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Neuer Chef, neues Glück?

Vedat Acikgöz27. Februar 2003

Die amerikanische Wertpapieraufsichtsbehörde SEC bekommt diese Woche einen neuen Chef. Aussichtsreichster Kandidat ist der 71-jährige Investmentbanker William Donaldson. Er gilt als große Hoffnung in schweren Zeiten.

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Die Wall-Street-Banker warten gespannt auf den neuen Chef der SECBild: AP

In dieser Woche entscheidet der US-Senat, ob William Donaldsons Wahl zum Vorsitzenden der amerikanischen Wertpapieraufsichtsbehörde "Securities and Exchange Commission" (SEC) bestätigt wird. Im November 2002 nominierte US-Präsident George W. Bush ihn als Nachfolger des nach heftiger Kritik zurückgetretenen SEC-Vorsitzenden Harvey L. Pitt.

Die wichtigste Aufgabe des Investmentbankers wird es sein, das Vertrauen der US-Investoren in die amerikanischen Märkte und das Finanzsystem wieder herzustellen. Denn die Bilanzskandale bei Unternehmen wie Enron, Tyco, WorldCom und anderen Unternehmen in den letzten Jahren haben das Vertrauen der Anleger in die US-Wirtschaft und die SEC tief erschüttert. Der Kontrollbehörde wird vor allem vorgeworfen, die teilweise gigantischen Bilanzfälschungen solcher Unternehmen lange Zeit nicht erkannt zu haben.

19 Millionen Dollar Abfindung


Große Hoffnungen setzt die US-Regierung jetzt in den 71-jährigen William Donaldson. Er war Mitbegründer der Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette, die vor zwei Jahren an Credit Suisse First Boston verkauft wurde. Weiteren Respekt verschaffte er sich als Vorsitzender der New Yorker Börse in den Jahren 1991 bis 1995. Er öffnete die Wall Street für ausländische Anleger und investierte dreistellige Millionenbeträge in die Technik. Einen Namen machte er sich zudem als erster Direktor der berühmten Yale School of Management.


Zuletzt geriet auch Donaldson in die Kritik. Ihm wird vorgeworfen, bei seiner letzten Tätigkeit als Vorstandschef der größten privaten US-Krankenkasse Aetna Inc. Anleger in die Irre geführt zu haben. Nachdem Donaldson nach nur 13 Monaten Amtszeit im Jahre 2001 mit einer Abfindung von 19 Millionen Dollar aus dem Unternehmen ausschied, musste Aetna verkünden, dass die Einnahmen unter seiner Ägide weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren.


Mehr Geld gegen Unternehmenskriminalität


Als amerikanische Börsenaufsicht ist die SEC für die Kontrolle des Wertpapierhandels in den USA zuständig. Dabei soll sie alle wichtigen Banken, Broker und Unternehmen beobachten und dafür sorgen, dass sie sich an die Börsenvorschriften halten. Insiderhandel und Preismanipulationen sollen damit verhindert werden. Als nationale Zentralbehörde ist die SEC keinem Ministerium zugeordnet.

Um den Kampf gegen Unternehmenskriminalität zu unterstützen, kündigte US-Präsident George W. Bush in seinem Entwurf für den Bundeshaushalt für das kommende Jahr an, den SEC-Etat zu erhöhen. Das Budget soll im Haushaltsjahr, das im Oktober 2003 beginnt, 842 Millionen Dollar betragen - 73 Prozent mehr als im letzten Haushaltsjahr. Somit will Präsident Bush Bilanzskandale wie bei dem Energieriesen Enron vermeiden, in die auch Mitglieder seiner Regierung verwickelt waren. Mit der Erhöhung wäre die SEC in der Lage, hunderte zusätzlicher Buchhalter, Anwälte und Prüfer einzustellen, um die 17.000 an US-Börsen notierten Unternehmen, 34.000 Portefeuilles von Investmentfonds, 8.000 Broker und rund 7.500 Finanzberater zu überwachen. Wegen des akuten Kapazitätsmangels kann die SEC zur Zeit die von Unternehmen eingereichten Quartalsberichte kaum näher analysieren, meinen Experten. (12.02.2003)