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Unter Druck

16. September 2008

Der US-Versicherungsgigant AIG hat mit riskanten Bankgeschäften seine Zahlungsfähigkeit in Gefahr gebracht. Er könnte als nächstes Pleite gehen. Eine Finanzspritze im zweistelligen Milliardenbereich muss her.

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AIG-Logo auf dem Fußballtrikot: 2006 hat AIG einen Sponsorenvertrag für den Fußballclub Manchester United unterzeichnet und fast 100 Millionen Dollar dafür bezahlt, mit dem Logo auf den Trikots zu stehen (Foto: dpa)
Als noch Geld da war: 2006 hat AIG einen Sponsorenvertrag für Manchester United unterzeichnet - über fast 100 Millionen DollarBild: picture-alliance/ dpa

Einer der weltgrößten Versicherungskonzerne, die American International Group (AIG) hat im Trubel der Finanzmarktkrise einen neuen Schlag einstecken müssen. Die Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch stuften am späten Montagabend (15.9.2008) AIG um mindestens zwei Stufen herab. Damit werteten sie die Bonität - die vermutete Zahlungsfähigkeit - des Konzern ab. Das verstärkt den Druck auf den Konzern, der bereits eine Neuordnung seines Geschäfts angekündigt hat und der dringend eine Finanzspritze in zweistelliger Milliardenhöhe sucht.

Die US-Zentralbank Fed hat unterdessen die Investmentbank Goldman Sachs gebeten, zusammen mit der Großbank JPMorgan Chase eine Möglichkeit zu finden, AIG durch einen kurzfristigen Überbrückungskredit im Geschäft zu halten. Am Sonntagabend hatte der Konzern die US-Notenbank um Unterstützung gebeten. "AIG scheint der nächste auf dem Schafott zu sein", sagte dazu der Finanzexperte Tom Sowanick vom Investmenthaus Clearbrook Financial gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Mehr als 90 Prozent Wertverlust an der Börse

Der Versicherungsriese zählt zu den weltweiten Branchenführern. Lange Zeit stand der US-Konzern gemessen am Börsenwert einsam an der Spitze. Doch der zuletzt dramatische Kursverfall ließ AIG bei der Marktkapitalisierung hinter die deutsche Allianz und die französische AXA zurückfallen. In diesem Jahr hat AIG schon mehr als 90 Prozent an Börsenwert verloren. Am Dienstag verloren AIG-Aktien mit Beginn des Börsentages in New York sofort 70 Prozent ihres Wertes.

Der AIG-Konzern bedient mit über 100.000 Beschäftigten in mehr als 100 Ländern weltweit die gesamte Palette von Schadenspolicen bis hin zu Lebensversicherungen. Auch viele deutsche Großkonzerne sind bei AIG versichert. Neben dem klassischen Versicherungsgeschäft ist der Gigant aber auch als Vermögensverwalter tätig und betreibt ganz ähnlich riskante Geschäfte wie eine Investmentbank. Aus diesem Bereich stammen die derzeit lebensbedrohlichen Probleme. AIG hat Garantien für Hypothekenpapiere übernommen, die inzwischen stark an Wert verloren haben. Einige sind sogar ganz unverkäuflich geworden. Zum Konzern gehört aber auch der weltgrößte Anbieter für Flugzeug-Leasing ILFC - der wichtigste einzelne Kunde für Airbus und Boeing.

Trotz neuer Chefetage keine Rettung aus der Krise

In den ersten drei Quartalen 2008 erlitt AIG wegen der Kreditkrise Verluste von insgesamt 18 Milliarden Dollar (13 Mrd. Euro) und wechselte seinen Chef aus. Der Versicherer holte sich zudem bereits eine Kapitalspritze von 20 Milliarden Dollar.

AIG hatte schon mit einigen Skandalen zu kämpfen: Bis heute belasten den Konzern Nachwehen von Ermittlungen zu Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen. Im Jahr 2005 musste deshalb der legendäre AIG-Chef Maurice Greenberg gehen, der den Konzern über fast vier Jahrzehnte aufgebaut und geprägt hatte. Greenberg ist noch immer Großaktionär und oft einer der heftigsten Kritiker der Konzernspitze. (kap)

Der AIG-Tower im Finanzdistrikt von Hong Kong spiegelt sich in einer Fensterscheibe (Foto: dpa)
Der AIG-Tower im Finanzdistrikt von Hong Kong spiegelt sich in einer FensterscheibeBild: picture-alliance/ dpa
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