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Nicht nur eine Kinderkrankheit

Dorothee Ott14. Januar 2003

Dr. Klaus Skrodski, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) im Gespräch mit DW-Online über neue Erkenntnisse zur ADH-Störung.

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Herr Dr. Skrodski: Ist endgültig geklärt, wodurch ADHS entsteht?

Obwohl die Forschung an ADHS in Deutschland gerade in den letzten Jahren intensiviert wurde, kann man noch nicht endgültig sagen, wie ADHS entsteht. Fest steht, dass ein genetischer Defekt vorliegt, die Krankheit also von den Eltern weiter vererbt werden kann. Bestimmte soziale Faktoren wie Stress in der Familie können die Krankheit noch verstärken.

Sind denn nur Kinder von der Krankheit betroffen?

Nein, die Krankheit verschwindet nicht einfach nach der Pubertät, wie man in Deutschland bis vor einigen Jahren noch annahm. In Amerika weiß man schon seit den siebziger Jahren, dass auch Erwachsene an der ADH-Störung leiden. In Deutschland ist jedoch erst in den letzten Jahren ein Bewusstsein für das Vorhandensein von ADHS entstanden, so dass die Krankheit oft falsch diagnostiziert wurde. Hier ist deshalb noch viel Aufklärungsarbeit nötig.

Wurden die erwachsenen Patienten in Deutschland denn bislang falsch behandelt?

Ja, viele erwachsene ADHS-Patienten wurden in den letzten Jahren fälschlich auf das Borderline-Syndrom behandelt. Obwohl jetzt bekannt ist, dass die ADH-Störung durchaus auch bei Erwachsenen auftritt, sind durch das Arzneimittelgesetz ihrer Behandlung Grenzen gesetzt. Denn Methylphenidad, der Wirkstoff, der den drei in Deutschland zugelassenen Medikamenten zugrunde liegt, darf bis jetzt nur Kindern verordnet werden.

Was ist ihrer Meinung nach wirksamer? Eine Behandlung mit Psychopharmaka oder eine Psychotherapie?

Das kann man nicht pauschal sagen, es kommt ganz auf die Schwere der Krankheit an. Bei leichten Fällen reicht es oft, den Eltern Anleitungen zu geben, wie sie mit dem Kind umzugehen haben. Dabei ist es vor allem wichtig, Strukturen im Alltag einzurichten, feste Zeiten und Rituale, an die sich Kinder mit der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung halten können. Schwere Fälle müssen jedoch mit Psychopharmaka behandelt werden. Eine andere Möglichkeit gibt es bislang nicht.

Was raten Sie den Eltern, die vermuten, dass ihr Kind an der ADH-Störung leidet?

Neben der Behandlung durch den Kinderarzt und/oder den Jugendpsychiater gibt es für jede Region Deutschlands Selbsthilfegruppen oder Erziehungsberatungsstellen, die ihrerseits wiederum Fachärzte empfehlen können und den Austausch unter Betroffenen ermöglichen.