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Nichts geht mehr

Stephan Hille9. September 2003

Für die Russen wird es ernst - bitterernst! - in ihrem vorletzten Qualifikationsspiel zur Fußball-Europameisterschaft 2004. Gegen die Schweiz brauchen sie unbedingt einen Sieg. Sonst sind sie draußen.

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Russland ist derzeit Gruppen-Dritter. Um sich überhaupt noch Chancen für die Reise nach Portugal zu wahren, müssen sie auf Teufel komm' raus gewinnen.

Aber:

Fußballerisch erwartet die Schweizer eine mittelstarke Seniorentruppe, die zuletzt eher schwach spielte und derzeit demoralisiert in der Krise steckt: Im Frühling verloren die Russen gegen Albanien, dann gegen Georgien. Und im August verloren sie das Testspiel gegen Israel und dann den Trainer. Nach dem 1:1 gegen Irland stehen sie nun mit dem Rücken zur Wand. Die EM-Teilnahme ist in Gefahr. Und genau das macht die Russen gefährlich.

Nein, es ist nicht lustig ...

Beim Sport verstehen die Russen wenig Spaß. Vor allem, wenn es um die nationale Ehre geht. Als die Kicker bei der letzten WM in Fernost gegen Japan verloren, gingen im Moskauer Zentrum Dutzende Schaufenster zu Bruch und einige Ladas in Flammen auf. Andere Sportnationen mögen mit mehr Gelassenheit schlechte Leistungen und Niederlagen ihrer Sportler hinnehmen, nicht aber die Russen. Weil bei den Winterspielen in Salt Lake City unter anderem die Ski-Langläuferinnen wegen Dopings kurzfristig gesperrt worden waren, glaubte man, Opfer einer amerikanischen Verschwörung geworden zu sein. Das Parlament trat zusammen, und sogar Präsident Putin meldete sich empört zu Wort.

Schön, aber nicht sportlich

Die Russen haben noch nicht verdaut, dass sie auch im Sport keine Weltmacht mehr sind. Auf den olympischen Siegertreppchen werden sie immer öfters verdrängt. Erfolgreich waren sie zuletzt immerhin in einer Sportart, in der bislang vor allem junge blonde und gut aussehende Russinnen auffielen: im Tennis. Erstmals gewannen die Männer den Davis-Cup. Längst schon laufen sich bei den Damen vielversprechende Nachwuchtalente auf den internationalen Courts warm. Doch die meisten von ihnen trainieren im Ausland. Denn mit der Sowjetunion verschwand auch die Förderung des Spitzen- und des Breitensports.

Hoffnung Zukunft

In den Stadien haben sich inzwischen Ramschmärkte eingenistet. Wo die Kids früher zwischen Plattenbauten Eishockey spielten, parken heute Autos. Präsident Putin hat den Ernst der Lage bereits erkannt. Seiner Regierung gab er den Auftrag, 1000 neue Stadien und Sportanlagen zu bauen, um die Sportnation Russland wieder auf Trab zu bringen. Damit Russland endlich wieder einmal in die Medaillenplätze kommt – und zwar daheim. Denn Moskau bewirbt sich für die Austragung der olympischen Sommerspiele 2012.