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Neue Shoa-Ausstellung in Auschwitz

13. Juni 2013

Im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ist eine neue Ausstellung zum Judenmord der Nazis eröffnet worden. Für Israels Ministerpräsident Netanjahu ist sie auch eine Botschaft an die Holocaust-Leugner.

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Israels Ministerpräsident Minister Benjamin Netanjahu liest im "Buch der Namen" (Foto: Reuters)
Eröffnung neuer Dauerausstellung in Auschwitz Benjamin NetanjahuBild: Reuters

In seiner Ansprache vor Holocaust-Überlebenden und Vertretern der israelischen Armee betonte Benjamin Netanjahu (Artikelbild) die Pflicht Israels, sich gegen alle seine Feinde zu verteidigen. "Der Staat Israel wird alles in seiner Macht stehende tun, um einen zweiten Holocaust zu verhindern", sagte er. Der Hass gegen Juden habe mit dem Ende Nazi-Deutschlands nicht aufgehört, er habe nur andere Formen angenommen, sagte Netanjahu. "Wo es früher um Überlegenheit der Rasse ging, geht es heute um Überlegenheit von Religion." Doch anders als damals könne Israel sich heute verteidigen. Das sei der Unterschied zu damals und heute.

Zu Beginn der Veranstaltung in dem ehemaligen deutschen Vernichtungslager am Rande der sürwestpolnischen Stadt Oswiecim sprach ein Auschwitz-Überlebender das jüdische Totengebet Kaddisch.

Späte Sühne - Ermittlungen gegen Auschwitz-Aufseher

Die Ausstellung in dem roten Backsteinbau, in dem früher Gefangene untergebracht wurden, soll die Geschehnisse in Auschwitz in die planmäßige Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten einordnen. In Auschwitz wurden in den Jahren 1940 bis 1945 rund 1,1 Millionen Menschen ermordet. Insgesamt töteten die Nationalsozialisten sechs Millionen Juden. Die Ausstellung wurde von Israel mitfinanziert und von der zentralen israelischen Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem konzipiert.

Auch der ermordeten Kinder wird gedacht

"Diese Ausstellung muss ein Eckstein bei der Erziehung künftiger Generationen werden", sagte Rabbi Meir Lau, der als Kind selbst mehrere nationalsozialistische Konzentrationslager überlebt hatte. "Sie soll uns ein paar Antworten auf fundamentale Fragen geben: Wo war damals die Welt, warum hat sie nichts getan?"

Zeichnungen jüdischer Kinder fotografiert am 13.06.2013 in einem Ausstellungsraum des einstigen deutschen Konzentrationslagers und der heutigen Gedenkstätte Auschwitz. Im Rahmen der neu eröffneten Dauerausstellung zum Holocaust (Foto: dpa)
Das Einzige, was von ihnen bleib: Bleistiftzeichnungen jüdischer KinderBild: picture-alliance/dpa

Der "härteste Teil" der Ausstellung erwartet den Besucher nach den Worten von Kurator und Yad-Vashem-Direktor Avner Shalev in dem Teil, der sich den 1,5 Millionen jüdischen Kindern widmet, die durch den Rassenwahn der Nazis starben. Der Raum ist leer, nur an den weißen Wänden finden sich Bleistiftzeichnungen von Häusern, Zügen, Soldaten oder Blumen. Die israelische Künstlerin Michal Rovner hat 6000 Zeichnungen gesichtet, die von getöteten Kindern stammen. Ausgewählte Fragmente wurden auf die Wände des Ausstellungsraums übertragen: "Ich wollte ihnen wieder ein Dasein geben an dem Ort, an dem es darum ging, sie von dieser Welt auszulöschen."

Die Opfer hatten Namen

Einer der Höhepunkte der Ausstellung ist das Buch der Namen, das die Namen von 4,3 Millionen Ermordeten auflistet. Die mühsame Suche nach der Identität der Toten ist noch lange nicht vorbei, betonte Shalev. "Wir hoffen, dass wir in zwei bis drei Jahren die fünf Millionen-Marke überschreiten werden."

Netanjahu, der in dem Buch den Namen seiner von den Nationalsozialisten ermordeten Tante gefunden hatte, würdigte die Bemühungen, die Identität der Opfer zu sichern. "Wenn die Holocaust-Leugner hierher kommen, können sie es selbst sehen, Namen für Namen", sagte er.

gmf/re (afp, dpa)