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Politik

Netanjahu: Anschlag folgt IS-Muster

8. Januar 2017

Laut Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu spricht nach dem tödlichen LKW-Anschlag in Jerusalem vieles für eine Verbindung zum IS. Die Regierung kündigte an, künftig härter gegen die Terrormiliz vorzugehen.

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Israel Benjamin Netanjahu
Bild: Reuters/A. Sultan

"Wir kennen die Identität des Angreifers, der allen Hinweisen zufolge den 'Islamischen Staat' unterstützte", sagte Netanjahu bei einem Besuch des Anschlagsortes. Belege dafür nannte er nicht. Der Regierungschef stellte die Tat in einen Zusammenhang mit Anschlägen im Ausland: "Wir wissen, dass sich die Attentate aneinanderreihen, von Frankreich bis Berlin und nun in Jerusalem, und es besteht die Möglichkeit, dass es zwischen ihnen eine Verbindung gibt", so Netanjahu.

Nach palästinensischen Angaben handelte es sich bei dem Täter um einen jungen Mann aus dem nahe dem Anschlagsort gelegenen Ost-Jerusalemer Stadtteil Dschabal Mukaber. Die israelische Polizei nahm Medienberichten zufolge fünf Angehörige des Palästinensers fest. Der Attentäter selbst wurde bei dem Anschlag erschossen.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nannte die Nachrichten aus Jerusalem "zutiefst schockierend". Die Bilder riefen Erinnerungen an den Anschlag in Berlin kurz vor Weihnachten wach. "Ich verurteile diesen blutigen Anschlag auf das Schärfste. Wir stehen in diesen schweren Stunden an der Seite unserer israelischen Freunde. Der Terrorismus bedroht uns alle gemeinsam."

Hamas feiert Anschlag

Die radikalislamische Hamas lobte den Angriff in einer Twitterbotschaft als heroisch. Der UN-Sonderkoordinator für den Nahen Osten, Nickolay Mladenov, verurteilte die Glorifizierung des Anschlags durch die Hamas und rief dazu auf, eine Eskalation der Gewalt zu verhindern. Auch diplomatische Vertreter aus den USA und Europa verurteilten die Gewalttat und sprachen den Familien der Opfer ihr Beileid aus.

Israel Vier israelische Soldaten bei Lkw-Anschlag in Jerusalem getötet
Augenzeugen zufolge fuhr der Palästinenser mehrmals vor und zurück, um möglichst viele Opfer zu erfassenBild: picture alliance/dpa/Photoshot/G. Yu

Der palästinensische Attentäter war am Sonntag mit einem Lastwagen in eine Gruppe israelischer Soldaten gerast, die aus einem Bus ausstiegen. Drei Soldatinnen und ein Soldat, alle Anfang 20, starben. 13 weitere Menschen wurden verletzt, drei von ihnen schwer. Der Anschlagsort im Süden von Jerusalem ist ein beliebter Aussichtspunkt, er bietet einen spektakulären Blick über die Jerusalemer Altstadt. Die Armee bringt häufig Soldaten zu Ausflügen dorthin, damit sie etwas über die Geschichte der Stadt lernen.

Israel will härter gegen IS vorgehen

Nach dem Anschlag kam das israelische Sicherheitskabinett zusammen. Wie israelische Medien berichteten, wurde unter anderem beschlossen, das Haus des Attentäters zu zerstören. Außerdem sollten IS-Anhänger künftig in sogenannte Administrativhaft ohne Anklage genommen werden, hieß es.

Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat rief zu Wachsamkeit auf und ermutigte die Bevölkerung zugleich, das tägliche Leben fortzusetzen. Israels Polizei erhöhte die Sicherheitsstufe für Jerusalem.

Bei dem LKW-Attentat handelt es sich um eine der folgenschwersten Attacken seit Herbst 2015. Damals begann eine Serie von Anschlägen und Angriffen vor allem mit Messern, aber auch mit Schusswaffen und Autos im besetzten Westjordanland, in Jerusalem und in Israel. In den vergangenen Monaten war die Gewalt etwas abgeebbt.

rk/gri (kna, afp, ap, dpa)