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Neue Sicherheitsarchitektur für Afrika

Heinrich Bergstresser19. Januar 2004

Nun hat es Gerhard Schröder endlich geschafft auch den riesigen Kontinent Afrika zu betreten. Doch nur Optimisten hatten Erwartungen der besonderen Art. Was bleibt, sind vielmehr kleine Hoffnungsschimmer.

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Was mehr als 40 Jahre Entwicklungshilfe, technische Zusammenarbeit und Finanzzusagen nicht vermocht haben, scheint nun der internationale Terrorismus zu schaffen: Afrika eine gewisse politische oder besser sicherheitspolitische Relevanz zuzubilligen. Diese Botschaft ist für Afrika, aber auch für Deutschland und die Europäische Union (EU) wichtig. Denn sie führt Afrika heraus aus der Finsternis, ein Bild, das noch in vielen Politikerköpfen steckt, das aber mit der Wirklichkeit auf dem Kontinent nur wenig zu tun hat. Will diese Botschaft aber überzeugend und glaubhaft sein, muss sie unterfüttert werden, nicht nur mit schönen Reden, sondern auch mit handfesten Taten.

Zerklüftete Strukturen in Afrika

Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte den Ort seiner Grundsatzrede gut gewählt, den Sitz der Afrikanischen Union (AU), Nachfolge-Organisation der OAU (Organisation der Afrikanischen Union). Sein Hinweis auf ermutigende Parallelen zum europäischen Integrationsprozess nach dem Zweiten Weltkrieg klang in den Ohren der AU-Vertreter sicherlich schön und motivierend, hat aber mit den Verhältnissen in Afrika kaum etwas zu tun. Denn ob es jemals auf diesem Riesenkontinent zu einer Einheit kommen wird, ist nicht nur fraglich, sondern eher unwahrscheinlich. Zu groß ist Afrika, zu unterschiedlich seine Völker und Interessen, und von einem afrikanischen Bewusstsein sind die Menschen dort noch Lichtjahre entfernt.

Afrika macht kleine Fortschritte

Aber diese Frage ist nicht so entscheidend, denn Integration kann auch erfolgreich über regionale und subregionale Integration erfolgen. Und da macht Afrika seit Jahren Fortschritte - relativ unspektakulär zwar, aber erkennbar und messbar. Es sind die zahlreichen subregionalen Zusammenschlüsse - ursprünglich gedacht als kleine grenzüberschreitende Entwicklungsmotoren - wo über Sicherheit nachgedacht und zunehmend Sicherheit produziert wird. Und die gilt es zu stützen und zu fördern, auch von außen, von Deutschland und der EU. Denn ohne Sicherheit kein Leben, keine Entwicklung, keine Möglichkeit, Armut und Hunger zu bekämpfen.

Es muss mehr getan werden

Deutschland hat da sicherlich einiges anzubieten. Und wenn der Kanzler und seine Regierung, wie auch künftige Regierungen, es wirklich ernst meinen - Hinweise zur professionellen Ausbildung von Polizisten und friedenserhaltenden Soldaten in Kenia und Ghana deuten darauf hin - gäbe es immerhin einen konzeptionell durchdachten Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Und die Afrikaner täten gut daran, dieses Angebot dauerhaft einzufordern und mit eigenen Anstrengungen zu verbinden. Dann könnte mittel- und längerfristig eine Sicherheitsarchitektur entstehen, die den Afrikanern im Alltag dient und Rückzugsräume für Terroristen und regionale Kriegsherren drastisch einschränkt. Dies wiederum würde allen dienen.