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Neues Kapitel in der VW-Affäre

8. Juli 2005

Der VW-Personalvorstand Peter Hartz hat dem Aufsichtsrat des Unternehmens seinen Rücktritt angeboten. Er war im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre bei Volkswagen unter Druck geraten.

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Volkswagen-Manager Peter Hartz
Peter HartzBild: AP

Die Entscheidung von Peter Hartz ist ein neues Kapitel in der seit etwa zwei Wochen dauernden VW-Affäre. Den Grund für den Schritt des Managers nannte der Autobauer in einer knappen Mitteilung am Freitag (8.7.2005) nicht. Nun habe der Aufsichtsrat über die Abberufung von Hartz zu entscheiden.

Hartz ist seit 1993 Arbeitsdirektor bei VW. Er kam unter Druck, als Medien berichteten, der Vorstand habe dem Betriebsrat größere Budgets zur Verfügung gestellt und die Verwendung nicht näher kontrolliert. Hartz selbst hatte Vorwürfe zurückgewiesen, der Vorstand habe versucht, Betriebsräte durch Vergünstigungen kompromissbereit zu stimmen.

Ermittlungen

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig wollte zuvor nicht ausschließen, dass sie ihre Ermittlungen auf Hartz und den vergangene Woche zurückgetretenen Gesamtbetriebsratschef Klaus Volkert ausweiten wird. Die Behörde ermittelt gegen den früheren Personalvorstand der VW-Tochter Skoda, Helmuth Schuster, und einen entlassenen Mitarbeiter des Personalwesens wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug. VW hatte Strafanzeige gegen die beiden gestellt.

Die Aktie von Europas größtem Autobauer legte um 1,13 Prozent auf 38,33 Euro zu. Ein Abgang von Hartz wäre nach der Schmiergeldaffäre positiv für das Image von VW und wirke damit zumindest kurzfristig unterstützend auf den Aktienkurs, sagte ein Aktien-Händler. Zudem werde die Umstrukturierung, die Markenvorstand Wolfgang Bernhard vorantreibt, erleichtert.

Chronik der Affäre

Die VW-Affäre kam am 25. Juni mit ersten Berichten über eine mutmaßliche Schmiergeld-Affäre bei Volkswagen ins Rollen. Hauptpersonen sollen Helmuth Schuster und sein ehemaliger Mitarbeiter Klaus-Joachim Gebauer sein. Beide waren Mitte Juni fristlos entlassen worden.

Fünf Tage später erklärte der Betriebsratsvorsitzende Klaus Volkert überraschend seinen Rücktritt. Er begründete das mit seinem Alter. Medien berichteten jedoch, Volkert sei in die Schmiergeldaffäre verwickelt. Auch Personalvorstand Peter Hartz sei möglicherweise betroffen.

Am 1. Juli reagierte VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech erstmals auf Vorwürfe gegen Hartz: "Der Aufsichtsrat hat und wird Herrn Dr. Hartz keinen Aufhebungsvertrag anbieten." Zwei Tage darauf sagte Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Christian Wulff (CDU): "Es kann für Peter Hartz und für andere keinen Persilschein geben."

Am 5. Juli berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf Firmen-Insider, der Vorstand habe dem Betriebsrat unter anderem teure Lustreisen ins Ausland zugeschanzt. Im Gegenzug seien Betriebsräte bereit gewesen, Vorstandsbeschlüsse mit zu tragen. Eigenbelege über Summen bis zu 30.000 Euro seien vom Vorstand abgesegnet worden.

Am 7. Juli wurden neue Vorwürfe laut, nach denen Hartz die Anweisung gegeben haben soll, dem Betriebsrat ein Budget zur freien Verfügung zu überlassen. Zudem wurde bekannt, dass Hartz die Zuständigkeit für Regierungsbeziehungen an Konzernchef Bernd Pischetsrieder abgeben soll. (mas)