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Neue Flüchtlingswelle aus Libyen?

21. Februar 2016

Mehr als 150.000 Flüchtlinge sollen rund um Tripolis auf ruhigere See warten, um die Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa zu wagen. Das hätten Nachrichtendienste verschiedener Länder beobachtet, berichten Medien.

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Deutsche Soldaten retten Flüchtlinge im Mittelmeer (Foto: Bundeswerhr/PAO Mittelmeer/dpa)
Schiffbrüchige Flüchtlinge werden zwischen Libyen und Italien von der deutschen Fregatte Hessen gerettet (Archivbild)Bild: Bundeswerhr/PAO Mittelmeer/dpa

Für Flüchtlinge wird der Balkan aufgrund der Grenzkontrollen immer mehr zur Sackgasse. Nun könnten viele auf die Libyen-Italien-Route ausweichen: Zwischen 150.000 und 200.000 Menschen warten bereits in Küstenstädten rund um die libysche Hauptstadt Triopolis auf besseres Wetter. Das berichtet die Zeitung "Welt am Sonntag" unter Berufung auf verschiedene Geheimdienste. Bislang kämen die meisten vor allem aus Eritrea, Nigeria und Somalia. Unter den Flüchtlingen seien jedoch auch zunehmend Menschen aus dem kriegsgeschüttelten Syrien.

Bislang kamen die meisten Flüchtlinge über die Türkei mit dem Boot nach Griechenland in die EU. Nach Einschätzung europäischer Behörden werden sich die internationalen Schlepperbanden künftig jedoch neue Wege Richtung Europa suchen. Denn eine stärkere Sicherung der EU-Außengrenzen in der Ägäis führe vermutlich dazu, dass in Zukunft viele Flüchtlinge auf die gefährliche zentrale Mittelmeerroute aus Libyen und Ägypten ausweichen. Weitere Flüchtlingsrouten könnten auch über das Schwarze Meer, über Georgien und Russland sowie von Albanien aus übers Meer nach Italien verlaufen.

Marine rettet mehr als 240 Flüchtlinge vor dem Ertrinken

Erst am Samstag rettete die Bundeswehr vor der libyschen Küste mehr als 240 Flüchtlinge aus Seenot, die in Schlauchbooten über die Libyen-Italien-Route nach Europa gelangen wollten. Nach Angaben der Bundeswehr nahm das Schiff "Frankfurt am Main" zunächst 120 Menschen an Bord. Auf dem Weg zu einem italienischen Hafen übernahmen die Marinesoldaten dann weitere 122 gerettete Flüchtlinge von der italienischen Küstenwache.

Deutschland fordert stärkere Kontrolle auf Balkanroute

Im Bundesinnenministerium werde befürchtet, dass die in Griechenland ankommenden Flüchtlinge durch die Länder der Balkanroute durchgewunken würden, so ein Zeitungsbericht der "Bild am Sonntag". Am Montag will die Bundesregierung deshalb bei der EU-Kommission offiziell eine lückenlose Registrierung und Kontrolle der Flüchtlinge in den Schengen-Mitgliedstaaten einfordern. Es könne nicht sein, "dass die Flüchtlingskrise allein auf dem Rücken Deutschlands ausgetragen wird", heiße es dazu aus dem Innenministerium.

Beim EU-Gipfel in Brüssel war zuletzt erbittert darüber gestritten worden, wie Europa der großen Zahl an Flüchtlingen begegnen soll. Am Freitag beschlossen die EU-Mitgliedsstaaten, bei der Sicherung der EU-Außengrenze weiter auf den Aktionsplan mit der Türkei zu setzen. Anfang März soll ein Sondertreffen mit Ankara folgen. Der Aktionsplan sieht unter anderem vor, dass Deutschland und andere "willige" EU-Länder der Türkei tausende Flüchtlinge abnehmen.

Medienberichte: Mazedonien lässt keine Afghanen durch

Die vier Visegrad-Staaten Tschechien, Ungarn, Polen und die Slowakei verlangen eine Senkung der Flüchtlingszahlen bis Mitte März, sonst wollen sie die Grenze von Griechenland nach Mazedonien abriegeln.

Mazedonien baut einen zweiten Zaun an der Grenze zu Griechenland
Mazedonien baut einen zweiten Zaun an der Grenze zu GriechenlandBild: picture-alliance/AP Photo/B. Grdanoski

Mazedonien selbst lässt seit Sonntag keine Menschen aus Afghanistan mehr einreisen. Zur Begründung hieß es, dass auch Serbien seine Grenze zu Mazedonien für Afghanen geschlossen habe. Ein Vertreter der griechischen Polizei sagte, dass Mazedonien nur noch Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak passieren lasse.

Athen kündigte an, wegen dieser Maßnahme keine Afghanen mehr von den griechischen Indeln auf das Festland zu bringen. So solle verhindert werden, dass diese Menschen im Niemandsland zwischen den beiden Ländern strandeten. Die Lage dort ist seit Monaten angespannt.

vk/ba/pg (afp, dpa)