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Neue EU-Staaten sind beliebte Reiseziele

Rochus Görgen / Katja Hübschen21. September 2004

Niedrige Preise, gute Verbindungen mit Billigfliegern und eine Fülle von Attraktionen: Die neuen EU-Staaten im Osten werden einer Studie zufolge in den kommenden Jahren einen Tourismus-Boom verzeichnen.

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Fast unberührte Strände locken ins BaltikumBild: dpa

Fast unberührte, kilometerlange Ostsee-Strände, historische Städte wie Prag oder Warschau oder ein erschwinglicher Wellness-Urlaub. Die neuen EU-Staaten locken mit vielen Attraktionen immer mehr Touristen in den Osten Europas. Manchmal sogar so viele, dass die Hotelkapazitäten nicht mehr ausreichen. Das im Herbst 2003 in der lettischen Hauptstadt Riga eröffnete Hotel Bergs hat zum Beispiel momentan eine Auslastung von 100 Prozent.

Die geringe Zahl an Hotelzimmern ist jedoch nicht nur ein lettisches Problem. Alle zehn neuen EU-Staaten zusammen hätten nicht einmal halb so viel Zimmer wie Italien, heißt es in einer am Montag (20.9.) bei einem Tourismusgipfel in Berlin vorgestellten Studie der Fachhochschule Worms. Auch der Reiseveranstalter Dertour, der sein Angebot unter anderem für das Baltikum in den vergangenen Jahren stark ausgebaut hat, kennt die Probleme. "Derzeit mangelt es in der Hochsaison teilweise noch an Hotelkapazitäten", sagt Sprecherin Antje Günther.

Relativ niedriges Preisniveau

Die große Nachfrage ergebe sich unter anderem aus dem relativ niedrigen Preisniveau, sagt Roland Conrady, Dekan des Fachbereichs Tourismus. "Kurzurlaube können bis zu 70 Prozent preiswerter sein als in den etablierten Tourismusregionen." So liege zum Beispiel in der slowakischen Hauptstadt Bratislava das Preisniveau bei 49 Prozent im Vergleich zu Frankfurt am Main, in Budapest immerhin bei 71 Prozent.

Ryan Air
Die Billigflieger erweitern ihr Angebot: Ryan Air fliegt seit August von Frankfurt-Hahn auch nach RigaBild: AP

Auch der Luftverkehr geht mit dem Tourismus-Boom mit. Mittlerweile gibt es 124 direkte Städteverbindungen zwischen Deutschland und den neuen Mitgliedsländern. Vor allem die Billigflieger legen zu. Von einer "Revolution im Luftraum" redet Pawel Lewandowski, der Leiter des polnischen Fremdenverkehrsamts, wenn er über die Billigfluggesellschaften spricht. "Die Zahl ihrer Direkt-Verbindungen stieg vom Sommer- zum Winterflugplan von 34 auf 45", sagt Conrady.

Doch die Touristen fliegen nicht nur mit den Billigfluglinien, wie Ryanair, Easy Jet oder zum Teil weniger bekannten osteuropäische Gesellschaften wie der slowakischen Skyeurope, Wizz Air aus Ungarn oder Air Polonia. Auch der Frankfurter Flughafen, der nach eigenen Angaben führend im Osteuropaverkehr ist, rechnet mit einem Schub. Bereits im vergangenen Jahr starteten und landeten 1,6 Millionen Passagiere in und aus den Beitrittsländern in Frankfurt. Das waren 9,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Die gesamte Passagierzahl ging in Frankfurt im vergangenen Jahr um 0,2 Prozent zurück.

EU-Erweiterung "ein Geschenk"

Die Tourismus-Branche ist eindeutig der Hauptgewinner der EU-Erweiterung. "Ein Geschenk" sei die Osterweiterung für die baltischen Länder gewesen, so Anda Silde von der Baltischen Tourismus Zentrale. Die drei baltischen Staaten, Estland, Lettland und Litauen, sind in Deutschland noch ein relativ unbekanntes Urlaubsziel. Nur 3,8 Prozent der Touristen in Estland und 8 Prozent in Lettland kommen aus Deutschland - Tendenz steigend.

Optimistische Studien gehen bezogen auf alle zehn der neuen EU-Länder von einem Touristenwachstum von insgesamt 10 bis 15 Prozent im ersten Jahr aus. Mehr wird nicht möglich sein, denn gerade in den baltischen Staaten fehlen die für den Pauschaltourismus notwendigen Hotels, Restaurants und breite touristische Angebote, die westlichen Anforderungen entsprechen. "Doch da tut sich bereits einiges, es kommen immer neue Hotels hinzu, so dass Angebot und Nachfrage sich sicher demnächst einpendeln werden", sagt Dertour-Sprecherin Antje Günther. Es wird also nicht lange dauern, bis dem Tourismus-Boom ein Hotel- und Restaurant-Boom in den neuen EU-Mitgliedsstaaten folgen wird.