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Newcomer mit großem Namen

10. Oktober 2010

Die internationale Öffentlichkeit kennt ihn seit der Fußball-WM: Mandla Mandela. Da ist Nelson Mandelas Enkel als Sprecher der Familie aufgetreten. Vor einem Jahr war er zum ersten Mal auf der politischen Bühne zu sehen.

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Mandla Mandela (Bild: dpa)
Mandla MandelaBild: picture-alliance/dpa

"Wir Mandelas werden dem ANC immer die Treue halten." Mit diesen Worten gewinnt Mandla Zwelivelile Mandela die Herzen des Publikums. Es ist Februar 2009, in Südafrika herrscht Wahlkampf. Auf dem Podium der ANC-Veranstaltung im Ostkap sitzen der heutige Präsident Jacob Zuma und sein Amtsvorgänger Nelson Mandela. Aber der berühmte Großvater überlässt seinem Enkel das Reden. Es ist der erste große Auftritt des 36-Jährigen als Politiker. Dahinter habe das Kalkül des ANC gesteckt, meint Jabulani Sithole, Politikwissenschaftler an der Universität von Kwazulu Natal. Es sei ein Schachzug gegen die aufstrebende Splitterpartei COPE gewesen, auf deren Wahlkampfveranstaltungen die Mutter des früheren Präsidenten Mbeki aufgetreten war. "Unmittelbar danach setzte der ANC Mandla Mandela als Trumpf für sich ein. Also als reine Gegenmaßnahme."

Der große Unbekannte

Der Mandela-Enkel tauchte aus dem politischen Nichts auf: Erst kurz vor dem Wahlkampf war er Mitglied des ANC geworden. Er hatte zwar Politik studiert, verfolgte zunächst aber keine politische Karriere. Seit 2007 ist er der traditionelle Stammesführer in Mvezo, der Heimat seiner Familie. Nun aber brauchte ihn der ANC wegen seines berühmten Namens. Natürlich habe auch Mandla Mandela davon profitiert, betont Politikwissenschaftler Sithole. Als frischgebackenes Parteimitglied sitze dieser jetzt schon als Abgeordneter im Parlament. Natürlich nutze er den Namen seines Großvaters für seine politische Karriere. "Ohne den Namen Mandela wäre er nie so schnell bekannt geworden", sagt Sithole.

Verantwortung und Vorteile

Kritiker werfen Mandla Mandela vor, den Namen für seine Zwecke zu missbrauchen. Er selbst betont dagegen immer wieder, dass es nicht nur ein Vorteil sei zu dem berühmten Klan zu gehören, sondern dass das auch eine besondere Verantwortung darstelle. Dem südafrikanischen Nachrichtensender News 24 sagte er: "Der Name weckt viele Erwartungen. Sobald man einen Raum betritt, haben die Leute eine bestimmte Vorstellung, wie sich ein Mandela verhalten sollte. Das ist manchmal nicht so einfach." Seinen Großvater beschreibt er gern als Vorbild, an dem er sich orientiert. Auf die Frage, welche die wichtigste politische Lektion sei, antwortet Mandla Mandela, ein Anführer müsse bescheiden sein und den Menschen dienen. Er dürfe nie erwarten, dass sie ihm folgen: "Sie geben ihnen die Richtung vor. Ein Anführer muss sich an ihren Wünschen orientieren. Ich habe mich immer verpflichtet gefühlt, den Menschen zu dienen."

Schweres Erbe?

Diesem Anspruch muss der Mandela-Enkel noch gerecht werden. Politische Beobachter befürchten, dass seine Nähe zu Jacob Zuma dabei nicht gerade hilft. Sie hegen Zweifel daran, dass der 36-Jährige der Versuchung der Macht widerstehen und moralischen Prinzipien treu bleiben kann. Neben seiner Funktion als Parlamentsabgeordneter und Stammesführer ist er ein erfolgreicher Geschäftsmann, Direktor von mindestens acht Unternehmen am Kap. Die Medien spekulieren nach einem schlagzeilenträchtigen Rosenkrieg mit Exfrau Tando über die Höhe seines Vermögens. Seine guten politischen Verbindungen kann Mandla Mandela zu seinem Vorteil nutzen. Er habe durchaus Einfluss, meint Politikwissenschaftler Jabulani Sithole. Jeder, der sich, wie er, mit dem Staatspräsidenten und seinen engsten Verbündeten gut stelle, könne eine politische Zukunft haben. Nur wer ihr Vertrauen verliere, sei in Schwierigkeiten. Doch für Mandla Mandela laufe es momentan gut, sagt Sithole. "Er ist ein politisch noch unbeschriebenes Blatt und Zumas Verbündete glauben, dass sie ihn so formen können, dass er in ihre Zukunftspläne passt."

Autorin: Leonie March

Redaktion: Christine Harjes