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Aus dem Nichts zum Millionen-Seller

Rolf Wenkel6. März 2009

Der Höhenflug der Netbooks hält an. Seit Asus vor einem Jahr mit seinem Eee PC eine neue Geräteklasse unterhalb der Notebooks erfunden hat, boomt das Geschäft mit den Winzlingen.

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Notebook Cebit 2009 (Quelle: DW)
Immer kleiner und feinerBild: DW/ Trajce Tosev
Besucher Cebit 2009 (Quelle: DW)
Messebesucher auf der CeBITBild: DW/ Trajce Tosev

Am Computermarkt ziehen dunkle Wolken auf. Mit einem Minus von fast zwölf Prozent werde der Absatz in diesem Jahr den schärfsten Einbruch in seiner Geschichte erleben, sagen die Analysten des Marktforschungsinstituts Gartner voraus. Der Absatz von Desktop-PCs werde sogar um fast ein Drittel einbrechen, befürchten die Analysten. Einziger Lichtblick sind die Mini-Notebooks, zu denen auch die neue Geräteklasse der Netbooks zählt. Deren Verkaufszahlen sollen sich laut Gartner in diesem Jahr auf 21 Millionen nahezu verdoppeln.

Am Anfang wurden sie als Bonsai-Rechner belächelt. Zu groß, um als PDA durchzugehen, zu klein und zu schwachbrüstig, um als vollwertiges Notebook zu gelten - kaum jemand gab dieser neuen Geräteklasse eine Chance. Doch seitdem der taiwanesische Hersteller Asus auf der vergangenen CeBIT den ersten Eee PC vorgestellt hat, haben sich Netbooks über zehn Millionen mal verkauft.

Netbook Amilo von Fujitsu-Siemens (Quelle: DW)
Netbook Amilo von Fujitsu-SiemensBild: DW / Kummetz

"Wir waren sozusagen die Erfinder dieser neuen Kategorie", sagt Holger Schmidt von Asus Deutschland. "Aber das ist die Vergangenheit, da soll man sich nicht darauf ausruhen. Wir haben hier auf der CeBIT eine ganze handvoll neuer Produkte. Ich denke, da ist für jeden etwas dabei." Asus stellt auf der CeBIT zwei neue Mitglieder der Eee-PC-Familie vor. Bei einem lässt sich der Bildschirm um 180 Grad drehen und umklappen. Beide Rechner sind mit einer berührungssensitiven Touchscreen ausgestattet.

Marktlücke

Die ersten Geräte waren halb so groß wie ein DIN A 4-Blattt, wogen etwas über 900 Gramm und konnten nichts. Außer Internet, Email, Skypen und ein bisschen Textverarbeitung. "Aber genau das traf den Nerv des Publikums", sagt Holger Bub von der Firma Fujitsu Siemens, die ebenfalls Netbooks im Programm hat. "Der Prozessor-Hersteller Intel hat mit den Atom-Prozessoren, die wenig Strom brauchen, wirklich kleine, mobile Netbooks ermöglicht. Da war es nur konsequent zu sagen: weg von den großen Notebooks, mit 17- oder 15-Zoll-Bildschirm, die drei oder vier Kilo schwer sind."

Inzwischen gibt es die zweite und dritte Generation dieser Netbooks, sagt Holger Schmidt von Asus Deutschland: "Die ersten Geräte konnten das, wofür sie gemacht wurden, aber auch nicht viel mehr. Die heutigen Geräte mit 10-Zoll Bildschirmdiagonale haben größere Tastaturen, haben weitere Features wie UMTS integriert, haben Touchscreen-Funktionalität. Bald wird es auch Eee PCs geben, die integrierte GPS-Empfänger haben oder integrierte TV-Tuner – also es entwickelt sich eine Menge in diesem Markt."

Kinderkrankheiten abgestellt

Wo früher eine Vier- oder Acht-Gigabyte-Speicherkarte als Massenspeicher diente, werkelt heute eine Festplatte oder eine Solid-State-Disk. Kinderkrankheiten der ersten Generation sind passé: Früher waren die Bildschirme so klein, dass der OK-Button einer Dialogbox außerhalb des Bildschirms lag und nur mit Tricks zu erreichen war. "Wir sind erst bei der zweiten Generation von Netbooks eingestiegen, wo der User dann schon eine vollwertige Auflösung von 1024x600 Bildpunkten hatte. Da verschwinden keine Dialogboxen mehr", sagt Robert Perenz vom taiwanesischen Computerhersteller Acer.

Notebook der Reihe Eee PC (Bildschirmdiagonale 7 Zoll) von Asus (Quelle: dpa)
Notebook der Reihe Eee PC von AsusBild: picture-alliance/ dpa

Optische Laufwerke wie DVD-Brenner passen natürlich nicht in diese Winzlinge – aber da sie ohnehin eher als Zweit- oder Drittgerät genutzt werden, stört dieser Nachteil kaum. Technisch ähneln sich die meisten Modelle der verschiedenen Hersteller – der Wettbewerb findet über den Preis, Zusatzfeatures und die Akkulaufzeit statt. "Im Prinzip ist die Basis ja recht ähnlich bei vielen Modellen. Die Spezialität beim Packard Bell Dot ist, dass wir ihm einen 6-Zellen-Akku spendiert haben. Der schaut zwar hinten einige Zentimeter heraus, bringt auch ein paar Gramm Gewicht mehr. Aber dadurch haben Sie eine wesentlich längere Laufzeit. In der Praxis bedeutet das fünf Stunden", sagt Roman Völker von Packard Bell Deutschland. Andere Firmen wie zum Beispiel Acer verbauen stromsparende LEDs als Hintergrundbeleuchtung für den Bildschirm, um die Akkulaufzeit zu erhöhen.

CeBIT, wasserdichte Rechner (Quelle: dpa)
Jede Marktlücke wird ausgefüllt: Wasserdichte RechnerBild: DW/Abha Mondhe

So gut wie alle Hersteller sind auf den Netbook-Zug aufgesprungen, heute hat man eine riesige Auswahl an Geräten zwischen 300 und 500 Euro. Und auch Intel, dessen stromsparender Atom-Prozessor diese neue Geräteklasse erst ermöglicht hat, wird bald Konkurrenz bekommen: So haben die Halbleiterhersteller Via, Nvidia, Freescale, Qualcomm und Texas Instruments ähnlich Strom sparende Prozessoren angekündigt. Das könnte auch die Preise weiter ins Rutschen bringen – sehr zur Freude der Anwender.