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Neues Blutbad in Bagdad

3. Februar 2007

Ein Selbstmordanschlag in Bagdad forderte mindestens 120 Tote - der schwerste Anschlag seit November. US-Präsident George W. Bush will unterdessen mehr Geld für das Militär: 230 Milliarden Dollar.

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Ein Verletzter im KrankenhausBild: AP

Bei dem Selbstmordanschlag in Bagdad sind am Samstag (3.2.) nach Angaben von Polizei und Krankenhäusern mindestens 120 Menschen getötet worden. Mehr als 240 Menschen wurden verletzt, als der Attentäter seinen Lastwagen auf einen belebten Lebensmittelmarkt in einem schiitischen Viertel der irakischen Hauptstadt steuerte und den Sprengstoff dort zur Explosion brachte. Zahlreiche Läden und Stände auf dem Sadrija-Markt wurden zerstört.

Irak, Bombenanschlag in Bagdad am 03.02.2007
Ein Verletzter wird in ein Krankenhaus gebrachtBild: AP

Es war der folgenreichste Anschlag in Bagdad, seit am 23.
November mutmaßliche Al-Kaida-Kämpfer bei Angriffen mit Autobomben und Mörsergranaten im schiitischen Armenviertel Sadr City mindestens 215 Menschen töteten.

Bomben in Kirkuk

In der nordirakischen Vielvölkerstadt Kirkuk explodierten am Samstag sieben Autobomben. Vier Menschen starben, 21 weitere wurden nach Polizeiangaben verletzt. In Folge der Anschläge wurde in der gesamten Stadt zunächst eine vollständige Ausgangssperre verhängt. In Ambar wurden acht Polizisten getötet, als ein Selbstmordattentäter seinen Sprengstoffgürtel bei einer Polizeistation zündete.

Bush droht...

Angesichts der anhaltenden Gewalt im Irak drohte US-Präsident Bush der Führung in Bagdad mit Konsequenzen, falls sie nicht energisch durchgreifen sollte. Die Verpflichtung der USA zum Militäreinsatz sei nicht unbefristet, sagte Bush am Samstag vor einer Tagung der oppositionellen Demokraten in Williamsburg (Virginia). Bush verlangte von der Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki mehr Führungsstärke. Sie müsse endlich die politischen Reformen in Angriff nehmen, damit alle Iraker das Gefühl hätten, dass die Regierung für sie da sei.

...und braucht mehr Geld

Die Kriege im Irak und Afghanistan werden für die Steuerzahler in den Vereinigten Staaten immer teurer. Für die Einsätze im Irak und in Afghanistan will die US-Regierung bis Oktober 2008 weitere rund 230 Milliarden Dollar (180 Milliarden Euro) beantragen. Dies geht aus Dokumenten zum Haushaltsplan von Präsident Bush hervor, die der Nachrichtenagentur AP am Samstag vorlagen.

Ein Teil der Summe, 93 Milliarden Dollar (72 Milliarden Euro), soll noch für dieses Haushaltsjahr verwendet werden. Damit würde sich das für 2007 veranschlagte Geld für die beiden Konflikte auf insgesamt etwa 170 Milliarden Dollar erhöhen. Für das im Oktober beginnende Haushaltsjahr 2008 will die Regierung 141 Milliarden Dollar (109 Milliarden Euro) für die Einsätze im Irak und in Afghanistan beim Kongress beantragen.

Auch eine deutliche Erhöhung des Haushalts für die Streitkräfte ist den Unterlagen zufolge vorgesehen: Sie sollen 2008 mit 130 Milliarden Dollar ausgestattet werden, 16 Prozent mehr als in diesem Jahr. Darunter fallen mehr als 46 Milliarden Dollar an Personalkosten und fast 24 Milliarden für den Kauf von Waffen und Ausrüstung. Diesem Posten wird damit 42 Prozent mehr Geld eingeräumt. Bush will seinen Etatentwurf am Montag vorlegen.

Teurer als Vietnam

Führende Demokraten kündigten bereits eine akribische Prüfung der einzelnen Ausgabeposten an und machten deutlich, dass sie nicht gewillt seien, dem Präsidenten einen Blanko-Scheck auszustellen. Sollte der von den Demokraten kontrollierte Kongress den Etatwunsch des republikanischen Präsidenten billigen, würden die Ausgaben für die Kriege in Afghanistan und Irak seit 2001 auf 745 Milliarden Dollar steigen - inflationsbeglichen wäre dies mehr als für den Vietnamkrieg. (sams)