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Neue Bibliothek in Prag sammelt Werke deutschsprachiger Autoren

20. März 2007
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Anfangs war es nur das Hobby einer Buchhändlerin: Systematisch durchforstete sie schon in den 70er Jahren sämtliche Antiquariate in Prag auf deutschsprachige Bücher. Weit mehr als 1000 Bände hat Katharina Holzheuer aus der Nähe von Würzburg inzwischen zusammengetragen - und bringt mit ihrer Sammlung selbst Literaturwissenschaftler zum Staunen. Ihre Bücher bilden den Grundstock des Literaturhauses deutschsprachiger Autoren, das derzeit in Prag entsteht.

Die Auswahl der Titel ist weltweit einmalig. Viele der Bücher sind inzwischen selbst in spezialisierten Antiquariaten nicht mehr zu finden. Das Literaturhaus will das Vermächtnis einer Epoche sammeln: Hier stehen die Werke von Prager Schriftstellern, deren Muttersprache das Deutsche war. Bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein haben sie die Kultur in Böhmen geprägt, die meisten der Autoren stammten aus jüdischen Familien.

Dem berühmten "Prager Kreis" gehörten Schriftsteller mit schillernden Namen an: Franz Kafka, Max Brod und Egon Erwin Kisch. Unter den Nationalsozialisten waren ihre Werke verboten, die Kommunisten wollten später die Spuren der deutschsprachigen Vergangenheit verwischen. Hinter der Prager Initiative stehen namhafte Wissenschaftler aus Tschechien und Deutschland sowie die Autorin Lenka Reinerová. Die 90-Jährige gilt als letzte deutschsprachige Autorin in Prag, sie war eng mit Egon Erwin Kisch und Max Brod befreundet. Sie will ihre Weggefährten davor bewahren, in Vergessenheit zu geraten.