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"Neuauflage des journalistischen Ethos"

Peter Philipp11. Juni 2003

Angesichts zahlreicher Krisen und Kriegen ist die Bedeutung der Konfliktberichterstattung in den Medien kaum zu unterschätzen. Dennoch sind viele Medienanbieter und Journalisten dafür nur schlecht gerüstet.

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Konfliktberichterstattung: Viele Bilder, wenig Durchblick?Bild: Presse

Medien und Journalisten sollten verstärkt an ihre soziale Verantwortung erinnert und aufgefordert werden, ihren Beitrag zum so genannten "Dialog der Kulturen" zu leisten. Besonders im Konfliktfall sei eine Berichterstattung von entscheidender Bedeutung, die präventiv wirksam werde, deeskaliere und mit Konflikten konstruktiv umgehe. Auf diese Schlussfolgerungen haben sich am Mittwoch (11.6.2003) die Teilnehmer einer zweitägigen internationalen Medienkonferenz in Bonn verständigt.

Veranstaltet vom "Forum Ziviler Friedensdienst" in Zusammenarbeit mit "Eine Welt Medien" und einigen anderen Organisationen ging es zwei Tage lang um "Friedensjournalismus", Friedensforschung, sowie den unterschiedlichen Arbeitsbedingungen für Journalisten in Kriegs- und Krisenfällen. Diese seien keineswegs gut.

Medien als Imageträger

Erik Bettermann
Erik BettermannBild: DW/Eduard Fiegel

Das liege keineswegs immer nur an den Journalisten, sondern auch an den modernen Arbeitsbedingungen, meint der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann: "Die modernen Medien haben die Wege und Zeiten sehr kurz gemacht und erfordern damit nicht nur von den Journalisten eine stärkere Selbstdisziplin", sagte er und fügte hinzu: "Ich glaube auch, dass die Gesellschaft insgesamt – und damit meine ich auch diejenigen, die Medien fördern, unterstützen, bezahlen – wieder einsehen müssen, dass gerade durch Medien ein Positiv- wie ein Negativ-Image in diesem interkulturellen Dialog entstehen kann", sagte Bettermann.

"Und solange Schnelligkeit vor Objektivität und Qualität und Recherche steht, und das auch noch prämiert wird durch Anzeigen, durch Werbung, durch Spots und Sponsoring, werden wir im Grunde genommen dem oberflächlichen Journalismus das Wort reden. Hier reklamiere ich gemeinsam wieder so etwas wie eine Neuauflage des journalistischen Ethos".

Schnelligkeit statt Hintergrund

Der ehemalige Korrespondent eines privaten Fernsehsenders musste diese Einschätzung bestätigen: Die Redaktion sei lediglich an schnellen Kontakten zum Korrespondenten interessiert gewesen, nicht aber an Hintergrundberichten. Außerdem, so räumte er ein, sei er auch in keiner Weise auf seinen Auslandseinsatz vorbereitet worden. Dies soll sich nach dem Willen der Konferenzveranstalter künftig ändern. Sie regen die Gründung eines Institutes an, das "Journalisten und Medien im deutschsprachigen Raum inhaltlich und strukturell berät und das durch Forschung, Vernetzung und Weiterbildung die Grundlagen für eine interkulturelle, friedensfördernde Medienpraxis in einem konfliktträchtigen und multikulturellen Umfeld schafft".

Jörgen Klußmann von der Organisation "Eine Welt Medien", betonte: "Wir wollen natürlich mit dieser Tagung hier einiges bewegen in der deutschen Szene." Er plädierte dafür, das im Ausland sehr viel stärkere Engagement im Bereich Friedensjournalismus und interkulturelle Kommunikation als Qualifikation für die Journalisten auch hier zu etablieren. Langfristiges Ziel ist Klußmann zufolge der Aufbau eines Instituts mit eben dieser Ausrichtung.

Bessere Aus- und Weiterbildung

Es wird sicher noch Zeit vergehen, bis ein solches Institut entsteht. Bis dahin sollten die Journalisten und ihre Redaktionen aber bereits beherzigen, was allgemein auf der Konferenz bemängelt wurde: Dass zu wenig Fachwissen bei den entsandten Korrespondenten vorhanden sei. Das findet auch Freimut Duve, der Medienbeauftragte der OSZE. Er kritisierte zwar, dass örtliche Journalisten und Medien sich nur allzu oft einspannen ließen für die Ziele der Konfliktparteien, warf den ausländischen Korrespondenten aber eben einen solchen Mangel an Fachwissen vor.

Freimut Duve
Freimut DuveBild: OSZE

Was sich vielleicht durch den Stil der heutigen Medien erklären, wenn auch nicht entschuldigen lasse: "Und dann kommt natürlich durch die modernen Medien für den Journalisten eine Veränderung seines Berufsbildes. Viele junge Leute wollen in die Medienindustrie." Dabei sei vielen gar nicht bewußt, was den Beruf des Journalisten eigentlich ausmache, betonte Duve.