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Politik

Neue Spur nach Berliner Attentat?

21. Dezember 2016

Nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin läuft die Fahndung nach dem Angreifer auf Hochtouren. Medienberichten zufolge sucht die Polizei nun nach einem Tunesier.

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Polizeikräfte am Breitscheidplatz (Foto: DW/F. Hofmann)
Bild: DW/F. Hofmann

Nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt fahndet die Polizei Medienberichten zufolge bundesweit nach einem Verdächtigen. Im Fußraum des Führerhauses des LKW, der am Montagabend in den Weihnachtsmarkt im Berliner Zentrum gerast war, wurde laut der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" eine Duldungsbescheinigung mit den Personalien gefunden. Nach Informationen von "Bild.de" lag das Dokument unter dem Fahrersitz. Es sei auf einen Tunesier ausgestellt. Über Alter und Herkunft gab es verschiedene Angaben.

Die Sicherheitskräfte in der Bundeshauptstadt bearbeiten derzeit auch viele Informationen aus der Bevölkerung. Die Berliner Polizei geht inzwischen mehr als 500 Hinweisen nach. Neben Zeugenaussagen werten die Ermittler DNA-Spuren und Fingerabdrücke aus. Mit Daten des Satellitensystems GPS vom Tatabend werde nach dem Handy des Täters gesucht, sagte am Morgen der Vorsitzende des Bunds Deutscher Kriminalbeamter, André Schulz. Auf dieser Basis könne ein Bewegungsbild erstellt werden. "Wir haben viele Möglichkeiten, um die Person auch zu finden." Dementsprechend zeigte sich Schulz "relativ zuversichtlich, dass wir vielleicht schon morgen oder in naher Zukunft einen neuen Tatverdächtigen präsentieren können."

Bundesinnenminister Thomas de Maizière versicherte, die Ermittler tappten nicht im Dunklen. Es gebe Ermittlungsansätze, die gerade verfolgt würden. "Niemand wird ruhen, bis nicht der Täter oder die Täter gefasst sind." Vieles spreche für ein islamistisches Motiv des Täters, sagte der Minister. Im Lauf des Tages will der Innenausschuss des Bundestags über Konsequenzen aus dem Anschlag beraten.

Auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche nahe des Kurfürstendamms waren am Montag elf Menschen getötet und 45 weitere zum Teil schwer verletzt worden, als ein Lkw in die Menge raste. Außerdem wurde ein Pole tot in dem Lastwagen gefunden, vermutlich der ursprüngliche Fahrer. Inzwischen beanspruchte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) die Tat für sich.

War der IS der Urheber?

Allerdings ist bisher nicht geklärt, ob wirklich eine so weit verzweigte Organisation hinter dem Anschlag steht oder der Täter auf eigene Faust handelte. Der IS hatte über sein Sprachrohr Amak verbreitet, der Angriff sei eine Reaktion auf Aufrufe gewesen, die Bürger von Staaten der Anti-Terror-Koalition anzugreifen. Sollte sich bestätigen, dass der IS hinter der Tat steht, wäre es der erste islamistische Anschlag mit einer Vielzahl von Todesopfern in Deutschland.

Die Ermittler müssen auch deshalb neu ansetzen, weil sich eine erste Spur als falsch erwies. Ein festgenommener Flüchtling aus Pakistan wurde wieder freigelassen. Gegen ihn bestehe kein dringender Tatverdacht mehr, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt sagte, es sei möglich, dass der gefährliche Täter noch im Raum Berlin unterwegs sei.

Kampf im Lastwagen?

Derweil berichtet das Portal bild.de, der polnische Lkw-Fahrer, der beim Attentat auf dem Beifahrersitz saß, habe möglicherweise sogar noch Schlimmeres verhindert. Die Obduktion habe ergeben, dass er zum Zeitpunkt des Anschlags noch lebte. Ein Ermittler habe von einem Kampf gesprochen. Auch von Messerstichen ist die Rede. Erschossen worden sei der Mann erst, als der Lastwagen zum Stehen kam. Nach dem Attentat fand man den Polen tot im Führerhaus. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa wurde er mit einer kleinkalibrigen Waffe erschossen. Von ihr fehlt bislang jede Spur. Der Mann arbeitete für die polnische Speditionsfirma, der der Sattelschlepper gehört.

Die meisten Weihnachtsmärkte in der Hauptstadt sollen an diesem Mittwoch wieder öffnen. Der Breitscheidplatz, wo der Lastwagen in den Weihnachtsmarkt gerast war, bleibt jedoch weiter abgeriegelt. Die Innenminister von Bund und Ländern verständigten sich in einer Videokonferenz darauf, dass trotz des Anschlags die Weihnachtsmärkte in Deutschland weiter geöffnet bleiben sollen. Allerdings wurden zusätzliche, lageangepasste Sicherheitsvorkehrungen verabredet.

kle/fab (dpa, afp, rtr)