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Neue Heimat für jüdisches Leben

2. Dezember 2012

Die jüdische Gemeinde in Ulm hat wieder eine Synagoge. Zur Einweihung war auch Bundespräsident Gauck erschienen. Er sprach "von einem Freudentag für alle Menschen guten Willens".

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Die israelische und die deutsche Fahne wehen vor der neuen Synagoge in Ulm (Foto: dpa)
Einweihung Synagoge Ulm GauckBild: picture-alliance/dpa

Das Staatsoberhaupt erinnerte daran, dass in der NS-Zeit die "alte ehrwürdige Ulmer Synagoge in Brand gesetzt und abgerissen worden war". Dass jetzt in der Stadt an der Donau zwischen Münster und Fischerviertel in den vergangenen anderthalb Jahren ein neues Gebetshaus entstand, nannte Joachim Gauck ein Zeichen "weit über diesen Ort hinaus". Denn das sei nur möglich, weil Juden wieder "in diesem Land leben und beten, weil sie in diesem Land zu Hause sind" und weil sie "nach all diesem Schrecken und all diesem himmelschreienden Unrecht wieder in Deutschland Heimat gefunden haben".

Bundespräsident Gauck bei der feierlichen Eröffnung der Synagoge in Ulm (Foto: dapd
Bundespräsident Gauck bei der feierlichen Eröffnung der Synagoge in UlmBild: dapd

"Jüdisches Leben nie mehr im Stich lassen"

Der gelernte evangelische Theologe ging in seiner Ansprache zugleich auf aktuelle Ängste von Juden ein. Anlass dafür seien Angriffe auf jüdische Bürger gewesen, "aber auch die Beschneidungsdebatte, die sich an einem rechtsstaatlichen Urteil entzündete, aber sehr schnell Töne bekam, die auch mich erschreckt haben". In die Sorge um das Kindeswohl habe sich gelegentlich ein "Vulgärrationalismus" gemischt, in dem antisemitische und antimuslimische Einstellungen sichtbar geworden seien: "Das ist schlimm." Eine säkulare Gesellschaft könne nur human sein, wenn religiöse Tradition, Sprache und Erfahrung ein Mitspracherecht bei der Gestaltung des Zusammenlebens hätten, sagte der Bundespräsident.

In Erinnerung an die NS-Zeit sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, jüdisches Leben dürfe nie mehr im Stich gelassen werden. Es gelte, das kooperative Modell zwischen Staat und Religionen in Deutschland zu hegen und zu pflegen. Die Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW), Barbara Traub, kündigte an, die Juden wollten sich als Teil der Bürgergesellschaft in die Stadt Ulm und das Land einbringen.

Das nach Jerusalem ausgerichtete Gotteshaus mit Gemeindezentrum soll zentrale Anlaufstelle für Juden im Osten Württembergs und im bayerischen Teil Schwabens sein. Zu dem Komplex gehören auch ein jüdisches Ritualbad, ein Gemeindesaal, ein Kindergarten und ein Jugendzentrum. In Ulm leben derzeit rund 250 Juden, ähnlich viele im Umland. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, nannte den Bau eine "Stein gewordene Vertrauenserklärung" in die Bundesrepublik.

rb/wl (afp, epd, kna)