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Neu auf DVD: "Amer"

Jochen Kürten
2. April 2012

Zwischen Genre und Experiment - "Amer - die dunkle Seite deiner Träume" ist eine Hommage an italienisches Genrekino, aber auch avantgardistisches Filmexperiment. Es dominieren die Farben und Formen.

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Szene aus dem Film Amer von Hélène Cattet und Bruno Forzani (Foto: Koch Media)
Filmszene DVD-Tipp AmerBild: Koch Media

Manchmal wird Kino zur reinen Form. "Amer", das Werk des französischen Regieduos Hélène Cattet and Bruno Forzani, erzählt zwar auch eine Geschichte, doch die wird zur Nebensache. Die drei Episoden, die zunächst ein junges Mädchen, später eine Heranwachsende und dann eine reife Frau zeigen, die in der großen, meist verlassenen Villa der Eltern durch Gänge und Räume irrt, lösen sich auf in einem Rausch aus Farben, Schnitten, Großaufnahmen und einer Tonspur, die mindestens ebenso wichtig ist wie die Bilder.



Cattet and Forzani huldigen dabei dem italienischen Horror- und Thrillerkino der 1970er Jahre. Damals schufen Regisseure wie Mario Bava oder Dario Argento kleine, stilbewußte Genrefilme, die viele Bewunderer fanden. Quentin Tarantino dürfte der heute bekannteste Fan dieses "Giallo" genannten Subgenres sein. "Amer" nun treibt das Spiel der Formen auf die Spitze. Großaufnahmen - meist von weitaufgerissenen Augen durch die Schlüssellochperspektive -, knarrende Türen, wehende Vorhänge, Rasierklingen und geheimnisvolle in schwarzes Tuch gehüllte Frauen beherrschen die Szenerie.



Man bekommt schnell mit, worum es den Regisseuren geht: Das Mädchen, das der Film in den einzelnen Episoden über Jahrzehnte begleitet, wird zur Projektionsfläche der Zuschauerphantasien. Träume, Wahn und Wirklichkeit, Ängste und sexuelles Erwachen sind die Bestandteile dieses Genrecocktails. Psychologische Grundierung sollte man von diesem Film nicht erwarten. Darauf kam es den beiden Regisseuren Hélène Cattet and Bruno Forzani auch nicht an. "Amer" ist Kino, das manchmal ganz nah dran ist am Experimentalfilm, mehr Farb- und Formenspiel als narrative Geschichte. Das dürfte manchem zu manieristisch ausgefallen sein. Es steht aber auch für das, was Kino am besten kann: den Zuschauer hineinsaugen in eine Bilderflut, aus der man erst nach 90 Minuten wieder ausgespuckt wird.



Hélène Cattet and Bruno Forzani: "Amer", Frankreich/Belgien 2009, 90 Minuten, in ausgesuchten Kinos und als DVD beim Anbieter "Koch Media" erhältlich.

Szene aus dem Film Amer von Hélène Cattet und Bruno Forzani (Foto: Koch Media)
Bild: Koch Media
Szene aus dem Film Amer von Hélène Cattet und Bruno Forzani (Foto: Koch Media)
Bild: Koch Media
Szene aus dem Szene aus dem Film Amer von Hélène Cattet und Bruno Forzani (Foto: Koch Media)
Bild: Koch Media