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Politik

Neuer Kopf in Pakistans Machtzirkel

26. November 2016

Armeechef in Pakistan zu sein, ist ein Amt mit Einfluss. Die Position führt oft auch an die Staatsspitze. General Qamar Javed Bajwa führt nun die Streitkräfte der Atommacht. Er gilt als ruhig und besonnen.

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Pakistan Qamar Javed Bajwa
Der neue starke Mann bei den pakistanischen Streitkräften: General Qamar Javed Bajwa (Archivbild)Bild: picture alliance/AP Photo/M. Yousuf

Ministerpräsident Nawaz Sharif ernannte den 57-Jährigen als Nachfolger von General Raheel Sharif zum neuen Oberkommandierenden. Sharif hatte das Militär seit 2013 geführt und war so beliebt wie wohl kein Armeechef vor ihm. Um ihn entstand ein Personenkult. "Lebende Legende" oder "rettender Engel" wurde er genannt. Unter Sharifs Führung hatte die Armee nach Jahrzehnten der Radikalisierung im Land Militäroffensiven gegen einige der vielen extremistischen Gruppen stark ausgeweitet.

Die Zahlen terroristischer Angriffe und ihrer Opfer gingen 2015 deutlich zurück. 2016 schlugen islamistische Gruppen aber wieder häufiger zu. Raheel Sharif ist der erste Militärchef seit 20 Jahren, der freiwillig nach seiner Amtszeit abtritt. Viele Pakistaner hatten gehofft, Sharif würde länger als die vorgesehenen drei Jahre an der Macht bleiben.

Pakistan Armeechef Raheel Sharif
Beliebt bei den Soldaten und geachtet beim Volk: Der bisherige Armeechef Raheel Sharif tritt ab (Archivbild, links)Bild: ISPR

Bajwa war einer der fünf von der Armee vorgeschlagenen Kandidaten. Bisher war er Generalinspekteur für Training und Aufsicht. Zuvor hatte er das wichtige 10. Korps in Rawalpindi befehligt, das auch zuständig ist für die Sicherung der langen Grenze mit Indien. Er hat in der Kaschmirregion gedient und in den lange von Extremisten beherrschten Nordgebieten des Landes. Dennoch ist er nicht als Falke bekannt. Kollegen sagen, er halte den Terrorismus im eigenen Land für ein größeres Problem als die Rivalität mit dem Erzfeind Indien, die sich jüngst verschärfte.

Harter Kurs gegen Extremisten

Das wäre eine Hilfe für Ministerpräsident Sharif, der seit Jahren gegen den Widerstand des Militärs die Annäherung an Indien sucht. Außerdem könnte das bedeuten, dass die Armee ihren aggressiven Kurs gegen einige der Extremistengruppen im Land fortsetzt. Ob das auch die gegen Indien und Afghanistan gerichteten Gruppen einschließt, wie von den USA scharf eingefordert, ist bisher nicht abzusehen. Bajwa wird als ruhiger Mann beschrieben, der das Rampenlicht eher meidet.

In Pakistan haben Generäle in den vergangenen Jahrzehnten fünf Mal die zivile Regierung gestürzt oder dabei geholfen. Jahrzehntelang hatte das Militär das Land regiert. Der Chef der Armee ist in Pakistan ungleich einflussreicher als in westlichen Staaten. Der Armee sind alle Geheimdienste unterstellt, sie erfüllt aber auch zivile Aufgaben, zum Beispiel im Straßenbau. Vor allem aber bestimmt die Armee außenpolitische Beziehungen mit, besonders die zu den Nachbarn Afghanistan und Indien.

Tägliche Scharmützel

Das Verhältnis beider Staaten ist derzeit extrem schlecht. Pakistan wird vorgeworfen, die in Afghanistan wieder erstarkenden Taliban zu unterstützen. Mit Indien, wie Pakistan eine Nuklearmacht, gibt es fast täglich Scharmützel an der Grenze im umkämpften Kaschmirgebiet. Pakistanische Extremisten verübten jüngst mehrfach blutige Anschläge auf indische Ziele. Im Gegenzug gab Indien an, zum ersten Mal seit Jahrzehnten für einen Vergeltungsschlag auf pakistanisches Gebiet vorgedrungen zu sein.

cgn/jj (afpe, dpa)