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Das TonLagen Festival in Dresden

16. Oktober 2009

Das TonLagen Festival in Dresden lotet seine Grenzen neu aus - um sie zu überwinden. Mit einem neuen musikalischen Leiter kam zu Beginn des Jahres frischer Wind in das ehrwürdige Festspielhaus in Dresden Hellerau.

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Festival TonLangen in Dresden-Hellerau (Foto: Daniel Koch)
Festival TonLagen in DresdenBild: Daniel Koch

Normal, unnormal – diese Maßstäbe gelten nicht bei den diesjährigen Tagen der Zeitgenössischen Musik in Dresden. Im 22. Jahr seines Bestehens hat das Festival das Repertoire erweitert und die Bühne für alle Spielarten neuer Musik geöffnet – vom experimentellen Jazz bis zu Zappa. Moderne Klassiker wie Mauricio Kagel werden ebenso gespielt, wie eine Elektro-Oper oder russisches Musiktheater.

Raus aus der Nische

Der künstlerische Leiter des Festivals, Dieter Jaenicke (Foto: Daniel Koch)
Der künstlerische Leiter des Festivals, Dieter JaenickeBild: Daniel Koch

Mit dem neuen Festivalleiter Dieter Jaenicke begann zu Anfang des Jahres in Dresden eine neue Ära. Jaenicke will ein größeres Publikum erreichen und die zeitgenössische Musik aus ihrem elitären Winkel herausholen: "Wir haben jetzt eine sehr viel breitere Plattform, die mehrere Elemente beinhaltet", sagt Jaenicke, "das heißt neben der Neuen Musik auch junge, elektronische Klänge bis zu diversen Formen von Musikexperimenten." Die Neue Musik habe laut Jaenicke oft das Problem, sich hermetisch abzuschotten: "Das wollen wir durchbrechen."

Band "The Knife" aus Schweden (Foto: Daniel Koch)
Band "The Knife" aus SchwedenBild: Daniel Koch

Hinzu kommt die Verbindung mit den anderen Künsten, mit Tanztheater, Neuen Medien und Performance-Art. Genre- und stilübergreifend soll das Festival sein. Zur neuen Klangkulisse gehört auch die schwedische Popband The Knife, die in Westeuropa mühelos jeden Club füllt. In Dresden kommt die Elektrooper "Tomorrow, in a year" der Skandinavier zur Aufführung. Ein Klangexperiment, das ganz im Sinne der Veranstalter zusammen mit einer japanischen Tanz-Performance über die Bühne geht.

Zappa reloaded

Von den über 20 Aufführungen, die in Dresden zu erleben sind, passen die wenigsten ins gängige E- und U-Schema. Vielmehr hat Festivalchef Jaenicke gerade jene Grenzgänger im Blick, die wie selbstverständlich zwischen ernster und unterhaltender Kost hin und her pendeln, aber dennoch Berührungsängste mit zeitgenössischer Musik haben. Um diese Ängste abzubauen, setzt Jaenicke auch auf große Namen: "Zappa-Werke sind bei uns mit dabei, die zum ersten Mal gespielt werden - und Zappa war und ist eine Größe der zeitgenössischen Musik, die genau an dieser Grenze zwischen U und E steht."

Lucas Marcier, 30-jähriger Soundtüftler aus Rio de Janeiro (Foto: Daniel Koch)
Lucas MarcierBild: Daniel Koch

Eine Grenze, die für Lucas Marcier sowieso nicht gilt. Der Soundtüftler und Komponist aus Brasilien arbeitet für Telenovelas in seiner Heimat genauso wie für Festivals wie das in Dresden. Mit minimalistischen, elektronischen Arrangements kreiert Marcier Klänge, die wie Tropfen ins Ohr fallen. In Dresden hat der 30-Jährige einen begehbaren Parcours installiert, der die Zuhörer Schritt für Schritt in neue Klangwelten führt. "Auf kleinen Tischen sind Ghettoblaster aufgestellt, die jeweils einen anderen Ton spielen", erzählt Marcier, "hier ein Piano-Track, da eine Klarinette, eine Oboe oder Synthesizersound." Mit jedem Schritt verändert sich die Klangkulisse, entsteht eine neue Soundlandschaft. Marcier hat so auch ein klingendes Sinnbild für das Dresdner Festival insgesamt geschaffen.

Autor: Sven Näbrich

Redaktion: Gudrun Stegen