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Gesellschaft

Neue Erkenntnisse im Fall Peggy

8. März 2017

Seit 2001 wurde die kleine Peggy vermisst, im Juli fanden Pilzsammler ihre Leiche. Am Fundort fanden Ermittler DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt. Die Ermittler haben nun eine Erklärung dafür.

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Deutschland Leichenfund Fall Peggy
Bild: picture-alliance/dpa/D. Ebenerm

Die DNA-Spur des mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt am Fundort der Knochen der Schülerin Peggy geht nach Angaben der Ermittler auf eine Verunreinigung zurück. Die Spur stehe nicht im Zusammenhang mit dem Tod des Mädchens, sagte Staatsanwalt Daniel Götz in Bayreuth. Der Fund sei eine "Trugspur" durch ein Textilteilchen gewesen. Dieses Teilchen sei durch Polizeigerät vom Fundort der Leiche Böhnhardts in Eisenach 2011 im Juli vergangenen Jahres an den Fundort von Peggys Leichnam gebracht worden.

Böhnhardts Kopfhörer

Das Textilteilchen sei inzwischen zweifelsfrei einem Kopfhörer Böhnhardts zugeordnet worden, sagte Kriminaloberrat Uwe Ebner. Weder das Baumwollgewebe noch die DNA hätten angesichts der Witterungsverhältnisse einen Zeitraum von 15 Jahren überstehen können. Ebner, der die Sonderkommission Peggy leitet, sagte, der Kopfhörer sei im ausgebrannten Wohnmobil gefunden worden, in dem Böhnhardts Leiche entdeckt worden war.

Die damals neunjährige Peggy war am 7. Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Gut 15 Jahre später tauchten dann Teile ihres Skeletts in einem Waldstück in Thüringen auf: Rund 20 Kilometer entfernt von Peggys Heimatort Lichtenberg in Oberfranken fand ein Pilzsammler im vergangenen Sommer Knochen des Mädchens. Bei der Untersuchung des Fundorts wurden dann die DNA-Spuren Böhnhardts entdeckt.

Böhnhardt bildete gemeinsam mit seinen Mitstreitern Uwe Mundlos und Beate Zschäpe die rechtsextreme Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU). Das Trio ermordete zwischen 2000 und 2007 mutmaßlich neun Menschen mit ausländischen Wurzeln sowie eine Polizistin. Außerdem sollen zwei Sprengstoffanschläge und mehrere Raubüberfälle auf das Konto des NSU gehen. Im November 2011 hatten sich Böhnhardt und Mundlos kurz vor ihrer Festnahme durch die Polizei mutmaßlich selbst getötet. Zschäpe wurde festgenommen.

Bildkombo Peggy Kobloch / Uwe Böhnhardt
Zwischen dem Mordfall Peggy und NSU-Mitglied Uwe Böhnhardt besteht kein ZusammenhangBild: picture-alliance/dpa/BKA

Fall Peggy bleibt mysteriös

Die mutmaßliche Rechtsterroristin hat bestritten, etwas über die getötete Peggy gewusst zu haben. Das erklärte ihr Anwalt Hermann Borchert im Namen Zschäpes Anfang Dezember 2016 im Münchner NSU-Prozess. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl hatte die Hauptangeklagte im NSU-Prozess Ende Oktober gefragt, ob sie etwas über Peggy wisse, das sie nicht aus den Medien habe. Zschäpes knappe schriftliche Antwort, die ihr Anwalt verlas, lautete: "Nein."

Damit bleibt weiter unklar, wer das Mädchen tötete. Götz sagte, die Ermittlungen sollten "intensiv" und "in alle Richtungen" weiter geführt werden. Der Fall gilt als einer der mysteriösesten Kriminalfälle in Deutschland. Ein ursprünglich als Peggys Mörder verurteilter geistig behinderter Mann wurde in einem Wiederaufnahmeverfahren rechtskräftig von dem Tatvorwurf freigesprochen.

cr/pab (dpa, afp)