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Politik

Nichtraucher laufen gegen FPÖ-Pläne Sturm

22. Februar 2018

Die Regierung in Wien steht unter Druck: Mehr als 300.000 Menschen haben sich binnen einer Woche gegen das Vorhaben der Koalition ausgesprochen, das geplante Rauchverbot in der Gastronomie zu kippen.

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Österreich Volksbegehren Don't Smoke
Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer Szekeres (links) beim Startschuss für das Volksbegehren am 15.02.2018Bild: picture-alliance/dpa/APA/H. Punz

Das geht aus der Zählung der Initiative"Don't smoke" der Ärztekammer und der Krebshilfe hervor. Aufgrund des großen Zulaufs muss sich zwingend das Parlament mit dem Nichtraucherschutz befassen. In Österreich raucht der OECD zufolge jeder vierte Erwachsene täglich. In Europa wird nur in Griechenland und Ungarn mehr geraucht.  

Aschenbecher mit Zigarette (Foto: picture-alliance)
In Österreich wird viel geraucht - nur in Griechenland und Ungarn ziehen die Bürger öfter am GlimmstängelBild: picture-alliance/dpa/F. von Erichsen

Die oppositionellen liberalen Neos wollen bereits nächste Woche im Parlament eine Volksbefragung beantragen. "Aus der Kampagne ist mittlerweile eine Volksbewegung geworden", zeigte sich der Sprecher der Wiener Ärztekammer, Hans-Peter Petutschnig, erfreut.

Koalitionsvertrag sieht weiter getrennte Raucherzimmer vor

Eigentlich sollte vom 1. Mai an in Österreich das Rauchen in Lokalen, wie in vielen Ländern Europas, generell verboten werden. Auf Druck der FPÖ wurde im Koalitionsvertrag mit der ÖVP aber festgelegt, dass die bisherige Regelung mit getrennten Raucherzimmern erhalten bleiben soll. Zugleich soll das Mindestalter für Raucher von 16 auf 18 Jahre angehoben werden.

Die Unterschiften-Aktion, mit der ein Volksbegehren eingeleitet werden soll, hat eine breite Debatte um das Rauchverbot ausgelöst. In den Reihen von ÖVP und auch FPÖ mehren sich die Stimmen, doch auf das Anliegen der Bevölkerung einzugehen. Spitzenpolitiker der ÖVP auf Landes- und kommunaler Ebene zeigten großes Verständnis für die "Don't smoke"-Kampagne.

Strache lehnt Volksabstimmung bis 2021 ab

Der FPÖ-Landesvorsitzende in Kärnten, Gernot Darmann, ist aufgrund der öffentlichen Diskussion für eine rasche Volksabstimmung. FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache, selbst starker Raucher, hat das bisher aber zumindest bis 2021 ausgeschlossen. Dann greifen nach dem Koalitionsvertrag die neuen Kriterien für Volksabstimmungen.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bei der Vereidigung der neuen Regierung in Wien (Foto: Reuters)
FPÖ-Chef Heinz-Christian StracheBild: Reuters/L. Foeger

Dennoch bleibt das Thema brisant, da die FPÖ sich wie keine andere Partei für direkte Demokratie ausgesprochen hat. In der Vergangenheit hatte sie unter anderem verbindliche Volksabstimmungen bereits ab 250.000 Unterstützer-Unterschriften gefordert und steht nun vor einem Glaubwürdigkeitsproblem. Unter der Überschrift "Was sind Worte wert?" zitierte die "Kronen Zeitung" am Donnerstag mehrere FPÖ-Aussagen zum dringend gewünschten Ausbau der direkten Demokratie.

Kanzler Kurz nicht begeistert von FPÖ-Vorstoß

Die ÖVP verweist auf den Koalitionsvertrag, der einzuhalten sei. Bekannt ist aber, dass Kanzler Sebastian Kurz, selbst Nichtraucher, den FPÖ-Vorstoß eher widerwillig akzeptiert hat. Die "Don't smoke"-Initiative will ihre Unterstützer-Unterschriften für ein Volksbegehren noch mehrere Wochen weiter sammeln. Nach offizieller Beantragung eines Volksbegehrens können drei bis sieben Monate bis zur Abstimmungswoche vergehen. Erst eine Volksabstimmung, die vom Parlament beschlossen werden müsste, wäre verbindlich. "Wir setzen darauf, dass sich die Politik vom öffentlichen Druck beeindruckt zeigt", sagte Petutschnig.

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz in Wien (Foto: picture alliance)
Österreichs Bundeskanzler Sebastian KurzBild: picture alliance/dpa/Photoshot/P. Xu

jwa/kle (dpa, www.dontsmoke.at)