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Neue Vorwürfe gegen Wulff

2. Januar 2012

Bundespräsident Christian Wulff steht in der Affäre um seinen Hauskredit weiter unter Druck. Er soll persönlich versucht haben, die erste Veröffentlichung über das Thema in der "Bild"-Zeitung zu verhindern.

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Bundespräsident Christian Wulff (Foto: dapd)
Bundespräsident Wulff sieht sich wieder mit vielen Fragen konfrontiertBild: dapd

Das neue Jahr beginnt für Bundespräsident Christian Wulff mit negativen Schlagzeilen: Er soll versucht haben, Einfluss auf die Berichterstattung über die Finanzierung seines Privathauses zu nehmen. Die "Süddeutsche Zeitung" schreibt am Montag (02.01.2012), dass Wulff sich darum bemüht habe, einen Bericht der "Bild"-Zeitung zu verhindern. Nach Informationen der SZ sowie der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" versuchte Wulff am 12. Dezember vom Persischen Golf aus, wo er sich zu einem Staatsbesuch aufhielt, "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann anzurufen. Als er Diekmann nicht erreichte, weil dieser in New York war, habe Wulff ihm auf die Mailbox gesprochen.

Versuchte Einflussnahme per Telefon?

'Bild'-Chefredakteur Kai Diekmann (Foto: dpa)
Wulff soll "Bild"-Chefredakteur Diekmann angerufen habenBild: picture-alliance/dpa

Beide Zeitungen berichten übereinstimmend, der Bundespräsident habe sich auf Diekmanns Mailbox darüber beschwert, dass "Bild" eine "unglaubliche" Geschichte über ihn plane, die am nächsten Tag veröffentlicht werden solle. Zudem habe Wulff um ein Gespräch gebeten, in dem über alles geredet werden könne. Er habe mit dem "endgültigen Bruch" mit dem Springer-Verlag gedroht, falls der Bericht tatsächlich erscheine.

Die SZ berichtet, dass Wulff bei seinem "wütenden Anruf" auch von "Krieg" gesprochen habe: Wenn die "Bild" "Krieg führen" wolle, dann solle darüber nach seiner Rückkehr aus den Golf-Staaten gesprochen werden. Außerdem soll der Präsident gesagt habe, der "Rubikon" sei für ihn und seine Frau überschritten. Der römische Feldherr und Politiker Gajus Julius Cäsar überquerte im Jahr 49 vor Christus mit seinen Soldaten den Fluss Rubikon, was rechtlich einer Kriegserklärung an den römischen Senat gleichkam.

Springer-Verlag schweigt zum Vorgang

Egon Geerkens und seine Frau Edith (Foto: dpa)
Eine halbe Million Euro hatte sich Wulff von der Ehefrau des Unternehmers Geerkens geliehenBild: picture-alliance/dpa

Laut "Süddeutscher Zeitung" soll Wulff auch mit einem Strafantrag gegen die in der Affäre recherchierenden Journalisten gedroht haben. Doch die zum Springer-Verlag gehörende "Bild"-Zeitung ließ sich nicht davon abbringen, ihre Recherchen an die Öffentlichkeit zu bringen.

Einen Tag nach dem Anruf erschien der erste Bericht in dem Boulevard-Blatt, demzufolge Wulff als niedersächsischer Ministerpräsident einen 500.000-Euro-Privatkredit von dem befreundeten Unternehmerehepaar Egon und Edith Geerkens erhalten hat.

Der SZ zufolge nahm Wulff später erneut Kontakt zu Chefredakteur Diekmann auf und bedauerte seinen Anruf. Diekmann soll die Angelegenheit daraufhin für erledigt erklärt haben. Aus dem Umfeld des Bundespräsidenten verlautete der Zeitung zufolge, der Anruf sei "nicht besonders geschickt" gewesen.

Wulff betont Bedeutung von Pressefreiheit

Der Bundespräsident unterstrich nach den neuen Vorwürfen den Wert von Medien- und Informationsfreiheit, schwieg aber zu dem angeblichen Anruf. Über das Präsidialamt ließ er am Montag mitteilen: "Die Presse- und Rundfunkfreiheit ist für den Bundespräsidenten ein hohes Gut. Er hat deshalb zu den Krediten für sein Eigenheim und zu Urlaubsaufenthalten Transparenz hergestellt, Erklärungen abgegeben und mehrere Hundert Medienanfragen beantwortet. Über Vieraugengespräche und Telefonate gibt der Bundespräsident aber grundsätzlich keine Auskunft."

Autorin: Naima El Moussaoui (afp, dapd, dpa)

Redaktion: Thomas Grimmer