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Neues SMS-Warnsystem in Israel

12. August 2012

Israels Armee will die Zivilbevölkerung künftig per Kurznachricht via Handy vor drohenden Raketenangriffen warnen. Wappnet sich das Land damit gegen eine Eskalation im Atomstreit mit dem Iran?

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Test der dritten Generation der Kurzstreckenrakete Fateh-110 an einem nicht benannten Ort im Iran (Archivfoto August 2012: dpa)
Raketentest im Iran vom AugustBild: picture-alliance/dpa

An diesem Sonntag erhielten die Bewohner verschiedener Regionen Israels, darunter die Einwohner der Städte Jerusalem, Tel Aviv und Haifa, eine SMS-Nachricht in hebräischer, arabischer, englischer und russischer Sprache auf ihren Mobilfunktelefonen. "Test des mobilen Alarmsystems", lautete die Botschaft des israelischen Militärs. Vier Tage lang soll das Handy-Warnsystem in immer wieder neuen Regionen erprobt werden, bevor am Donnerstag ein landesweiter Test stattfindet, wie ein Armeesprecher erläuterte.

Vorbereitung für Angriff?

Gleichzeitig bemühte er sich zu versichern, dass diese Art des neuen Alarms nichts mit einem möglicherweise bevorstehenden Angriff auf das iranische Atomprogramm zu tun habe. Israels Medien interpretierten diesen Schritt dennoch als eine weitere Vorbereitung für eine Eskalation im Atomkonflikt mit der Führung in Teheran. Experten warnen für diesen Fall vor Raketenangriffen Irans und der verbündeten radikal-islamischen Hisbolla-Miliz im Südlibanon sowie aus dem palästinensischen Gazastreifen.

Nicht genug Atemschutzmasken

Die israelische Tageszeitung "Jediot Ahronot" kritisierte, dass Israel für einen Krieg "nicht bereit" sei und etwa die Hälfte der Einwohner des Landes beispielsweise nicht über Atemschutzmasken verfügten. Auch würden begonnene Sicherungsmaßnahmen an Israels Krankenhäusern noch rund drei Jahre dauern. Regierungschef Benjamin Netanjahu trat diesen Berichten in der wöchentlichen Kabinettsitzung an diesem Sonntag demonstrativ entgegen. Er sprach von "bedeutenden Verbesserungen" bei den Kapazitäten zum Schutz der Zivilbevölkerung und verwies unter anderem auf die Raketenabwehrsysteme "Iron Dome" und "Hetz". Mit Blick auf den Iran warnte er: "Ich wiederhole, der Iran darf die Atombombe nicht bekommen."

Sanktionen fruchten nicht

Israel fühlt sich durch das iranische Atomprogramm in seiner Existenz bedroht. Die USA und andere westliche Staaten beschuldigen Teheran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms heimlich Atomwaffen zu entwickeln. Mit immer schärferen Sanktionen versucht der Westen, den Iran zum Verzicht auf seine Urananreicherung zu zwingen. Teheran hat wiederholt erklärt, das Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zwecken.

Laut israelischen Presseberichten treibt der Iran - ungeachtet der vermittelnden Gespräche der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands mit Teheran - die Entwicklung eines atomaren Sprengkopfs voran. Die liberale und regierungskritische Zeitung "Haaretz" schreibt, der jüngste Lagebericht der US-Geheimdienste sei "in letzter Minute" um Informationen über Fortschritte beim Bau eines Sprengkopfes ergänzt worden. Die neuen Erkenntnisse gingen weit über die der Internationalen Atomenergie-Organisation in Wien hinaus. Die regierungsnahe "Israel Hajom" berichtet, die Führung in Teheran habe auch die Arbeiten für den Bau einer Trägerrakete forciert. Beide Zeitungen berufen sich auf Informationen aus Regierungskreisen und durchgesickerte Geheimdienst-Erkenntnisse.

se/gmf (dpa, rtr, afp)