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Nazi-Rufe vor dem deutschen Pavillon

19. Mai 2010

Vor dem deutschen Pavillon randalierten wiederholt einige der wartenden Besucher. Der Generalkommissar des deutschen Pavillons hat inzwischen einen Protestbrief an die Expo-Organisatoren geschrieben.

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Der deutsche Pavillon bei der Expo
Der deutsche Pavillon bei der ExpoBild: Yovohagrafie, Deutscher Pavillon

Schon in den ersten Tagen der Expo in Shanghai kam es zu Zwischenfällen. Die Menschenmenge vor dem Deutschen Pavillon musste Schlange stehen. Unter den Wartenden waren auch Rollstuhlfahrer, was einige Besucher offensichtlich besonders erboste. Randalierer rissen Blumen aus den Beeten und bewarfen damit den Deutschen Pavillon. Einige riefen in Sprechchören "na cui", das chinesische Wort für Nazis. Einer Mitarbeiterin sei sogar aus Wut auf den Fuß getreten worden, erzählt Marion Conrady, Pressesprecherin des deutschen Expo-Pavillons. "Aber da kann man eigentlich nicht viel tun, da kann man nur den Kopf schütteln. Also unser Personal bleibt freundlich."

Besucher im deutschen Pavillon 'Balancity' (Foto: AP)
Besucher im deutschen Pavillon "Balancity"Bild: AP

Protestbrief an die Expo-Organisatoren

Bereits am 2. Mai hatte der Generalkommissar des Deutschen Pavillons, Dietmar Schmitz, einen Protestbrief an den chinesischen Expo-Generalkommissar Hua Junduo geschrieben, wie auch die Süddeutsche Zeitung berichtete. Darin beklagt er "unerträgliches Fehlverhalten von Besuchern, einschließlich höchst empörender persönlicher Beleidigungen und körperlicher Angriffe". Er forderte die Expo-Organisation auf, die Sicherheitsvorkehrungen zu verbessern. Auch das Steuerungskomitee der Expo sei informiert werden, so Pressesprecherin Conrady. "Da stellte sich heraus, dass wir nicht die Einzigen sind, und entsprechend haben sie unsere Probleme auch aufgenommen."

Zwischenfälle auch vor den Pavillons anderer Länder

Der britische Pavillon (Foto: AP)
Der britische PavillonBild: AP

Auch in den Pavillons anderer Länder kam es zu Problemen. Der britische Pavillon musste einmal sogar kurzzeitig geschlossen werden. Vor dem österreichischen und Schweizer Pavillon kam es ebenfalls zu Zwischenfällen. Doch Clelia Kanai, Pressesprecherin des Schweizer Pavillons, ist sich sicher, dass weniger die Aggressivität als vielmehr die Masse der Besucher zu Problemen geführt hat. "Es ist vereinzelt zu kleineren Zwischenfällen gekommen. Wenn die Leute bis zu zwei Stunden vor jedem Pavillon anstehen müssen, dann ist das Frustpotential schon hoch."

Extra-Tickets für Rollstuhlfahrer

Horst Köhler und Hu Jintao in Peking (Foto: AP)
An diesem Mittwoch besucht Bundespräsident Köhler - hier bei seiner Ankunft in Peking - die ExpoBild: AP

Der Deutsche Pavillon ist behindertengerecht. Es gibt einen Eingang für Rollstuhlfahrer, Fahrstühle und auch das Innere ist barrierefrei. Trotzdem mussten auch Rollstuhlfahrer stundenlang vor dem Pavillon warten. Dazu hätten auch die Organisatoren der Expo selbst beigetragen, sagt Marion Conrady. "Die Expo gibt einfach Rollstühle an alle über 70-jährigen aus. Und das ist natürlich ein wenig schwierig, wir haben auch nur eine bestimmte Kapazität." Man sei jetzt dazu übergegangen, entsprechend Tickets zu verteilen, so Conrady. Aus den Sitzungsprotokollen der Expo-Macher geht hervor, dass nach Lösungen für die vielen Probleme gesucht wird. Eine Antwort auf den Protestbrief haben die Organisatoren des Deutschen Pavillons jedoch bislang nicht erhalten.

Autor: Christoph Ricking
Redaktion: Esther Broders