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Schaut euch diesen Stern an!

1. Januar 2012

"Schaut euch diesen Stern an!"

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Antje Borchers, Prädikantin der Lemgoer evangelischen St. Nicolai-Gemeinde
Bild: DW

Willkommen im neuen Jahr! Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr 2012! Apropos gut: Ob ein Jahr gut wird, liegt nicht nur am Jahr selbst, es liegt auch an mir. Sie kennen vielleicht den Satz: Es ist alles eine Frage der Einstellung. Ob ein Glas halb voll oder halb leer ist… – eine Frage der Einstellung. Das heißt: Ob mein Jahr gut wird und hell, oder ob es trübe ist, mir was schuldig bleibt, das ist keine objektive Angelegenheit. Die Wirklichkeit ist immer die Wirklichkeit, wie ich sie sehe, wie ich sie verstehe und deute. Und es kann sein, dass ich großartige Dinge verpasse, weil ich sie falsch gedeutet habe.

Da werde ich vielleicht in eine Arbeitsgruppe eingeteilt mit Leuten, mit denen ich nichts am Hut habe. Wie blöd. Doch plötzlich merke ich, Mensch, die haben einen Humor, der mir gefällt. Danke Gott, du kannst sogar aus doofen Arbeitsgruppen was Gutes machen. – Anders auf die Dinge schauen, das kann die Dinge, das Leben verändern.

Was für uns heute gilt, das galt natürlich auch früher. Zum Beispiel für die Weisen aus der biblischen Weihnachtsgeschichte. Heilige drei Könige werden sie genannt. Tatsächlich waren sie Wissenschaftler, Sternkundler. Die haben damals am Himmel eine außergewöhnliche Sternenformation gesehen. Ein Leckerbissen für Wissenschaftler. Was genau ist das? Was ist die Ursache? – So lauten ihre sachlichen Fragen. Dazu kommen die persönlichen Fragen: Was bedeutet diese Sache für mein Leben? Und je nach dem, was man für ein Typ ist, mit welcher Einstellung man an eine Sache herangeht, wirkt sich diese Sache anders auf das Leben aus.

Ich stelle mir vor, die Sternkundler damals haben sich über die ungewöhnliche Sternenformation unterhalten: Schaut euch diesen Stern an! Und je nach Typ läuft ihr Gespräch in einer anderen Stimmung. Zum Beispiel Typ „vom Leben genervt und bedient“: Schaut euch diesen Stern an, was soll das denn jetzt schon wieder?! – Wer so durchs Leben geht…, kann dem überhaupt noch Großartiges passieren?

Oder der begeisterte Typ: Schaut euch diesen Stern an! Was soll der wohl bedeuten? Was hat Gott uns zu sagen? – Wer so durchs Leben geht, für den kann sich immer was ändern, da kann was Neues beginnen.

Oder der lahme, uninteressierte Typ: Schaut euch den Stern an, so viel Geschiss, na ja, ich nehm‘ noch ‘n Bier. – Wer so durchs Leben geht, der ist jetzt schon tot, erwartet nichts mehr.

Ich glaube, Gott schickt viele kleine und große Sterne in unser Leben. Wir müssen allerdings hinschauen, genau hinschauen. Gott will mit seinem Licht in unsere manchmal dunklen Tage einbrechen, sein helles Leben bahnt sich einen Weg von der Ewigkeit zu uns. Und unser Leben kann gut werden.

Ich will hier nicht oberflächlich das Leben schönreden nach dem Motto: Strengt euch nur ein bisschen an, die Welt ist gut. Die Welt ist ja nicht nur gut. Aber wir haben Gottes großes Versprechen: Ich bin bei euch. Ich kam in die Welt, habe gelebt, Glück und Leid erlebt. Ich habe alles überwunden, bin auferstanden und kenne den Sinn und das Ziel. Jetzt bin ich mit meinem Geist bei euch, ihr seid nicht allein in der Welt. Dieses Versprechen ist die Grundlage für unser Leben. Und es ermöglicht uns eine andere Grundeinstellung, an jedem neuen Tag im neuen Jahr.

Schaut euch diesen Stern an! Sachlich gesehen war es damals einfach eine Sternenformation. Doch die Weisen haben die Sache auf ihre Weise gedeutet und dahinter Gott vermutet: Gott hat etwas vor mit der Welt. Mit uns. Mit mir. Die Männer haben sich bewegen lassen. Sind losgezogen. Dem Stern hinterher! Und sie haben was gefunden: ein kleines Kind, Jesus. Und Gottes Versprechen: Ich verbinde mich mit dem Kind und bin in der Welt.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie im neuen Jahr die Sterne Gottes für Ihr Leben entdecken! Dass Sie bewegt werden, aufbrechen und Ihr Jahr gut wird.