet sein Engagement sogar wieder aus und will sich mit bis zu 980 Bundeswehrsoldaten beteiligen.

Kein Kampfeinsatz

"Die afghanischen Streitkräfte haben bemerkenswerte Widerstandskraft und Mut gezeigt, aber es bleiben Herausforderungen und Lücken bei den Fähigkeiten", kommentierte Stoltenberg die Entscheidung. Afghanistan dürfe nicht wieder zum Zufluchtsort für internationale Terroristen werden. Dies sei auch im Interesse der eigenen Sicherheit. Eine Rückkehr zum internationalen Kampfeinsatz, der 2014 endete, soll es nicht geben.

Seit Anfang 2015 unterstützt das Bündnis mit der Mission "Resolute Support" die afghanischen Sicherheitskräfte vor allem durch Ausbildung und Beratung. Etliche NATO-Partner wie Deutschland und die USA hatten für 2016 eigentlich einen weitreichenden Truppenabzug geplant. Die militärischen Erfolge der radikal-islamischen Taliban und die vorübergehende Einnahme der nordafghanischen Stadt Kundus führten jedoch zu einem Umdenken. Auch versuchen Kämpfer der sunnitischen Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), sich in Afghanistan auszubreiten.

Afghanischer Soldat in Kabul (Foto: dpa)
Die einheimischen Sicherheitskräfte - wie hier in Kabul - haben die Lage nicht im GriffBild: picture-alliance/dpa/J. Jalali

Die NATO will künftig Ausbilder auch wieder verstärkt direkt in Krisenregionen einsetzen. Zudem soll die Weitergabe der durch Geheimdienste gewonnenen Informationen an afghanische Sicherheitskräfte geprüft werden. So ließe sich möglicherweise verhindern, dass diese wie zuletzt in Kundus von Angriffen überrascht werden.

Afghanistan und Pakistan wollen wieder verhandeln

Afghanistan und Pakistan wollen sich nun auch wieder mit den Taliban um eine Lösung auf dem Verhandlungsweg bemühen. Der afghanische Präsident Aschraf Ghani und Pakistans Premierminister Nawaz Sharif hätten am Rande des UN-Klimagipfels bei Paris vereinbart, mit allen "legitimen politischen Akteuren" für den Frieden zusammenzuarbeiten, teilte ein Regierungssprecher in Islamabad mit.

Die Gespräche in Pakistan waren nach einem ersten Treffen im Juli nicht fortgesetzt worden. Afghanistan beschuldigt das Nachbarland seit langem, die Taliban als Mittel im Kampf um Einfluss am Hindukusch einzusetzen. Kabul warf Islamabad insbesondere vor, die Aufständischen Ende September bei der Eroberung von Kundus unterstützt zu haben.

se/rb (dpa, rtr, afp)