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NATO zieht alle Mitarbeiter aus Ministerien in Kabul ab

25. Februar 2012

Der Konfikt um die Koran-Verbrennungen in Afghanistan eskaliert weiter. Im Innenministerium in Kabul wurden zwei US-Offiziere erschossen, wohl von den Taliban. Zur Sicherheit werden nun auch andere Berater abgezogen.

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Demonstranten in Kabul (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Als Konsequenz aus dem tödlichen Angriff auf zwei US-Berater zieht die NATO-geführte Afghanistan-Schutztruppe ISAF alle Mitarbeiter aus den Ministerien in Kabul ab. Dies geschehe zum Schutz der Betroffenen, sagte der Kommandeur der ISAF- und der US-Einheiten, John Allen.

Der General betonte, die NATO werde trotz der Entscheidung ihre Partnerschaft mit der afghanischen Regierung aufrecht erhalten. Die britische Regierung gab bekannt, sie ziehe vorübergehend alle zivilen Berater aus afghanischen Regierungseinrichtungen zurück.

Anschlag im Innenministerium

Die tödliche Schießerei ereignete sich in der Kommando- und Kontrollzentrale des Innenministeriums in Kabul. Ministeriumssprecher Sedik Sedikki sagte, zwei "internationale Kollegen" seien in ihren Büros getötet worden. Zu dem Angriff bekannten sich die radikal-islamischen Taliban.

Massive Proteste gegen Koran-Verbrennung

Es handele sich um Vergeltung für die Verbrennung von Koran-Exemplaren durch US-Soldaten, erklärte ein Vertreter der Aufständischen. Nach dem Bericht eines örtlichen Radiosenders wurden bei dem Schusswechsel im Ministerium auch der oder die Angreifer getötet.

Protestdemonstrationen seit fünf Tagen

In Afghanistan gibt es seit Dienstag gewaltsame Proteste, nachdem bekannt geworden war, dass US-Soldaten auf dem Stützpunkt Bagram Exemplare des den Muslimen heiligen Buches verbrannt hatten. Entschuldigungen von Kommandeur Allen und von US-Präsident Barack Obama persönlich konnten die Gewalt nicht eindämmen. Auch ein Appell des afghanischen Präsident Hamid Karsai zur Zurückhaltung verhallte ungehört. Seit Beginn der Proteste wurden nach offiziellen Angaben fast 30 Menschen getötet und Hunderte verletzt.

Ein afghanischer Polizist beobachtet die Ausschreitungen wütender Demonstranten in Kabul (Foto: Reuters)
Ein afghanischer Polizist beobachtet die Ausschreitungen wütender Demonstranten in KabulBild: Reuters

Auch am Samstag demonstrierten landesweit wieder tausende Afghanen. In der Nordprovinz Kundus, in der östlichen Region Laghman und in der Provinz Logar südlich von Kabul schlug der zunächst friedliche Protest in Gewalt um. In Kundus, das zum Einsatzgebiet der Bundeswehr in Afghanistan gehört, wurden mindestens fünf Demonstranten getötet, als eine wütende Menge versuchte, eine Einrichtung der UN zu stürmen. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete nach eigenen Angaben, wie Polizisten in die Menge schossen.

Bundeswehr nicht betroffen

Nach Darstellung eines Sprechers der Bundeswehr gelang es einigen Demonstranten, auf das Gelände des Gebäudekomplexes vorzudringen. Sie seien aber von afghanischen Polizisten zurückgedrängt worden. Deutsche Soldaten seien nicht nach Kundus ausgerückt, teilte der Sprecher mit. Am Freitag hatte die Bundeswehr angesichts der Unruhen ein kleines Lager in der Stadt Talokan geräumt.

wl / det (dpa, afp, rtr, dapd)