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"Newsweek" nur noch im Netz

19. Oktober 2012

Nach "Life" erwischt es nun auch "Newsweek". Nach 80 Jahren stellt das renommierte US-Magazin seine Printausgabe ein. Im nächsten Jahr erscheint "Newsweek" nur noch online - und nur gegen Bares.

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Ein Heft von Newsweek-hängt an einem Kiosk in Chicago (Archivfoto: getty images)
USA Zeitschrift NewsweekBild: Getty Images

Am 31. Dezember 2012 ist Feierabend, dann soll die letzte gedruckte Ausgabe von "Newsweek" an die Zeitungskioske und Abonnenten ausgeliefert werden. Als Grund für den Kurswechsel nannte Chefredakteurin Tina Brown die schwierige wirtschaftliche Lage im Printjournalismus.

"Bei dieser Entscheidung geht es nicht um die Qualität der Marke oder den Journalismus - die sind so stark wie eh und je", schrieb Brown. "Wir verändern 'Newsweek', wir verabschieden uns nicht davon." Die digitale Version soll kostenpflichtig werden und "Newsweek Global" heißen. Sie richtet sich laut Brown Worten "auf ein hochmobiles, meinungsbildendes Publikum, das in einem anspruchsvollen Umfeld etwas über die Welt erfahren will".

Die Chefredakteurin bereitete die Mitarbeiter auf harte Zeiten vor. "Wir erwarten leider einen Stellenabbau und eine Straffung unserer redaktionellen und geschäftlichen Tätigkeiten in den USA und international", schrieb sie. Wie viele Stellen betroffen sind, verriet Brown aber nicht.

Auflage im Sinkflug

"Newsweek" war 1933 von Thomas Martyn, einem Ex-Redakteur des Konkurrenzblattes "Time", gegründet worden. 1961 übernahm das Mutterhaus der angesehenen Tageszeitung "Washington Post" das Magazin. Wie viele andere Print-Publikationen in den USA und Europa kämpft "Newsweek" seit Jahren mit schwindenden Auflagen. Zugleich litt das Blatt unter der Verlagerung des Anzeigengeschäfts ins Internet. Die Auflage fiel im vergangenen Jahrzehnt von mehr als vier Millionen auf rund 1,5 Millionen.

Daran änderte auch die Übernahme durch den kalifornischen Milliardär und Radiotechnikpionier Sidney Harman im August 2010 nichts, der die Zeitschrift und ihre Schulden für den symbolischen Betrag von einem Dollar erwarb und mit der Nachrichten-Webseite "The Daily Beast" verschmolz. Nach Harmans Tod 2011 stellte seine Familie die finanzielle Unterstützung ein. Die Zeitschrift, die als Glanzstück des amerikanischen Journalismus gilt, gehört Harmans Nachkommen und dem Internetunternehmen InterActiveCorp ("ask.com").

Nur noch "Time" hält am Druck fest

Einen ähnlichen Weg ins Netz ist vor drei Jahren bereits "Life" gegangen. Das Reportagemagazin hat eine ähnliche Geschichte und einen ähnlichen Stellenwert wie "Newsweek". Beide Journale berichteten in atemberaubenden Bildern vom Aufstieg der Nazis, dem Zweiten Weltkrieg, Berliner Mauerbau, Vietnam-Krieg, Watergate-Skandal und den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Auch die Fotos von "Life" gibt es aber nur noch im Internet. Als letzte der drei großen US-Zeitschriften hält sich noch "Time" am Kiosk.

kle/sti (afp, dpa, rtr, dapd)