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Nicht immer leicht - Deutsch-russische Handelsbeziehungen

3. Januar 2008

Viele deutsche Firmen sind auf den russischen Markt aktiv. Dieser wächst sehr stark. Er ist aber auch stark reglementiert. Insgesamt sprechen die Firmen dennoch von einem guten deutsch-russischen Wirtschaftsjahr 2007.

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Bild: AP

Russland belegt nach wie vor den ersten Platz im deutschen Osteuropa-Handel. Generalkonsul Fjodor Chorokordin ist zufrieden: "Die Wirtschaftsdiplomatie, wie sie bei uns im russischen Außenministerium formuliert wird, liegt uns sehr am Herzen. Denn wir sehen ja, dass die russische Wirtschaft boomt. Die positiven Entwicklungen in der Russischen Föderation machen auch die Rahmenbedingungen für Handelsbeziehungen und die jeweilige Zusammenarbeit immer günstiger."

Hilfe und Beratung bekamen die deutschen Unternehmen bislang nur durch zwei Delegiertenbüros der deutschen Außenhandelskammern, in Moskau und in Sankt Petersburg. Seit dem 14. Dezember ist das anders - da eröffnete Bundeswirtschaftsminister Michael Glos in Moskau die erste deutsch-russische Außenhandelskammer.

Viele Chancen, aber schwieriger Einstieg

Viele deutsche Unternehmen - große, wie kleine – haben sich auf den Weg in den Osten gemacht. Die Handelskammern zählen etwa 4.600 Unternehmen, wie zum Beispiel die Metro-Gruppe, die Baustofffirma Knauf, die WAZ-Gruppe oder Banken. Sie investieren, bauen oder beraten heute zwischen Kaliningrad im Westen und Wladiwostok im Osten. "Gute Einstiegschancen bestehen in praktisch allen Bereichen, sei es Produktion, auf dem Dienstleistungssektor oder Zulieferer. Erst vor kurzem wurde feierlich die neue Autofabrik in Kaluga, 300 Kilometer von Moskau entfernt, eröffnet. Dort wird der VW-Konzern den Octavia und den Passat produzieren. Das heißt, es gibt zahlreiche Möglichkeiten für eine Geschäftsbeziehung", sagte Chorokordin.

Geschäftsbeziehungen für deutsche Unternehmen in Russland sind allerdings nicht immer leicht aufzubauen. Die ausländischen Unternehmen klagen über eine hohe Reglementierung des Marktes, viel Bürokratie und die marktbeherrschende Stellung der staatlichen Banken in Russland. Auch wenn der russische Finanz- und Bankenmarkt Worte wie "Management" und "Dienstleistungen" längst verinnerlicht hat, gibt es noch Schwierigkeiten – so bei der Vergabe von langfristigen Krediten an den Mittelstand, der Höhe der Zinsen und der Bankenaufsicht durch die russische Zentralbank.

Gegenseitige Abhängigkeit

Der Energiesektor scheint keine Probleme zu haben. Ein Drittel seines Erdgas-Bedarfs bezieht Deutschland aus Russland, dem Land mit dem größten Erdgas-Vorkommen der Welt. Und der Energie-Bedarf wächst. In Deutschland sprechen manche von einer gefährlichen Abhängigkeit vom Rohstoff-Giganten Russland. Der russische Generalkonsul Chorokordin sieht das nicht so: "Ich würde die Frage sehr kurz beantworten. In dem selben Maße wird Russland dann auch von Deutschland abhängig. Denn es ist ja eine gegenseitige Abhängigkeit. Es ist nicht wirklich einseitig wie ein politisches Druckmittel zu nutzen."

Um die Belieferung mit Erdgas sicherzustellen, haben die deutschen Unternehmen E.ON, Ruhrgas und BASF mit dem staatlichen russischen Unternehmen Gazprom beschlossen, eine Ostsee-Pipeline zu bauen. Ab 2010 sollen dann direkt von Wyborg bei Sankt Petersburg nach Greifswald über 27 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr fließen.

Großes Ungleichgewicht

Was die zusammengerechneten Investitionen angeht, gibt es allerdings ein großes Ungleichgewicht. Deutsche Unternehmen haben im Jahr 2006 knapp 10 Milliarden US-Dollar in Russland investiert. Russische Firmen in Deutschland dagegen nur ein Zehntel davon. Der Hauptgrund: es gibt nur eine kleine Gruppe von unternehmerischen Russen, die sich in Deutschland angesiedelt haben.

"Das sind sehr kleine Firmen, zwei, drei Personen, die manchmal Handel mit Waren aller Art betreiben. Sie wurden vorwiegend von Bürgern mit russischer Staatsangehörigkeit gegründet, die ihren ständigen Wohnsitz aber in Deutschland haben. Handel, Maschinenbau, Anlagenausrüstung. Das ist vielleicht auch so zu erklären: die Wirtschaft boomt, die Technik ist veraltet. Die russische Wirtschaft ist also angewiesen auf moderne Maschinen, Know-how und deutsche Markenfabrikate, die schon längere Zeit einen guten Ruf genießen", erläuterte Chorokordin. So haben sich viele russische Firmen in Deutschland auf den Maschinenhandel spezialisiert. Auch sie trugen zu einem guten deutsch-russischen Wirtschaftsjahr 2007 bei.

Victoria von Gottberg