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Die KISD auf der Möbelmesse

20. Januar 2011

Seit acht Jahren präsentieren Hochschulen auf der Internationalen Kölner Möbelmesse ihre Arbeiten. 2011 sind 27 Fakultäten aus fünf Ländern mit von der Partie. Eine davon ist die Köln International School of Design.

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Projektion am Köln International School of Design-Stand der KISD auf der IMM KÖLN (Foto: DW/ Suzanne Cords)
Netzwerk mit PeppBild: DW

Stolz betrachtet die frischgebackene Diplomandin Kirsten Luley den fertigen Stand, an dem 17 Studierende zusammen gewerkelt haben. Gemeinsam mit einer anderen Diplomandin regte Luley im letzten Semester an, die KISD, die "Köln International School of Design", auf der Internationalen Möbelmesse in Köln vorzustellen. "In diesem Jahr besteht die Köln International School of Design 20 Jahre", sagt sie. "Das haben wir zum Anlass genommen, um mit dem Auftritt auf der Messe auch ein größeres Publikum zu erreichen."

Es müssen nicht immer Möbel sein

Kirsten Luley und Johanna Risch planen noch den Aufbau; sie sind die Initiatorinnen des Köln International School of Design-Messestands auf der IMM KÖLN (Foto: DW/ Suzanne Cords)
Kirsten Luley und Johanna Risch planen den AufbauBild: DW

Ein Bereich auf der Messe ist speziell für die Nachwuchdesigner vorgesehen, der sogenannte "D³ Design Talents"-Sektor. Hier können sich auch Hochschulen präsentieren. Meist sind es Fakultäten, die Möbel herstellen oder sich auf Innenarchitektur spezialisiert haben, aber manchmal kann ein Konzept auch ganz anders aussehen, wie die KISD beweist. "Unser Stand wird maßgeblich geprägt durch eine architektonische Metapher für die komplexen Beziehungen der KISD, und diese Metapher drückt sich quasi in einem Netzwerk aus gespannten ehemaligen Videobändern aus", beschreibt Kirsten Luley das Konzept etwas kryptisch.

Konkret sieht das dann so aus: Wie ein Geflecht von Spinnweben beherrschen die abgerollten alten Videobänder den bühnenartigen Stand. Mittendrin hängen zwei riesige Monitore, auf denen Produkte, Objekte und Filme gezeigt werden, mal im Zeitraffer, mal ohne. Besucher können sich fotografieren lassen und bekommen anschließend 3D-Brillen, mit denen sich ihre Konterfeis im Geflecht des Netzwerks zu verlieren scheinen.

Eine Frage der Identität

Erstsemester Andreas Maas legt noch letzte Hand an und erklärt einem Besucher, der sich vergeblich nach Möbeln umschaut: "Möbel werden Sie hier nicht sehen. Was wir hier darstellen wollen, ist viel mehr die Verbundenheit der Studierenden, die Verbundenheit aller Themen, die wir in der KISD anzubieten haben." Und Kommilitone Philipp Mies ergänzt, man habe sich nach reiflicher Überlegung bewusst gegen eine Möbelschau entschieden, weil man einfach keine möbelherstellende Hochschule sei. "Und warum sollen wir das zeigen, was wir nicht sind?"

Zeigen wollen die Studierenden stattdessen, was ihnen wichtig ist: Vernetzung heißt das Schlüsselwort, das die KISD mit ihrer Installation in Szene setzen möchte. Denn die Köln International School of Design, so betonen sie, sei eine ganz klar netzwerkausgerichtete Schule, die den Kontakt mit ehemaligen Studenten, mit anderen Hochschulen, mit der Wirtschaft und natürlich mit jedem Besucher der Möbelmesse suche. "So baut man ein Riesennetzwerk auf, was einem dann im Idealfall nach dem Studium in den Beruf hilft", findet Philipp Mies.

Jenseits des Möbelstücks

Köln International School of Design -Studierende an ihrem Stand auf der IMM KÖLN (Foto: DW/ Suzanne Cords)
Warten aufs PublikumBild: DW

Wie präsentiert man so etwas Abstraktes wie Netzwerk? Darüber haben sich die Studierenden im letzten Semester lange den Kopf zerbrochen. "Wir waren ziemlich frustriert und haben uns buchstäblich die Haare gerauft", lacht Austauschstudentin Susana Chan aus New York. Bis die zündende Idee kam. "Die Leute erwarten auf einer Möbelmesse, Möbel zu sehen", sagt sie. "Aber wir zeigen ihnen das Design jenseits des Möbels. Wir designen Erfahrung."

Den Messeverantwortlichen hat das Konzept der KISD gefallen. Jedes Jahr schreibt die Messe weltweit rund 400 Hochschulen an und fordert sie auf, sich zu bewerben. Am liebsten würden sie allen die Chance geben, sich zu präsentieren, aber das geht schon aus Platzgründen nicht. Manche Hochschulen stellen die Arbeiten ihrer Absolventen vor, einige entwerfen eine räumliche Inszenierung und wieder andere versuchen einfach, ihre Hochschule in irgendeiner Form zu präsentieren. "Wir sind für alles offen und lassen den Studierenden freie Hand", sagt IMM- Eventmanager Rüdiger Sprave. "Das einzige, was wir vom Prinzip verbieten, sind reine Informationsstände, an denen Flyer das Programmangebot der Hochschulen beschreiben."

Network mit Ramazzotti

Ramazzotti Loungekonzept Der Ramazzotti Stand auf der IMM Köln wurde von Studierenden der KISD konzipiert (Foto: intuitive Fotografie/ Philipp Ramakers)
Lounge à la KISDBild: DW

Bisher sind die Messebetreiber vom Nachwuchs nicht enttäuscht worden, im Gegenteil. "Es bereichert die Messe unglaublich, weil es halt was ganz Frisches, was Neues oder auch was Experimentelles ist", betont Sprave. "Gerade Studierende können das perfekt in Szene setzen."

Die Resonanz auf den D³ School Bereich ist groß, sowohl bei Besuchern als auch beim Fachpublikum kommen die Projekte der jungen Leute gut an. Und so manches Designerstück des talentierten Nachwuchses hat schon seinen Weg in die Kollektion eines Herstellers gefunden.

Und letztendlich hat die KISD dann doch noch Möbel designt und für den italienischen Kräuterlikörhersteller Ramazzotti einen Loungebereich gestaltet. Das nennt man internationales Networking.

Autorin: Suzanne Cords
Redaktion: Gaby Reucher