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NFL untersagt Kniefall während Hymne

23. Mai 2018

Im so genannten "Hymnenstreit" einigen sich die Teambesitzer der nordamerikanischen Football-Profiliga NFL auf eine neue Regelung. Die Spielergewerkschaft ist alles andere als begeistert.

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Bild: Getty Images/J. Rogash

Spieler der nordamerikanischen Football-Profiliga NFL müssen künftig stehen, während die Nationalhymne abgespielt wird. Sollten sie als ein Zeichen des Protests knien, würden die Vereine und auch die Spieler bestraft, teilte NFL-Commissioner Roger Goodell am Mittwoch beim Frühjahrstreffen des Verbands. "In dieser Saison soll das gesamte Personal des Teams und der Liga stehen und der Flagge und der Nationalhymne Respekt erweisen", heißt es in der Erklärung, die von den NFL-Teambesitzern abgenickt wurde. Allerdings ließen sie protestierenden Spielern noch eine kleine Hintertür offen: "Personal, das sich dafür entschieden hat, für die Hymne nicht aufzustehen, darf in der Umkleidekabine bleiben, bis die Hymne abgespielt ist."

Mit dieser Entscheidung zog die NFL die Konsequenz aus dem so genannten "Hymnenstreit", in den sich auch US-Präsident Donald Trump eingeschaltet hatte. NFL-Profis hatten während der Hymne immer wieder das Knie gebeugt, um gegen Polizeigewalt gegen Schwarze und Rassendiskriminierung zu protestieren. Trump hatte diese Spieler als "Hurensöhne" bezeichnet, die gefeuert werden sollten. Auf die NFL-Teams hatte er Druck ausgeübt.

 

Spielergewerkschaft nicht eingebunden

Die Spielergewerkschaft NFLPA kritisierte die Entscheidung der Teambesitzer und warf ihnen vor, nicht in die Diskussion eingebunden worden zu sein. Wenn sich Spieler hingekniet hätten, sei es nie darum gegangen, gegen die Nationalhymne zu protestieren, teilte die NFLPA mit: "NFL-Spieler haben ihre Patriotismus durch ihre sozialen Aktivitäten gezeigt, durch ihren Dienst an der Gemeinschaft, mit ihrer Unterstützung unseres Militärs und der Exekutive - und ja, auch durch ihre Proteste, um die Aufmerksamkeit auf Themen zu lenken, die ihnen am Herzen liegen."

Urheber der Protestform kaltgestellt

Den Anfang hatte im August 2016 Colin Kaepernick gemacht, damals erfolgreicher Quarterback der San Francisco 49ers. Er trat eine regelrechte Welle los, der sich später auch Sportler außerhalb des Footballs anschlossen. Kaepernick erhielt in der folgenden NFL-Saison keinen Vertrag mehr. Seitdem wartet er auf ein neues Engagament. "Sportlern sollte die Beschäftigung nicht verweigert werden auf der Basis von parteiischen politischen Provokationen durch die Exekutive unserer Regierung", erklärte Kaepernick im Oktober 2017 in Richtung Trump. "Ein solcher Präzedenzfall bedroht alle patriotischen Amerikaner und erinnert an die dunkelsten Tage unserer Nation." Kaepernick hat die NFL-Teambesitzer verklagt. Er wirft ihnen vor, sich abgesprochen zu haben, um ihn aus dem Football zu verbannen.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter