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Neuer streit um Radio Maryja - Vorwurf finanzieller Unregelmäßigkeiten

29. November 2002

- Bischöfe sprechen von "Kampagne bestimmter Medien"

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Köln, 29.11.2002, POLNISCHER RUNDFUNK, PAP

POLNISCHER RUNDFUNK I, poln., 28.11.2002

Mehrere hundert Hörer von Radio Maryja haben vor dem Sitz des Premierministers, wo eine Konferenz stattfindet, die sich mit den gegen Pater Rydzyk (Leiter von Radio Maryja) in einem vom 1. Programm des Polnischen Fernsehens am 25. November ausgestrahlten Film erhobenen Anschuldigungen befasst, Mahnwachen aufgestellt. In dem Film ging es um den Verdacht von Unregelmäßigkeiten bei der Finanzierung des Senders. Die Teilnehmer der Mahnwache erklärten, sie seien hergekommen, um den guten Ruf von Pater Rydzyk und von Radio Maryja zu verteidigen.

Pater Adam Schulz, Sprecher des polnischen Episkopats, schloss heute in Czestochowa (Tschenstochau - MD) erneut aus, dass Radio Maryja zumThema der Plenarsitzung der Polnischen Bischofskonferenz gemacht wird, die derzeit auf dem Hellen Berg in Czestochowa stattfindet. (...)

Pater Rydzyk sagte, der Film "Pater Rydzyks Imperium" und alle damit zusammenhängenden Presseartikel seien die Rache für sein Vorhaben, einen Fernsehsender zu gründen. "Wir haben weitere Pläne, Gott, unserer Kirche, unserer Heimat und der polnischen Nation noch besser zu dienen. Wir alle kennen diese Pläne, Radio Maryja um Fernsehbilder zu bereichern", sagte Pater Rydzyk in einem Telefongespräch aus Brasilien mit seinem Sender. (TS)

PAP, poln., 28.11.2002

Der Vorsitzende des Polnischen Rundfunk- und Fernsehrates Juliusz Braun hat angekündigt, dass der Rat die Tätigkeit von Radio Maryja im Rahmen seiner Zuständigkeit überprüfen werde. Seiner Meinung nach müsse die Glaubwürdigkeit des Fernsehfilms über Radio Maryja geprüft werden, da der Film "ernsthafte Fragen aufgeworfen hat, die beantwortet werden müssen". "Der Rat wird im Rahmen seiner Zuständigkeit entsprechend den Erwartungen des Herrn Präsidenten die Tätigkeit von Radio Maryja überprüfen und um eventuelle Klärung bitten", sagte Braun am Donnerstag (28.11.) in Lublin vor Journalisten. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die meisten Vorwürfe, die gegen Radio Maryja erhoben werden, "mit der unmittelbaren Arbeit des Senders nichts zu tun haben". "Es sind Dinge, die mit Steuervorschriften, mit dem Devisenrecht usw. zu tun haben. Das liegt nicht im Zuständigkeitsbereich des Rates", erklärte Braun. (TS)

PAP, poln., 27.11.2002

(...) Das von der polnischen Bischofskonferenz ernannte Gremium von Bischöfen, zuständig für Radio Maryja, hat am Mittwoch (27.11.) eine Erklärung herausgegeben, in dem es Radio Maryja "Anerkennung für die Verkündung der christlichen Heilsbotschaft, für die Arbeit insbesondere im katechetischen Bereich, als Schule des Gebets und bei der Gestaltung der Liturgie" ausspricht. Im Zusammenhang mit den letzten Veröffentlichungen über den in Torun (Thorn - MD) ansässigen Sender äußern die Bischöfe sich aber gleichzeitig "tief besorgt über die immer stärker werdende Kampagne bestimmter Medien gegen kirchliche Personen und Institutionen". "Das Gremium arbeitet an der kirchenrechtlichen Regelung von Radio Maryja, die Analyse und die Beurteilung der administrativen und wirtschaftlichen Tätigkeit von Radio Maryja gehört nicht in seinen Zuständigkeitsbereich."

Die Erklärung unterzeichneten die Bischöfe Leszek Glodz, Marian Golebiowski, Stanislaw Wielgusa und Andrzej Suski.

Präsident Aleksander Kwasniewski erklärte, er erwarte, dass "sowohl der Polnische Rundfunk- und Fernsehrat als auch die zuständigen Staatsorgane sowie Radio Maryja selbst zu den Vorwürfen" gegen den Sender "Stellung nehmen". "Für die Transparenz des polnischen öffentlichen Lebens ist diese Klärung notwendig", sagte Kwasniewski am Mittwoch vor Journalisten. Er gab zu, den Film nicht gesehen zu haben. "Ich bin nicht Hörer dieses Senders", fügte er hinzu.

Nach Meinung der Polnischen Familienliga (LPR) hat der Chef des Polnischen Fernsehens, Robert Kwiatkowski, ein Verbrechen begangen, indem er die Ausstrahlung des Films "Pater Rydzyks Imperium" gestattete. (...) Für die Absetzung Kwiatkowskis ist auch die Landeskommission des Verbandes Solidarnosc 80. (...) "Der letzte beispiellose Angriff auf Radio Maryja wird dazu genutzt, um den Menschen die freie Stimme des Volkes zu nehmen, zu der der Sender geworden ist", meint die Solidarnosc 80.

Sejm-Vizemarschall Donald Tusk (Bürgerplattform) "hat den Eindruck", dass die staatlichen Behörden Angst haben vor Radio Maryja und dass es dem Chef des Senders, Tadeusz Rydzyk, "gelungen ist, einen großen Teil des Staatsapparats irgendwie zu terrorisieren". (...)

Der Vorsitzende des Polnischen Rundfunk- und Fernsehkomitees Juliusz Braun sagte im Sender Radio Zet, "es ist sehr schwer zu beurteilen, ob die in dem Film erhobenen Vorwürfe begründet sind". "Vieles weist jedoch darauf hin, dass diese Vorwürfe ernsthafter Natur sind". Das müsse geklärt werden. Gleichzeitig habe er an dem Film selbst "gewisse Zweifel". (...) (TS)