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Neue Proteste in Afghanistan gegen Koran-Verbrennungen

24. Februar 2012

In Afghanistan gehen die Proteste gegen Koran-Verbrennungen weiter. Hunderte Menschen protestierten allein in Kabul, landesweit wurden mindestens neun Menschen getötet. Der Protest richtet sich vor allem gegen die USA.

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Unruhen nach dem Freitagsgebet

Am vierten Tag der Proteste gegen die Verbrennung von Koran-Ausgaben auf einem US-Stützpunkt sind in Kabul nach den Freitagsgebeten Hunderte aufgebrachte Afghanen zum Präsidentenpalast gezogen. Die Menge skandierte: "Tod für Amerika". Auch an anderen Orten wurde protestiert. In der östlichen Stadt Dschalalabad kamen etwa 700 Menschen zu einer Demonstration zusammen. Ein weiterer Protestmarsch bildete sich in der Unruheprovinz Ghasni im Südosten Afghanistans. Insgesamt wurden Proteste aus mindestens fünf afghanischen Provinzen gemeldet, darunter auch aus Kundus und Baghlan, wo die Bundeswehr das Kommando über die NATO-geführte Afghanistantruppe ISAF hat. Bei Ausschreitungen und Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften kamen landesweit mindestens neun Menschen ums Leben.

Bundeswehr räumt Lager Talokan

Die deutschen Soldaten räumten wegen der Unruhen nach den Koran-Verbrennungen ein kleineres Lager in der Stadt Talokan im Norden des Landes. Es sollte in den kommenden Wochen allerdings ohnehin aufgegeben werden.

Der Kommandeur der Nordregion, General Markus Kneip, habe die rund 50 Soldaten aus Sicherheitsgründen vorübergehend in das große Bundeswehr-Camp in Kundus zurückbeordert, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin. Wegen der Koran-Verbrennungen hätten am Donnerstag rund 300 Afghanen vor dem Lager in Talokan protestiert und den Komplex mit Steinen beworfen. Derzeit herrsche dort gespannte Ruhe.

Aufrufe zur Zurückhaltung

Auslöser der Proteste war der Fund von verkohlten Koran-Exemplaren auf der Müllhalde des US-Stützpunkts Bagram bei Kabul. Der Koran gilt den Muslimen als direktes Wort Gottes und die Verbrennung des Buches als Gotteslästerung. NATO-Kommandeur John Allen rief die Afghanen zu Geduld und Zurückhaltung auf. Derzeit werde der Vorfall untersucht, sagte Allen. Die NATO und die afghanische Regierung arbeiteten gemeinsam daran, ein solches Ereignis künftig zu verhindern.

Auch die afghanische Regierung rief zur Ruhe auf und erklärte, weitere Proteste könnten von den aufständischen Taliban-Milizen für Gewalt genutzt werden. Die Taliban hatten nach der Koran-Verbrennung zur Tötung ausländischer Soldaten in Afghanistan aufgerufen. In den vergangenen drei Tagen waren bei Ausschreitungen wegen der Koranverbrennung mindestens elf Menschen getötet worden, darunter zwei US-Soldaten.

Pakistan fordert Taliban zu Friedensverhandlungen auf

Unterdessen hat der pakistanische Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani die Taliban und andere militante Gruppierungen im Nachbarland Afghanistan zur Teilnahme an Friedensverhandlungen mit der Regierung in Kabul aufgefordert.

Proteste in Afghanistan halten an

Die Stellungnahme vom Freitag war eine der ersten derartigen seitens der pakistanischen Regierung. Ihre Unterstützung von Friedensgesprächen gilt wegen ihrer engen historischen Beziehungen zu den Taliban als entscheidend. Ein Großteil der Führung der Taliban wird zudem in Pakistan vermutet. Die Taliban haben erklärt, sie wollten nicht mit der afghanischen Regierung, sondern mit den Amerikanern verhandeln.

hp/je (rtr, dapd, afp)