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Neue Vorwürfe gegen Wulff

15. Januar 2012

In der Debatte um Bundespräsident Wulff gibt es neue Vorwürfe: Ein Film-Produzent soll einen Teil von Wulffs Hotelkosten während eines Münchenbesuchs übernommen haben. Wulff habe davon angeblich nichts gewusst.

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Gegen Bundespräsident Christian Wulff gibt es neue Vorwürfe. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete, Wulff habe sich in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident mit seiner Frau Bettina von dem Berliner Film-Finanzier David Groenewold zum Münchner Oktoberfest einladen lassen. Dem Magazin liegt dazu nach eigenen Angaben eine Hotelrechnung vor, die Groenewold beglichen habe. Dieser habe damit nach eigener Aussage auch einen Teil der Kosten für die Unterbringung des Ehepaares Wulff übernommen. Laut Groenewold ging es dabei um den Differenzbetrag zwischen dem, was Wulff bezahlt habe und was das Zimmer tatsächlich gekostet habe.

Wulffs Anwalt sagte dem Magazin dazu, sein Mandant habe eine eigene Hotelrechnung bekommen. Was dort aufgeführt worden sei, habe Wulff beglichen und hinterher "gegenüber der Staatskanzlei und der niedersächsischen CDU abgerechnet". Grund dafür sei gewesen, das Wulff noch weitere Termine in München gehabt habe, sowohl im Amt als auch für die Partei.

Wulff wußte angeblich von Kostenübernahme nichts

Das Hotel Bayerischer Hof in München (Foto: DW)
Das Hotel Bayerischer Hof in MünchenBild: picture alliance/Johanna Hoelz

Laut "Bild am Sonntag" ging es bei den Hotelkosten um ein Upgrade für eine Luxussuite im Hotel "Bayerischer Hof". Groenewolds Anwalt sagte dem Blatt: "Mein Mandant hat dafür, dass Herr Wulff eine bessere Zimmerkategorie erhält, 200 Euro pro Übernachtung bezahlt. Es waren insgesamt zwei Nächte, also 400 Euro." Von der Übernahme der Kosten habe Wulff jedoch nichts gewusst. Anlass sei gewesen, dass Wulff überraschend mit Frau und Kind angereist sei. Daraufhin habe Groenewold einen Zimmertausch veranlasst, so dass Wulff das größere Zimmer erhielt.

Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtete zudem von Hinweisen, wonach journalistische Recherchen Wulff veranlasst haben sollen, sein Darlehen bei der BW-Bank mit günstigen Konditionen umzuwandeln. Sowohl die Bank als auch Wulff hatten angegeben, sie hätten am 25. November 2011 telefonisch vereinbart, sein "rollierendes Geldmarktdarlehen" in einen Hypothekenkredit mit deutlich höheren Zinsen umzuwandeln. Am selben Tag habe Wulffs damaliger Sprecher Olaf Glaeseker in der Chefredaktion der "Bild"-Zeitung angerufen, um sich im Namen Wulffs über Recherchen in der Nachbarschaft von Wulffs Haus in Großburgwedel zu beschweren, hieß es in dem Bericht.

Merkel gibt Wulff Rückendeckung

Wulff begrüßt Bundeskanzlerin Merkel im Schloss Bellevue (Foto: AP)
Noch steht Merkel hinter WulffBild: dapd

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre "Wertschätzung" für Wulff bekräftigt. Zugleich äußerte sie aber die Erwartung, dass Wulff alle Fragen in Bezug auf seine Kredit- und Medienaffäre beantwortet. "Beides gehört zusammen - die Wertschätzung für seine Arbeit und die Beantwortung der Fragen", sagte die Kanzlerin am Sonntag im Deutschlandfunk.

"Der Bundespräsident wird, wenn neue Fragen auftreten, auch die beantworten", sagte Merkel, "und diejenigen, die gestellt wurden, sind ja zu einem großen Teil beantwortet." Wichtig sei, dass keine Fragen offenblieben. "Wo noch Klärungsbedarf ist, muss das eben erfolgen", sagte Merkel. Auf die Frage, ob Wulff sein Amt nach dieser wochenlangen Diskussion fortsetzen könne, sagte Merkel: "Ich denke, er kann es tun, und jetzt warten wir mal den weiteren Verlauf des Jahres ab." Sie gehe davon aus, dass der Bundespräsident seine gute Arbeit fortsetze.

Der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister (CDU) hat sich von seinem Amtsvorgänger Wulff distanziert. Zudem sagte er zu, dessen Kreditaffäre vollständig aufzuklären. "Sollte es falsche Auskünfte der Landesregierung gegenüber dem Parlament gegeben haben, werden wir sie richtigstellen, sagte McAllister der 'Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung'.

Autorin: Annamaria Sigrist (dpa, rtr, dapd, afp)
Redaktion: Michael Wehling