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Neue Proteste, neue Tote

18. Februar 2011

Der Aufstand der Bevölkerung in Bahrain, Libyen und im Jemen hält an. In allen drei Staaten protestierten tausende Menschen gegen die politischen Machthaber. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gab es viele Tote.

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Demonstranten werfen Steine (Foto: AP)
Die Demonstranten möchten die Machthaber stürzenBild: AP

Der gestrige "Tag des Zorns", also der Protestaufruf gegen die Regierung des libyschen Staatschefs Muammar el Gaddafi, verlief nach Angaben der Opposition teilweise blutig. Tausende Menschen hätten sich an Kundgebungen in vier Städten beteiligt. Bei schweren Zusammenstößen zwischen der Polizei und Oppositionsanhängern habe es zahlreiche Tote und Verletzte gegeben, heißt es auf oppositionellen Internetseiten. Auch am Freitag (18.02.2011) kam es zu weiteren Protesten.

Gaddafi lässt sich feiern

Screenshot die Seite der libyischen Zeitung Kuryna Quryna Libyen (Repro: DW)
Nur über das Internet gibt es umfassende InformationenBild: http://www.quryna.com/

In der zweitgrößten Stadt des Landes Bengasi gingen erneut Tausende auf die Straße. Augenzeugen zufolge patrouillierten Soldaten. Später sollen die Regierungsgegner beigesetzt werden, die am Donnerstag bei den Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften getötet wurden.

In Tripolis dagegen versammelten sich erneut hunderte Anhänger Gaddafis. Sie hielten Bilder des Machthabers und Transparente mit der Aufschrift "Gaddafi Vater des Volkes" und "Die Menge unterstützt die Revolution und ihren Führer" hoch. Gaddafi, der das nordafrikanische Land seit 1969 regiert, wurde von der Menge euphorisch begrüßt, als er am Freitagmorgen zu einem kurzen Besuch auf dem Platz erschien.

Situation im Jemen teilweise eskaliert

Im Jemen sind die seit Tagen anhaltenden Zusammenstöße zwischen der Polizei und Regime-Gegnern eskaliert. In der südlichen Hafenstadt Aden forderten rund 3000 Demonstranten ein Ende der seit 32 Jahren währenden autokratischen Herrschaft von Präsident Ali Abdullah Saleh. Die Polizei schoss in die Luft, um die Menge auseinanderzutreiben.

Mitarbeiter eines Krankenhauses berichteten, dass drei Menschen ihren Schussverletzungen erlegen seien. Ein Regierungsvertreter hatte zuvor bereits von einem Todesopfer gesprochen. In der Hauptstadt Sanaa und in anderen Städten gingen Anhänger und Gegner von Präsident Saleh mit Äxten und Knüppeln aufeinander los.

Ägypten gedenkt der Toten

Menschen umringen einen Panzer auf dem Tahrir-Platz in Kairo (Foto: AP)
Auf dem Tahrir-Platz wird trotz Panzer gefeiertBild: AP

In Ägypten versammelten sich eine Woche nach dem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak wieder Zehntausende auf dem Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo. Sie waren einem Aufruf der Demokratiebewegung gefolgt, den "Freitag des Sieges" zu feiern. Augenzeugen berichteten von einer entspannten Stimmung. Die Menschen gedachten der 365 Todesopfer des Volksaufstandes und forderten erneut zügige Reformen im Land.

Am Donnerstag waren drei frühere ägyptische Minister festgenommen worden. Ihnen werde Veruntreuung öffentlicher Gelder vorgeworfen, teilten Justizkreise in Kairo mit. In Gewahrsam genommen wurden die Ex-Minister für Bau und für Tourismus, Ahmed Maghrabi und Suheir Garana, sowie der bei vielen Ägyptern verhasste ehemalige Innenminister Habib el Adli. Zudem wurde der Stahlindustrielle und Mubarak-Vertraute Ahmed Ess wegen Korruptionsverdacht festgenommen.

Erste Begräbnisse in Bahrain

Viele Menschen begleiten den Sarg eines getöteten Demonstranten (Foto: AP)
Tausende Menschen bildeten den TrauerzugBild: dapd

Im arabischen Königreich Bahrain haben am Freitag über 10.000 Menschen an der Beisetzung von drei getöteten Demonstranten teilgenommen. Nach Berichten von Augenzeugen liefen die "Märtyrer-Begräbnisse" friedlich ab, die Polizei behelligte die Trauergäste nicht.

Zudem gab es in der Hauptstadt Manama zwei kleinere Demonstrationszüge - eine Kundgebung richtete sich gegen Regierung und Herrscherhaus, eine zweite war von Anhängern des Königshauses organisiert worden.

Autorin: Marion Linnenbrink (dpa, dapd, rtr)
Redaktion: Thomas Grimmer