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Neue Zeit auf der Krim

30. März 2014

Russland erhält den Druck auf die Ukraine aufrecht, will aber mit dem Westen über politische Weichenstellungen in der Ex-Sowjetrepublik verhandeln. Auf der Krim ticken die Uhren nun wie in Moskau.

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Jubel auf der Krim bei der Zeitumstellung auf Moskauer Zeit (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Russland hat die krisengeschüttelte Ukraine mit Nachdruck aufgefordert, den russischsprachigen Landesteilen mehr Rechte einzuräumen. Die Führung in Kiew müsse schnell eine neue Verfassung ausarbeiten, in der die militärische Neutralität des Nachbarlandes festgeschrieben sei - somit auch der Verzicht auf einen NATO-Beitritt. Das sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow dem Staatsfernsehen. Zudem verlangte er von der Ukraine erneut die Anerkennung von Russisch als zweiter Amtssprache.

Darüber entscheide allein die Kiewer Führung, entgegnete das ukrainische Außenministerium und wies die russischen Forderungen als "Besserwisserei" zurück. Der belehrende Ton von Außenminister Lawrow zeige, dass der "Aggressor Russland" nur an einer Kapitulation der Ukraine interessiert sei und nicht an einer Lösung des Konflikts, hieß es weiter.

Lawrow ist an diesem Sonntag in Paris mit seinem US-Kollegen John Kerry zusammen gekommen, um auch über die von Russland annektierte Halbinsel Krim zu sprechen. Lawrow hatte am Vortag dementiert, dass Russland an der Grenze zur Ukraine Truppen für einen Einmarsch zusammenziehe. Die von der EU und den USA in der Krim-Krise verhängten Sanktionen nannte er "unnötig und unbequem".

Jubel über Moskauer Zeit

Auf der Schwarzmeer-Halbinsel ticken die Uhren inzwischen wie in Moskau: In der Nacht zum Sonntag bejubelten Tausende den offiziellen Beitritt zur Moskauer Zeitzone (Foto). Fernsehbilder zeigten eine Menschenmenge, die russische Fahnen schwenkte und verfolgte, wie die zentrale Bahnhofsuhr in Simferopol um zwei Stunden - auf Moskauer Zeit - vorgestellt wurde. Es gehe um eine weitere Integration in russische Strukturen und einen "historischen Moment", sagte ein Sprecher der selbst ernannten Führung.

Die Krim hatte nach ihrem international nicht anerkannten Beitritt zu Russland bereits den Rubel eingeführt, parallel zur ukrainischen Währung Griwna. Immer mehr Krim-Bewohner würden einen russischen Pass beantragen, sagte Konstantin Romodanowski vom Migrationsamt. Die Behörden gehen davon aus, dass bald zwei Millionen der etwa 2,4 Millionen Menschen auf der Halbinsel russische Dokumente besitzen.

Versammlung der Krim-Tataren (Foto: picture-alliance/dpa)
Debattierten über ihre Zukunft: die Krim-TatarenBild: picture-alliance/dpa

Kritik an der örtlichen Führung kam aber von den Krimtataren. Ihnen gehe die Integration viel zu schnell, sagten Vertreter der Gemeinschaft bei einer Versammlung in Bachtschissarai. Sie forderten "mehr Selbstbestimmung" - ohne aber nähere Schritte zu planen. Die muslimischen Krimtataren sind traditionell eher der Ukraine zugewandt und hatten zum Boykott des Russland-Referendums aufgerufen. Nach ihrer Deportation unter Sowjetdiktator Josef Stalin siedelten sie sich in den vergangenen Jahren wieder auf der Krim an. Kremlchef Wladimir Putin hatte den etwa 300.000 Krimtataren umfangreiche Rechte zugesichert.

Abschied von den Toten des Maidan

In Kiew gedachten derweil Tausende Menschen der Opfer der jüngsten Proteste. Auf dem Unabhängigkeitsplatz der Hauptstadt erklang nach einer Schweigeminute die ukrainische Hymne, danach legten viele Trauernde Blumen nieder. Auch der Politiker und Ex-Boxchampion Vitali Klitschko und der Unternehmer und Präsidentschaftskandidat Pjotr Poroschenko kamen zu der Veranstaltung. Bei den monatelangen Protesten waren etwa 100 Menschen getötet worden. Tausende erlitten Verletzungen.

pg/kle (dpa, afp)