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Nicht nur Ostereier-Bemaler

Bernd Gräßler30. Mai 2008

Die vergangenen Tage haben das Selbstbewusstsein der einzigen slawischen Minderheit in Deutschland gestärkt. Wenn sie nun noch erfolgreicher Fussball spielen als ihre Mitbürger ...

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Bild: DW

Dieser Tage am Brandenburger Tor. Besucher bestaunen die bunte Trachtengruppe, die sich dort versammelt hat. Doch es wird kein Volkstanz aufgeführt, eher im Gegenteil. 500 Menschen sind gekommen, um mehr Geld zu fordern: Es sind Sorben, die einzige slawische Minderheit in Deutschland. In der öffentlichen Wahrnehmung rangieren die Sorben eher unter Folklore, gelten als begnadete Ostereier-Bemaler und immer zu Ostern traben ihre befrackten Reiter in der Tagesschau durchs Bild.

Es geht ums Geld

Doch diesmal sind die netten Leute aus der Lausitz nicht zum Spaßen aufgelegt. Sie wollen mehr Geld. Denn es gibt Streit zwischen Berlin und dem kleinen Völkchen, das bereits seit anderthalb Jahrtausenden im östlichen Deutschland siedelt. Der Bundesrechnungshof hat bemängelt, dass die Stiftung der Sorben mit staatlichen Zuschüssen nicht sparsam genug umgehe. Zu wenig konkrete Projekte, die Verwaltung zu aufgebläht, so der Vorwurf.

Was eigentlich nur beweisen würde, wie gut die 60.000 Sorben in ihrem Mutterland Deutschland integriert sind. Doch Monate lang gab es ein Tauziehen um die geforderten 16,4 Millionen für Schulen, Museen, Theater, und einen Verlag. Verschwinden Sprache und Kultur, dann verschwindet unser Volk, warnten die Sorben und rüsteten erstmals zu einer Demonstration in die Hauptstadt.

Ein Sorbe als Ministerpräsident

Nun sind sie unübersehbar da in Berlin, doch eigentlich hätten sie gar nicht mehr zu kommen brauchen. Denn kurz zuvor ist der Gegner eingeknickt. Die Aussicht, wegen Schikanierung der kleinen Minderheit an den Pranger gestellt zu werden, hat die Sparkommissare von Regierung und Parlament zum Einlenken gebracht. Und, wie es der Zufall so will, ist einen Tag zuvor in Sachsen erstmals ein bekennender Sorbe zum Ministerpräsidenten gewählt worden. Noch nie bekleidete ein Sorbe in Deutschland ein so hohes Amt.

Wenn das sorbische Team nun noch bei der Europameisterschaft der nationalen Minderheiten in der Schweiz besser abschneidet, als die Deutschen danach bei der großen EM ...